0753 - Strategen des Universums
Ich konnte aufatmen.
Bald darauf verließen die Laren den Geschützstand. Ich suchte mir ebenfalls ein anderes Versteck, in dem ich mich sicherer fühlen konnte. Doch zeigte es sich bald, daß ich nirgends sicher war.
Irgendwie kam ich auch in die „Wartungsklinik", wo an Posbis schadhafte Teile ausgewechselt wurden, wo sie ihren regelmäßigen Service erhielten und wo sich auch ein riesiges Ersatzteillager befand.
Hier glaubte ich, mich noch am sichersten fühlen zu können.
Das war aber der größte Irrtum meines Lebens. Denn ausgerechnet hier stellten mich die Laren.
Ich reagierte schnell und zog eine eindrucksvolle Schau ab, die die Geschichte, die ich mir zurechtgelegt hatte, untermauern sollte.
Schließlich wollte ich der larischen Folter entgehen und verhindern, daß das Zistern-Ventil wirksam wurde.
Aus diesem Grund begab ich mich in die Demontage-Halle, wo ausrangierte Posbis in ihre Bestandteile zerlegt wurden, wenn es sich nicht, mehr auszahlte, sie durch Ersatzteile zu erneuern.
Das kam nicht besonders oft vor, und da auch jetzt gerade nichts los war, mußte ich nachhelfen. Ich schloß einfach einen Posbi kurz -was ich ohne Gewissensbisse tun konnte, weil seine Positronik und der Plasma-Zusatz, auf die es ankam, erhalten blieben und nach der Demontage in einem anderen Robotkörper verpflanzt wurde - und nahm die Anlage in Betrieb.
Der Posbi wurde von den Greifarmen auf das Förderband gelegt und dann systematisch zerlegt. Ich blieb ständig auf gleicher Höhe mit ihm, während er auf dem Förderband dahinglitt und Bestandteil um Bestandteil an das Ersatzteillager verlor.
„O Vater", jammerte ich dabei, in dem Bewußtsein, von den Laren beobachtet zu werden. „Warum nur mußtest du solch ein unrühmliches Ende nehmen? Was soll ich nun ohne dich tun?"
Es gelang mir sogar, einige Tränen zu verlieren.
Inzwischen hatten mich die Laren umzingelt.
„Keine Bewegung, Terraner. Ergib dich!"
Ich wirbelte herum.
„Wer ... wer seid ihr?"
Ich kannte die Physiognomie der Laren gut genug, um die Überraschung vom Gesicht des Larenführers ablesen zu können.
„Willst du behaupten, noch nie einen Laren gesehen zu haben?" fragte er mich.
„Laren?" wiederholte ich verständnislos. „Nennt ihr euch so? Es ist mir egal, von wem wir unterdrückt werden. Ob Kelosker oder Laren, was macht das schon. Mit dem Tod meines Vaters hat das Leben für mich jeglichen Sinn verloren." Als ich sah, wie die verbliebenen Reste des demontierten Posbis durch eine Öffnung verschwanden, schrie ich gequält auf und stürzte nach vorne: „Vater!"
Die Laren verstellten mir den Weg. Ihr Führer sagte: „Das war nur ein Roboter!"
„Und doch war er mein Vater", erwiderte ich schmerzlich. „Er war das letzte fühlende Wesen auf diesem Schiff, das mir etwas bedeutete. Die Kelosker haben alle meine Freunde umprogrammiert, so daß sie mir fremd wurden. Und jetzt ist auch Vater von mir gegangen. Macht mit mir, was ihr wollt..."
Die Laren wechselten bedeutungsvolle Blicke, aus denen hervorging, daß sie mich zumindest für äußerst exzentrisch, wenn nicht gar für übergeschnappt hielten.
Und das bezweckte ich auch. Sie sollten mich für einen harmlosen Spinner halten.
Die Laren berieten sich kurz in ihrer Sprache, die ich selbstverständlich beherrschte, und beschlossen, mich zuerst einmal zur Beobachtung mitzunehmen.
Ich ließ mich widerstandslos abführen. Sie brachten mich auf einen SVE-Raumer und sperrten mich für eine Weile in eine Zelle. Sie ließen mich es zwar nicht merken, daß sie mich beobachteten, aber ich spielte meine Rolle weiter.
Danach unterzogen sie mich einer Reihe von Psycho-Tests, befragten mich und versuchten, mich in Widersprüche zu verwickeln. Aber mein posbilogisch geschulter Verstand fiel darauf nicht herein. Ich blieb standhaft bei meiner Geschichte, die zwar verrückt klang, aber zumindest in einem Punkt der Wahrheit entsprach: Nämlich, daß ich von den Posbis als einer der Ihren anerkannt wurde.
Meine synthetische Glatze, meine Ersatzfinger, die Kunststoffohren, meine Beinprothese und nicht zuletzt mein falsches Gebiß waren Beweis genug für meine Integration.
Als ich Hotrenor-Taak vorgeführt wurde, wiederholte ich meinen „Lebenslauf" zum x-tenmal: Demnach wurde ich auf der BOX-3691 geboren. Nach dem Tod meiner Eltern, die sich der terranischen Gerichtsbarkeit durch Flucht auf den Fragmentraumer entzogen hatten, wurde ich von den Posbis aufgezogen. Ich kümmerte mich nie um
Weitere Kostenlose Bücher