0753 - TV-Dämonen
mit offener Feindseligkeit. Da war zum Beispiel Nadja, die slowenische Nahkampfexpertin. Didier hatte den Verdacht, dass sie eigentlich auf Frauen stand. Aber gerade knutschte sie mit André rum, einem groben Klotz mit rotem Vollbart und Glatze, der angeblich mehrere Jahre in der Fremdenlegion gedient hatte. Didier vermutete, dass er eher als Zuhälter in einer verdreckten Pariser Seitenstraße gearbeitet hatte, bevor er mit Jean das große Los zog.
»Hey Leroc, stolper nicht über deinen Schlips!«, rief ihm Max zu. Das Gesicht des drahtigen kleinen Iren war mit Narben übersät. Wenn er grinste, schien man in ein Kaleidoskop zu blicken. Wie die anderen trug er Leder, Jeans und Stiefel. Du wirst dich noch wundern, Bürschchen, dachte Didier und grinste zurück. Wart's nur ab!
Der Produzent klopfte an die Tür des Wohnwagens, aus dem ihm infernalisch laute Musik entgegendröhnte. Didier erkannte Jeans Lieblingssong, ›Makin' monsters for my friends‹ von den Ramones.
Nichts geschah. Didier klopfte noch einmal. Energischer diesmal. Er konnte das höhnische Grinsen der anderen in seinem Nacken förmlich spüren.
»Ich bin's, Didier. Mach schon auf, Jean!«
Die Tür sprang mit einem lauten Knall auf, und im Rahmen stand Jean, bekleidet nur mit einer Unterhose.
Der Jäger war ein fast hagerer und doch athletisch gebauter Mann Mitte zwanzig. Sein blondes, halblanges Haar stand wirr nach allen Seiten ab und wirkte dabei doch perfekt gestylt. Das schmale Gesicht zierte ein modischer Unterlippenbart. Jean Fournier hätte gut das Cover eines Rock-Magazins schmücken können. Und tatsächlich hatte er das auch schon ein paar Mal getan.
»Didier, wie nett! Komm doch rein.«
Die Stimme war kalt und schneidend.
Didier betrat das, was Jean sein Zuhause nannte. Überall lagen Kleidungsstücke, CDs und Waffen rum -unzählige Waffen! Pistolen aller Kaliber, Schwerter, Messer, eine Uzi und sogar ein paar Handgranaten. Und das meiste davon absolut illegal. Didier wurde ganz schlecht, wenn er nur daran dachte, dass die Polizei hier einmal aufkreuzen könnte.
»He Jean, was will der Typ? Komm wieder ins Bett!«
Auf dem Bett räkelte sich eine nackte Blondine und sah Jean schmachtend an. Didier hatte sie ein paar Mal in der Maske gesehen. Dass sie hier war, war kein gutes Zeichen. Auf dem Set galt strengste Geheimhaltung. Niemand durfte beim Dreh dabei sein, der nicht eingeweiht war. Masken- und Kostümbildner kamen dem eigentlichen Schlachtfeld nicht einmal nahe. Aber Didier traute Jean durchaus zu, für einen knackigen Hintern seine sonst so strengen Regeln bedenkenlos über Bord zu werfen.
»Jean«, nölte die Kleine erneut. Sie war allerhöchstens zwanzig. Neid stieg in Didier auf, aber er schluckte ihn schnell wieder runter. Seine Stunde würde kommen. Sehr bald.
»Halt die Klappe, Schatz«, sagte Jean scharf. Das Mädchen sah ihren Liebhaber verstört an. Doch der TV-Star, der ihr in der Nacht noch das Blaue vom Himmel versprochen haben mochte, hielt nicht viel von romantischem Geplänkel jenseits der Bettkante.
»Aber Jean, ich…«
»Hast du nicht gehört? Pack deinen hübschen Arsch ein und verpiss dich! Daddy muss arbeiten.«
Das Mädchen wurde puterrot. Didier beobachtete voller Schadenfreude, wie sie gedemütigt, aber ohne Scham aus den Bett hüpfte, sich in ein enges Höschen und ein knallgelbes T-Shirt zwängte und verschwand.
»Nervensäge«, knurrte Jean, als die Tür knallend hinter ihr zuschlug. Er goss sich an der mit schmutzigem Geschirr überhäuften Küchenzeile einen Kaffee ein, ohne Didier auch einen anzubieten, und zündete sich einen seiner fürchterlich stinkenden Zigarillos an. Dann setzte er sich an einen mit Waffen und anderem Gerümpel überfüllten Tisch und begann, sorgfältig eine Pistole zu putzen.
Didier setzte sich aufs Bett. Er bildete sich ein, die Wärme des nackten Mädchens noch zu spüren.
»Also, was willst du?«
Jean behandelte Didier wie einen Untergebenen, und genau das war er auch. Der Produzent war direkt bei Jeans eigener Firma Midnight Movies angestellt, die Die Stunde des Jägers im Auftrag von-CIN herstellte. Zu Didiers Aufgabe gehörte es, den Kontakt zwischen Sender und Produktionsfirma zu halten. Und genau da lag das Problem. Denn Jean ließ sich von niemandem etwas sagen. Von Didier nicht und von CTN schon gar nicht.
»Der Sender ist nicht ganz glücklich«, fing der Produzent vorsichtig an.
»Na toll, ich bin auch nicht ganz glücklich. Belästige ich
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