0753 - TV-Dämonen
zentralen ›Circular Quay‹ in der Innenstadt dorthin.
Die Homebush Bay war der Ort, an dem die Sydney-Olympiastadt gebaut wurde, recht abgelegen von der City und seit Ende der Spiele quasi eine tote Stadt. Dort gab es viel wildes Grün in der Umgebung, wo die Regenbogenblumen gut verborgen wachsen konnten -und wo die Chance gleich Null war, dass jemand unversehens auf sie stieß.
Mit einem noch in Sydney wartenden Firmenjet der Tendyke Industries, der Nicole und ihn anfangs auch nach Sydney gebracht hatte, flog Zamorra dann zurück nach Frankreich. Denn die neuen Regenbogenblumen mussten erst noch wachsen. Es würde etliche Wochen, einige Monate, dauern, bis sie als magisches Transportmittel benutzbar waren.
Nach all diesen Aktionen hatte Zamorra sich ein wenig Ruhe redlich verdient.
Doch da hatte er die Rechnung ohne die Lady gemacht.
Fast hatte er die offene Tür des Fernsehzimmers hinter sich gelassen, als sie ihn bemerkte.
»Zamorra, du kommst mir gerade recht!«
»Oh, Patricia, noch wach?«
»Du solltest wirklich eine Kindersicherung an deinen Fernsehern anbringen lassen.«
»Sehr gute Idee«, entgegnete Zamorra schnell. »Ich werde gleich den Elektriker rufen.«
»Es ist fast Mitternacht, wen willst du denn da anrufen?«
Verdammt, an seinen Ausreden musste er wohl noch arbeiten.
»Oder willst du dich nur vor deiner Verantwortung drücken?«
»Was? Aber nein, natürlich nicht…«
»Dann komm rein und sieh, was du durch deine Sorglosigkeit angerichtet hast.«
Großartig, jetzt war er also der Schuldige. Zamorra verfluchte seinen knurrenden Magen, der ihn in diese Situation hineinmanövriert hatte. Missmutig betrat er den kleinen, mit bequemen Sesseln und einem flauschigen Sofa gemütlich eingerichteten Raum.
Rhett und Fooly standen bedröppelt nebeneinander. In ihren Gesichtern spiegelte sich eine Mischung aus Schuldbewusstsein und Trotz.
Im Hintergrund plärrte noch der Fernseher. Offensichtlich lief gerade ein Horrorfilm. Eine Gruppe martialisch aussehender Männer und Frauen in Kampfanzügen machte einer Horde Dämonen auf einem Friedhof den Garaus. Gegen das Gemetzel auf dem Bildschirm muteten die meisten Fernsehthriller wie abgefilmte Kindergeburtstage an. Zamorra musste Lady Patricia zustimmen. Das war wirklich kaum das ideale Kinderprogramm.
»Was ist das?«, fragte er, hauptsächlich um überhaupt etwas zu sagen. Er kam so selten zum Fernsehen oder ins Kino, dass er nicht gerade auf dem Laufenden war.
»Die Stunde des Jäger s!«
»Oh!« Von der Sendung hatte Zamorra in der Tat schon gehört. Tatsächlich war es kaum möglich, dass man ein Feuilleton aufschlug, ohne auf erregte Debatten über den umstrittenen Quotenhit des bis dahin eher unbeachteten Privatsenders CTN zu stoßen. Die Stunde des Jägers war eine abgedrehte Mitternachtsshow, in der ein Freak namens Jean Fournier jede Woche mit seinem bis an die Zähne bewaffneten Team eine neue Dämonenhochburg stürmte und dort mächtig aufräumte.
Der Clou daran war, dass alles so aussah, als sei es echt. Wacklige Handkameras, hartg Schnitte und jeglicher Verzicht auf Musikuntermalung oder eine konventionelle Spielfilmhandlung ließen jede Episode wie eine authentische Reportage aus der Welt des Grauens aussehen.
Natürlich glaubte niemand wirklich, dass Fournier einmal pro Woche die halbe Hölle abschlachtete. Und genau darauf beruhte der unglaubliche Erfolg der Serie.
Viele Kritiker feierten das selbstironische Spiel mit Realitätsebenen und filmischen Versatzstücken und erklärten Die Stunde des Jägers zur definitiven Reality-TV-Parodie, während andere mal wieder den Untergang des Abendlands befürchteten. Denn hinsichtlich der im Fernsehen gezeigten Gewalt hatte die Sendung neue Maßstäbe gesetzt.
Hinsichtlich der Begeisterung der Fans aber auch.
Zu Beginn hatte Jean Fournier nur eine kleine, fast fanatische Anhängerschaft gehabt. Doch die Quoten stiegen ständig. Und langsam wurde Die Stunde des Jägers zum Massenphänomen.
»Das ist absolut widerlich! Da stimmst du mir hoffentlich zu, Zamorra«, ereiferte sich Lady Patricia.
»Nun ja, ich finde…«, setzte Zamorra an. Doch der Parapsychologe hatte nicht die geringste Chance, den Satz zu Ende zu bringen. Denn auch die andere Seite hatte nichts Eiligeres zu tun, als ihn zu ihrem Kronzeugen zu erklären.
»Aber Zamorra macht doch das Gleiche wie der Jäger, und da hat niemand etwas dagegen«, protestierte Rhett. Fooly nickte heftig.
»Ja, aber ich…«
»Das ist
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