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0752 - Lauras Leichenhemd

0752 - Lauras Leichenhemd

Titel: 0752 - Lauras Leichenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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passieren: Dabei erinnerte sie sich deutlich an die beiden Männer, die vor der Schule auf sie gewartet hatten. Mr. Conolly kannte sie, der andere war ihr fremd gewesen. Er musste sich in Conollys Alter befinden, und er hatte Laura mit einem Blick angeschaut, unter dem sie im Nachhinein noch erschauderte. Es war ein prüfender, etwas misstrauischer und auch irgendwie wissender Blick gewesen. Er hatte Laura überhaupt nicht gefallen.
    Wer war dieser Mann?
    Gern hätte sie sich nach ihm erkundigt, aber das wäre aufgefallen.
    Sie musste ja eine Komödie vorspielen. Sie musste Trauer zeigen, obwohl ihr nicht danach war. Auch wenn sie das Kleid nicht trug, so hatte sie sich schon verändert. Sie hatte sich vollkommen in der Gewalt, obwohl sie innerlich kochte.
    Wieder kehrten ihre Gedanken zu Bill Conolly zurück. Er hatte den anderen Mann mitgebracht. Ihretwegen? Oder war es einfach nur Zufall gewesen, weil sie sich getroffen hatten? War Mr. Conolly misstrauisch geworden? Man sprach in Schülerkreisen über ihn, und es hatte sich auch herumgesprochen, dass er einer außergewöhnlichen Tätigkeit nachging. Er war zwar ein »normaler« Reporter von Beruf, doch die Familie Conolly umgab ein Geheimnis. Laura hatte mal mit Johnny darüber sprechen wollen, war bei ihm aber auf Granit gestoßen. Er hatte nur zugegeben, dass sie mal mit einer zahmen Wölfin unter einem Dach gelebt hatten.
    Irgendwie passten die Dinge nicht zusammen. Die Conollys gaben ihr Rätsel auf.
    Und Johnny?
    Laura mochte den Jungen, er war ein guter Kamerad, ein Freund, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte. Er stellte sich nicht an, hatte auch nicht viel Angst, mal einen Streich zu machen und würde auch nicht misstrauisch werden, wenn sie sich mit ihm traf.
    Laura lächelte hintergründig, bevor sie flüsterte: »Das ist eigentlich eine gute Idee. Ich könnte mich mit ihm treffen und mir etwas Besonderes anziehen…«
    Sie spürte einen Luftzug im Nacken und wusste sofort, dass hinter ihr jemand die Tür geöffnet hatte. »Arbeitest du?« fragte Marion Saracelli, als sie das Zimmer betrat und dann die Tür schloss.
    Laura strich ihre Haare zurück, drehte sich und schüttelte den Kopf. Jetzt musste sie wieder spielen und schaffte es auch. »Ich… ich kann es nicht, Mum.«
    Marion nickte. Sie war eine blonde Frau und im Norden des Landes geboren. Auch sie trug Schwarz. Rock, Bluse und Strümpfe.
    Deshalb wirkte ihr verweintes und leicht aufgequollenes Gesicht noch blasser, als es ohne schon war. Ihre Gesichtszüge waren in den letzten Tagen sehr hart geworden. Zwei tiefe Falten lagen in den Wangen wie Kerben. Ihre Augen sahen aus wie hartes Glas.
    Sie nickte. »Ich verstehe dich. Möchtest du etwas essen?«
    »Nein.«
    »Auch keine Ravioli?«
    »Nein, Mutter.«
    Marion Saracelli nickte. Sie knetete ihre Hände. Wieder stand sie dicht vor dem Weinen. »Dein Vater kommt heute später. Er hat noch im Restaurant zu tun.«
    »Wie spät denn?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Nach Mitternacht wird es schon werden, denke ich.«
    »Ich gehe dann irgendwann schlafen.«
    »Sandra ist schon im Haus. Wir werden jetzt essen.«
    »Nicht ich.«
    Mrs. Saracelli nickte der ältesten Tochter zu, verzog die Lippen und ging.
    Laura wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann musste sie sich zusammenreißen, um nicht, zu lachen. Es lief besser, als sie es sich vorgestellt hatte. Ihr Vater würde erst nach Mitternacht zurückkehren. Es war also einer weniger da, der sie störte. Sie konnte nach oben gehen und ihr Kleid anziehen.
    Wieder würde es eine besondere Nacht im Haus der Saracellis werden. Daran glaubte sie fest…
    ***
    Ich hatte mit meinem Freund und Kollegen Suko über den Fall gesprochen, weil ich seine Meinung hören wollte. Er saß mir gegenüber, löffelte an seinem Joghurt und zog die, Stirn kraus. Ich kannte diese Geste, wartete aber auf seine Antwort.
    »Ziemlich weit hergeholt, würde ich sagen.«
    »Meine ich auch.«
    »Was fragst du dann mich, John? Du bist doch derjenige gewesen, der diese Laura gesehen hat.«
    Ich drehte mich um und zog am Rollo. Die Räume zwischen den einzelnen Lamellen wurden dichter. Damit hielt auch die Dämmerung in unser Büro Einzug. »Ich weiß es eben nicht, Suko, und bin mir verdammt unsicher. Es könnte alles möglich sein, das brauche ich dir nicht zu sagen.«
    »Und vom Gefühl her?«
    Ich strich durch mein Gesicht und knetete dabei die Wangen.
    »Wenn ich das mal wüsste. Da steht es praktisch

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