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0752 - Im Griff der Unsichtbaren

0752 - Im Griff der Unsichtbaren

Titel: 0752 - Im Griff der Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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in ihrem Nacken aufrichteten. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass ihr das Denken immer schwerer fiel. Das, was sie gerade durchmachte, war weder Traum noch Realität. Für einen Traum war es zu realistisch, und für die Realität - zu verwirrend, zu unglaubwürdig? Aber hatte nicht gerade sie schon zu viel erlebt, um sich vom Schein der Dinge blenden zu lassen?
    Und noch etwas stimmte nicht. Das Gefühl war da - von einem Augenblick zum anderen.
    Jemand beobachtete sie.
    Sie atmete durch. Würde jetzt der Angriff erfolgen, mit dem sie schon längst gerechnet hatte? Das Unbehagen wurde verdrängt von der Erleichterung, endlich mehr über ihren Gegner zu erfahren.
    Sie richtete sich auf. In der Rechten hielt sie das Amulett, das noch immer nicht reagiert hatte, die linke Hand umschloss den Dhyarra-Kristall. Die Gedanken schlichen ihr träge und wie in Zeitlupe durch den Kopf. Überrascht stellte sie fest, dass der Kristall nach wie vor aktiviert war. Sie hatte gar nicht mehr darauf geachtet.
    Gleichzeitig wurde das Gefühl der Bedrohung überwältigend - obwohl nach wie vor niemand zu sehen war!
    Die Erkenntnis kam zu spät.
    Bevor sie den Kristall deaktivieren konnte, übernahm das Fremde endgültig die Kontrolle über ihren Verstand und schaltete ihren Willen aus…
    ***
    Shados Wohnraum begann buchstäblich direkt hinter der Tür. Grob verputzte Rillen an der Decke verrieten, dass mehrere Trennwände entfernt worden waren. Der Raum besaß kein Mobiliar außer Herd, Spüle und Kühlschrank. Die Wände waren mit großflächigen Zeichnungen geschmückt, zum Fenster hin zog sich eine sandfarbene Eben mit dem Abbild des Ayer's Rock als rotem Klotz im Mittelpunkt. Über die anderen Wände verteilten sich Waldlandschaften mit sonderbar geformten Bäumen, an denen Bumerangs, Schwirrhölzer, Speere und Schilder hingen, dazwischen Abbildungen von Tieren in typischer Aboriginal-Malweise, das ›Innere‹ zeigend.
    Die Zimmerdecke wurde von einem strahlend blauen Himmel ausgefüllt, in dessen Mitte eine Lampe als ›Sonne‹ integriert war. Auf dem Boden lagen Felle und Decken, die eine primitive Sitzgelegenheit boten.
    Nirgends gab es eine Spur von Shado oder einen Hinweis darauf, dass er sich während der letzten Stunden hier aufgehalten hatte.
    Dem Meister des Übersinnlichen war es nicht wohl bei dem Gedanken, in das Heim des Aborigine eingedrungen zu sein. Er hatte das unbestimmte Gefühl, diesen Ort entweiht zu haben. Aber er rechtfertigte seine Entscheidung damit, dass möglicherweise Nicoles Leben auf dem Spiel stand.
    Gilbert griff sich an den Kragen. »Verdammt, was ist das für eine Hitze hier drin!«
    Zamorra sparte sich die Bemerkung, dass Shado die Klimaanlage aus seiner Wohnung entfernt hatte, da sie seiner Ansicht nach keinen praktischen Nutzen brachte.
    »Ziemlich abgefahren, diese Bude. Diese Aborigines haben alle einen Schaden, wenn Sie mich fragen.«
    »Zumindest mehrheitlich. Einen Alkoholschaden nämlich«, erwiderte Zamorra mürrisch. Die Bemerkung des Inspektors spiegelte den mangelnden Respekt wider, den die meisten weißen Australier den Aborigines nach wie vor entgegenbrachten.
    »Ihre Menschenfreundlichkeit in allen Ehren, Professor, aber würden Sie mir jetzt verdammt noch mal verraten, was wir hier zu suchen haben? Dieser Raum ist leer, das sieht ja wohl ein Blinder.«
    »Shado ist ein alter Bekannter von mir. Er hat mir mitteilen lassen, dass er meine Hilfe benötigt.«
    »Mitteilen lassen? Durch wen?«
    »Durch einen anderen Aborigine, der mich in Frankreich aufgesucht hat.«
    »Und wo ist dieser Mann jetzt?«
    Zamorra zuckte die Achseln. »Das wüsste ich selbst gern. Ich gebe zu, dass ich selbst ein wenig verwirrt bin.«
    »Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung«, grummelte Gilbert. »Ich stelle fest, dass wir hier nichts mehr verloren haben. Sehen wir also zu dass wir die Wohnung verlassen und…«
    »Ich habe bereits auf dich gewartet, Mann mit dem Silberzeichen.«
    Zamorra fuhr herum.
    Gilbert war viel zu überrascht, um nach seiner Waffe zu greifen. Hinter ihnen, neben der Eingangstür, stand ein Aborigine. Es war derselbe, der Zamorra und Nicole vor mehr als zwei Tagen auf Château Montagne aufgesucht hatte.
    »Wie kommen Sie hier herein?« fauchte Gilbert.
    »Es gibt viele Wege, einen Ort zu erreichen, und die meisten bleiben den Weißburschen verschlossen«, antwortete der Mann.
    »Dummes Geschwätz! Ich kann Sie auch festnehmen und aufs Department bringen

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