0751 - Kampf um den Höllenthron
sehen.
Vielleicht räumten die ja tatsächlich die Küche wieder auf.
Wobei William sich fragte, welchen Beitrag ein Wolf dabei leisten konnte. Der mochte vielleicht ein paar Teller und Töpfe wieder an ihren angestammten Platz bringen, sabberte sie dabei aber auch voll. Nicht gerade die Traum Vorstellung jedes Koches oder jeder Köchin, und schon gar nicht die Traumvorstellung von Madame Claire.
Die würde wahrscheinlich wieder einen Tobsuchtsanfall bekommen.
Sie war eine außerordentlich gute Köchin, aber auch außerordentlich reizbar, was ihren Arbeitsbereich anging. Und in dem musste alles seine Ordnung haben.
Draußen vor dem Château blieben William und Fooly stehen. In der Tat, der Schleichhase war fort. Da war nur noch das flachgedrückte Gras, das darauf hinwies, etwas Großes, Schweres habe hier gelegen.
»Und du bist sicher, dass er nicht einfach nur davongehoppelt ist?«, hakte William vorsichtshalber nach.
»Absolut sicher!«, empörte der Drache sich. »Ich weiß doch, was ich gesehen und erlebt habe!«
»All right«, sagte William. »Dann ist ja zumindest dieser Teil der Sache erledigt.«
»Ist er nicht…«, widersprach Fooly schleppend und fügte hinzu: »Glaube ich.«
Etwas an seinem Tonfall alarmierte den Butler. »Wovon redest du?«
Der Drache kauerte sich dort nieder, wo der Schleichhase zuletzt gelegen hatte.
»Da ist Magie«, sagte er leise.
William nickte. Natürlich war da Magie. Die hatte immerhin Calderone eingesetzt.
»Da ist eine Spur«, sagte Fooly. »Sie führt direkt in die Hölle. Der Schleichhase ist diese Spur…«
»Was soll das heißen?«, fragte William.
»Dass ich dieser Spur folgen kann. Dorthin, wo der Schleichhase sich jetzt befindet. Und auch wieder zurück.«
»Und wo ist das Ziel?«
»Das weiß ich erst, wenn ich dort bin«, sagte der Jungdrache.
Eine dumpfe Ahnung überkam den Butler.
»Du wirst dieser Spur nicht folgen«, sagte er. Calderone brachte er mit der Hölle in Verbindung, und der Professor hatte ihm ausdrücklich aufgetragen, zu verhindern, dass Fooly ihm und Mademoiselle Duval in die Hölle folgte. »Du bleibst hier!«
Aber da war es schon zu spät.
Fooly verschwand vor seinen Augen.
William wollte ihn noch an seinen Stummelflügeln festhalten, griff aber ins Leere. Der Drache war schneller verschwunden als sein Abbild.
Der Butler schloss die Augen.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Wieder einmal einer der Alleingänge des Drachen.
Gegen die ausdrückliche Anweisung des Professors. Es war unglaublich.
Vor allem die Art und Weise, wie Fooly verschwunden war. Gerade so, als wäre er durch ein Weltentor gegangen.
Aber ein solches gab es hier definitiv nicht!
Etwa drei Sekunden lang erwog William, dem Drachen zu folgen - sofern es diese Möglichkeit jetzt überhaupt noch gab und der rätselhafte Durchgang, woraus auch immer er bestand, sich nicht bereits wieder geschlossen hatte. Aber dann trat der Butler sogar ein paar Schritte zurück. Er war kein kämpferischer Held, und er wollte sich nicht in eine möglicherweise ausweglose Situation begeben.
Was aber sollte er nun tun? Er fühlte sich ein wenig überfordert.
Verdammt, wenn Fooly nun etwas zustieß…
Der Jungdrache war lästig, zugegeben. Seine Tollpatschigkeit richtete immer wieder erheblichen Schaden an, und manchmal wusste William nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Aber in all den Jahren hatte er sich an Fooly gewöhnt, und ebenso erging es auch den anderen Bewohnern des Châteaus. Selbst die Menschen unten im Dorf hatten sich an Fooly gewöhnt und gelernt, ihn zu akzeptieren.
Auch Kinder waren - manchmal -lästig. Und trotzdem liebte man sie.
Wenn diesem ›Kind‹ jetzt etwas passierte, wenn es etwa starb - es wäre ein tragischer Verlust. Irgendwie gehörte Fooly zu der großen ›Familie‹. Und ihn nicht mehr unter den Lebenden zu wissen, war eine erschreckende Vorstellung.
Man musste ihn zurückholen!
Aber wer sollte das tun? Wer konnte es tun?
***
Plötzlich tauchte Stygia auf.
Sie witterte in alle Richtungen. »Ihr habt den Auftrag nicht erfüllt«, stellte sie dann fest.
»Noch nicht«, sagte Nicole.
Stygia sah sie finster an. »Aim war hier«, sagte sie dann. »Und Calderone ist hier.«
»Das kann nicht sein«, widersprach Nicole. »Er ist geflohen, als ich…«
»Ich spüre seine Aura. Sie ist intensiver als die von Aim. Sieht wohl so aus, als würden sich hier bald alle ein Stelldichein geben, die den verwaisten Thron in Besitz nehmen
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