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0752 - Lauras Leichenhemd

0752 - Lauras Leichenhemd

Titel: 0752 - Lauras Leichenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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liefen ihnen sogar entgegen, was uns nicht kümmerte. Wie hielten nach den Älteren Ausschau. Sie verließen die Schule langsamer, gaben sich lässig, redeten miteinander, kamen stets in Gruppen, doch mir fiel ein junges Mädchen auf, das allein ging. Es trug eine schwarze Hose und eine ebenfalls schwarze, dünne Jacke, die in ihrem Saum mit der Hüfte abschloss. Unter der Jacke beulte sich der Stoff einer weißen Bluse im leichten Wind auf. Das Haar war dunkel, es schimmerten allerdings helle Reflexe darin, als hätte sich das Licht der Sonne darin verfangen.
    Für einen Moment blieb sie stehen und kam mir dabei sehr nachdenklich vor. Mit einer Hand schaufelte sie durch ihre Haare, in der anderen hielt sie die Tasche.
    Selbst auf diese Distanz hin sah ich, dass sie ein außergewöhnlich hübsches Mädchen mit weichen Gesichtszügen war. Bill, der meinen Blick bemerkt hatte, sagte leise: »Okay, John, du hast schon richtig hingeschaut, das ist sie:«
    »Wunderbar.«
    Er lachte leise und überhaupt nicht humorvoll. »Sieht so jemand aus, der um drei verstorbene Mitglieder seiner Familie trauert?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn ich an die Kleidung denke, schon, aber heutzutage ist Schwarz ja in.«
    »Richtig.«
    Laura Saracelli ließ einen Wagen passieren, schaute ihm kurz nach, dann überquerte sie die Straße. Wenn sie so weiterging, würde sie unseren Porsche in einer Entfernung von etwa zehn Yards passieren. Das wollte Bill nicht, außerdem war der Porsche auch für einen Teenager ein sehr auffälliges Auto, und sie schaute automatisch hin.
    Das sah auch Bill, und er winkte.
    Laura blieb stehen.
    Bill rief ihren Namen.
    »Ha, Sie sind es, Mr. Conolly.« Rasch kam sie näher, schaute Bill an, dann mich und fragte: »Warten Sie auf Johnny? Ich hörte, dass die Klasse einen Trip ins Museum gemacht hat und…«
    »Nein, nicht auf Johnny.«
    Lauras dunkle Augen weiteten sich. Sie wusste plötzlich Bescheid.
    »Doch nicht etwa auf mich?«
    »Doch.«
    Sie ging einen kleinen Schritt zurück. An ihren Ohrläppchen baumelten verschiedene Ringe. Modeschmuck, auffallend, aber nicht teuer. »Was kann ich denn für Sie tun, Mr. Conolly?«
    »Nun, Laura, es ist nicht ganz einfach. Du weißt, dass ich im Elternrat der Schule sitze, und ich habe natürlich von deinem Schicksal oder dem deiner Familie erfahren.« Er fühlte sich etwas unbehaglich und suchte nach Worten. »Nun ja, da dachte ich mir, dass es besser ist, wenn ich mal mit dir rede, Laura. Drei Menschen in so kurzer Zeit zu verlieren, das kann kein Mensch verkraften. Wenn wir dir irgendwie helfen können, dann lass es mich bitte wissen. Wir werden alles tun, um dich und deine Familie zu unterstützen.«
    Laura senkte den Kopf. »Danke, Mr. Conolly, aber…«
    »Keine falsche Scham, Laura«
    »Wir… ich … ich werde es schon überstehen, denke ich. Es ist auch so …«
    Sie schluckte, ihr fehlten die Worte. Noch immer hielt sie den Kopf gesenkt, und das Haar war wie ein dichter, dunkler Vorhang vor ihr Gesicht gefallen.
    Ich dachte daran, was Bill mir geraten hatte. Ihr das Kreuz zu zeigen und so einen Test durchzuführen. Das kam mir plötzlich lächerlich vor, deshalb ließ ich es bleiben.
    Dann hob sie den Kopf.
    Sie und ich schauten uns an.
    Ich hatte noch ihre letzten Worte im Ohr, doch als ich ihr Gesicht sah, da dachte ich anders darüber. Zwar hatten die Sätze traurig geklungen, nur zeichnete sich das auf ihrem Gesicht nicht ab. Es war zwar bleich, aber es wirkte auch irgendwie trotzig und gleichzeitig zeigte es einen gewissen Triumph. Oder täuschte ich mich?
    Laura lächelte sogar. »Wir kommen schon darüber hinweg, Mr. Conolly, denke ich.«
    »Wie geht es deinen Eltern?«
    Sie hob die Schultern. »Sie sind sehr geknickt.«
    »Soll ich…?«
    »Bitte nicht. Wir kommen sicherlich zurecht.«
    »Kann ich dich denn nach Hause fahren?«
    »Nein, das möchte ich nicht.«
    »Gut.« Bill reichte ihr die Hand. »Alles Gute, Laura, und vergiss meine Worte bitte nicht.«
    »Das werde ich schon nicht, Mr. Conolly.«
    Sie entzog sich seiner Hand, nickte mir zu und ging davon. Wir schauten ihr nach und sprachen erst wieder miteinander, als Laura Saracelli außer Hörweite war.
    »So«, sagte Bill, »jetzt würde mich interessieren, was du zu ihr sagst.«
    »Sie ist nett und hübsch.«
    »Klar – und weiter?« Ich hob die Schultern. »Warum hast du den Test mit Kreuz nicht durchgeführt?«
    »Er kam mir lächerlich vor.« Bill schaute auf das

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