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0752 - Lauras Leichenhemd

0752 - Lauras Leichenhemd

Titel: 0752 - Lauras Leichenhemd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausartete, als sie mich anschaute.
    Keine Spur von Trauer über den Tod ihrer Verwandten. Auch jetzt nicht, wo ihr Vater verunglückt war. Sie nahm es hin wie ein Schicksal, gegen das man sich nicht anstemmen konnte.
    Ich hielt einige Kleidungsstücke in der Hand und schleuderte sie wieder zurück in die Truhe. Laura hatte tatsächlich recht gehabt. In der Truhe befanden sich nur ihre Klamotten. Ich hatte zwar nicht alle hervorgeholt, aber der dünne Rest ließ einfach darauf schließen, dass nichts mehr versteckt worden war.
    »Zufrieden, Mr. Sinclair?«
    Ich schwieg und klappte den Deckel wieder zu. Laura lächelte wissend. In dieser Situation regte mich das Lächeln auf. Ich kam mit regelrecht auf den Arm genommen vor. Hier spielte jemand mit mir, und ich glaubte auch weiterhin daran, dass sie mehr über den Tod ihrer Verwandten wusste, als sie zugab.
    Mir fiel ein, dass ich es an der Schule, versäumt hatte, ihr das Kreuz zu zeigen. Das wollte ich nachholen, kam aber auf Umwegen zum Ziel und sprach davon, dass die Familie Saracelli jetzt ungeschützt war.
    »Das stimmt, Mr. Sinclair.«
    »Meinst du nicht, dass wir dagegen etwas tun sollten?«
    Sie betrachtete ihre Fingernägel. »Was denn? Ich wüsste da keine Möglichkeit. Kann man sich gegen ein Unglück oder gegen sein Schicksal denn schützen?«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Na also.«
    »Und du hast keine Angst, dass dir das gleiche Schicksal widerfahren könnte?«
    »Bisher nicht.«
    »Ich könnte dir einen Schutz verpassen«, sagte ich leise.
    Sie lachte leise. »Wie denn?«
    »Das werde ich dir gleich zeigen.« Ich bewegte mich bewusst langsam, als ich meine Arme in Richtung Nacken führte, um dort nach der schmalen Kette zu fassen.
    Ich zog sie hervor, und damit rutschte auch mein Kreuz hoch aus der Versenkung.
    Als sie es sah – ich hielt sie genau unter Kontrolle –, erwartete ich eine Reaktion. Aber Laura stand nur da, gab sich lässig und fühlte sich wie eine Siegerin.
    Schon jetzt sah ich meine Felle schwimmen.
    Ich legte das Kreuz auf meine Handfläche. Die stickige Luft umgab uns wie Sirup.
    Sie schaute darauf.
    »Nun?«
    »Was soll das, Mr. Sinclair?«
    »Ich will dir nur beweisen, Laura, dass es tatsächlich so etwas wie einen Schutz gibt.«
    »Doch nicht das!« tönte sie schmallippig.
    »Doch…«
    »Ich mag keine Kreuze.«
    »Würdest du es anfassen?«
    Wieder funkelte in ihren Augen der Spott. Bevor ich mich versah, hatte sie mir das Kreuz aus der Hand genommen, hielt es selber fest und es geschah nichts. Reingefallen, dachte ich. Mein Plan war durch diese letzte Tat buchstäblich zerstückelt worden. »Ich will es auch nicht behalten, Mr. Sinclair. Sie können es gern zurückhaben.«
    »Natürlich.«
    Sehr behutsam hob ich es aus ihrer Hand weg und schaute nach, ob ein Abdruck zurückgeblieben war, was, auf einen dämonischen oder schwarz magischen Einfluss hingedeutet hätte.
    Nichts war da…
    »Gut«, sagte ich. »Gehen wir.«
    »Sind Sie denn jetzt zufrieden, Mr. Sinclair?«
    »Zufrieden ist man nie, wenn ein Mensch gestorben ist.« Ich verließ vor ihr den Speicher. Innerlich kochte ich vor Wut. Ich kam einfach nicht an dieses Mädchen heran, und ich war davon überzeugt, dass sie viel mehr wusste, als sie zugeben wollte.
    Vier Tote in einer Familie.
    Keiner war auf eine unnatürliche Art und Weise ums Leben gekommen.
    Unglücksfälle…
    Klar, das ging. Es gab genügend Fälle, die bewiesen hatten, dass auch Unglücksfälle herbeigeführt werden konnten. Das mochte auch in diesem Fall so sein, nur fehlte mir dafür einfach der Beweis.
    Der Tote lag allein auf dem Flur. Mrs. Saracelli war nicht mehr zu sehen. Ich hörte sie aber weinen und fand sie in einem Zimmer zusammengesunken in einem Sessel. In der Nähe stand auch ein Telefon. Der Tote musste weggeschafft werden. Ich rief die entsprechenden Stellen an und wollte noch so lange bleiben, bis sie hier waren und die Leiche mitgenommen hatten.
    Laura stand in der Tür.
    Lächelte sie, oder war es nur das Licht, das ihrem Gesicht einen derartigen Ausdruck gab?
    Ich konnte es nicht erkennen, doch unmöglich war nichts bei ihr…
    ***
    Am nächsten Morgen kam ich ziemlich spät ins Büro. Natürlich waren Glenda und Suko schon vor mir da, und sie empfingen mich mit den entsprechenden Blicken und Bemerkungen.
    Sehr schnell schluckten sie die Worte herunter. Meinem Gesicht sahen sie an, dass ich nicht zu irgendwelchen Scherzen aufgelegt war. Ich holte mir den berühmten Kaffee und setzte

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