0753 - Die Blutbuche
versehene Licht drang nicht von oben in die Welt, es kam aus der Tiefe, lautlos und gespenstisch.
Betty erlebte den Auftritt der anderen.
Plötzlich wußte sie, was die Geschichten meinten, wenn sie von einer anderen Welt oder fremden Welten mit ihren Bewohnern berichteten, denn sie bekam Betty zu sehen.
Sie standen da wie starre Spielsoldaten.
Aber sie waren keine Soldaten, sie waren echt.
Das bekam Betty Carr in den folgenden Sekunden zu sehen, als sich die Miniwesen bewegten…
***
Betty tat nichts, sie dachte nicht einmal mehr. Sie stand einfach da und staunte, ließ die anderen agieren, ohne über eine Erklärung nachdenken zu können.
Dafür schaute sie sich die kleinen Wesen an. Das Licht reichte auch aus, um sie sehr deutlich erkennen zu können.
Wie auch bei den Menschen existierten hier ebenfalls unterschiedliche Geschlechter.
Sie sah Männer und Frauen, sogar Kinder waren da. Die Männer erinnerten sie zum Teil an Ritter oder an Gestalten aus Fantasy-Geschichten, denn oft genug waren sie nur mit einem Lendenschurz bekleidet, so daß Bettys Augen sehr deutlich ihre muskulösen Körper wahrnehmen konnten. Körper, wie sie Kämpfer aufwiesen. In der modernen Sprache hätte man sie als Bodybuilder bezeichnet.
Ein seltsames, ungewöhnliches Volk.
Aber auch ein friedliches?
Sie konnte es nicht sagen, sie war einfach zu neu, doch sie stellte fest, daß keines der kleinen Wesen bisher daran dachte, sie anzugreifen. Sie hielten sich zurück.
Auch Betty tat nichts.
Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte und sich nun besser umschauen konnte, stellte sie fest, daß dieses Volk aus kleinen Wesen es tatsächlich geschafft hatte, sich eine eigene Welt zu schaffen. Und zwar eine Welt innerhalb und unterhalb des mächtigen Blutbuchenstammes, dessen Wurzelwerk sich nicht mehr im Boden versteckt hielt, sondern ebenfalls an die Oberfläche gedrungen war und es somit geschafft hatte, ein kleines Reich zu bilden.
Zwischen und innerhalb dieses Wurzelwerks ließ es sich tatsächlich gut leben.
Sie sah kleine Hütten, sie entdeckte winzige Feuer, kleine Häuser, und sie fragte sich jetzt, ob das auch alles stimmte oder ob sie einer Halluzination erlegen war.
Bisher hatte sie einfach nicht daran geglaubt, daß Märchen oder Legenden wahr werden konnten, in dieser Minute allerdings änderte sie ihre Meinung.
Welch ein Anblick.
Welch eine Welt!
Sie konnte es nicht fassen, ihr fehlte jegliche Erklärung, sie nahm es nur einfach hin und suchte dann nach einem Vergleich, der passen konnte.
Mittelalter?
Plötzlich kam er ihr in den Sinn. Ja, das konnte gut möglich sein. Ein mittelalterliches Bild, allerdings mehr geprägt von einer Fantasy-Ebene, und sie erinnerte sich daran, den Film »Highlander« gesehen zu haben, wo in Rückblenden Szenen gezeigt worden waren, die denen hier glichen. Nur erlebte sie dieses Leben hier im kleinen mit, aber trotzdem stimmten die Proportionen.
Es war einfach nicht zu fassen oder zu begreifen…
Die meisten Personen gingen ihrer Arbeit nach. Sie kümmerten sich nicht um die Riesin, die ihnen zuschaute. Neben einem Feuer stand ein glatzköpfiger Mensch, der einen langen Stab in der Hand hielt. Er unterhielt sich mit einer Gestalt, die in eine Mönchskutte eingehüllt worden war. Hin und wieder hob der Glatzköpfige seinen Stab und deutete damit gegen den mächtigen Baumstamm. Er sprach auch mit dem Kuttenmann. Der nickte und blickte ebenfalls in die Höhe.
Das hatte Betty Carr neugierig gemacht.
Auch sie schaute nach oben.
Zu erkennen war nichts, denn das Licht aus dem Boden reichte einfach nicht aus. Nur ein sehr schwacher Schein kroch noch an der knorrigen Rinde in die Höhe und erreichte soeben einen dunklen Fleck, der Bettys Meinung nach feucht schimmerte.
Sie dachte an ihren Mann, der zur Blutbuche gegangen und so verändert zurückgekehrt war. Mit einer veränderten Hand, und er hatte sich leider nicht sehr offen gezeigt. Betty wußte nur, daß diese Veränderung etwas mit dem Stamm zu tun hatte.
Mit dem feuchten Fleck?
Die kleinen Gestalten kümmerten sich nicht um sie. Sie gingen weiterhin ihren Beschäftigungen nach. Betty widerstand dem Versuch, sich zu bücken, eine von ihnen anzufassen und hochzuheben, denn sie hatte auch gesehen, daß einige von ihnen Waffen trugen. Schwerter, Lanzen und Hellebarden.
Am besten war es, wenn sie sich zurückzog, auf Amos wartete und mit ihm über ihre Entdeckung sprach.
Sie ging auch zurück.
Dabei ließ sie die
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