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0754 - Der Zeitsauger

0754 - Der Zeitsauger

Titel: 0754 - Der Zeitsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
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Alice in einer ihr unbegreiflichen Welt landete. Die weiße Königin in Alice im Spiegelland konnte sechs unmögliche Dinge noch vor dem Frühstück glauben. Die meisten Menschen hatten diese Fähigkeit nicht…
    In Carrols Buch konnte Alice nicht glauben, dass die weiße Königin über 101 Jahre alt war. Und Kathy sollte glauben, dass die Frau im Leichenschauhaus eine junge Frau war, die an Altersschwäche gestorben war.
    Er seufzte. Es gab nichts, das er tun konnte, außer ihr dabei zu helfen, den Mörder zu fassen.
    Kathy Harrolds war jetzt im Land hinter dem Spiegel, und es blieb abzuwarten, ob sie sich dort so gut schlagen würde, wie Alice es getan hatte.
    Die Polizistin drückte die Zigarette in einem Standaschenbecher aus und räusperte sich.
    »Was mich beschäftigt«, sagte sie, »ist Folgendes: Wie hat der Kerl uns gefunden? Und warum beobachtet er uns?«
    Zamorra zuckte die Schultern. »Die einfachste Antwort wäre, dass er uns vom Tatort aus gefolgt ist. Sagt man nicht immer, dass die Verbrecher zum Tatort zurückkehren?«
    Kathy schüttelte den Kopf. »Serienkiller nicht. Und wenn Sie und Nicole damit Recht haben, dass wir es mit einer Art paranormalem Serientäter zu tun haben, wird es sowieso schwierig werden, ihn zu fassen. Das Problem bei Serienmördern ist, dass es kein nachvollziehbares Motiv gibt, nach denen der Täter seine Opfer aussucht. Keine Verbindung zwischen Opfer und Täter. Das ist der Grund, aus dem es so verdammt schwierig ist, Serienkiller zu erwischen. Das Einzige, wonach man gehen kann, ist das Muster, nach dem der Mörder seine Opfer aussucht.«
    »Die Opfer sind in allen Fällen junge Frauen zwischen zwanzig und dreißig Jahren. Dass sie jung sein müssen, ist klar, denn mit älteren Menschen kann er nichts anfangen.«
    Kathy stimmte ihm zu. »Und die Tatsache, dass es sich immer um Frauen handelt, legt nahe, dass er sich zu seinen Opfern sexuell hingezogen fühlt. Aber das alles bringt uns leider nicht wirklich weiter.«
    Zamorra wusste, dass Kathy recht hatte. Der Täter konnte jederzeit wieder zuschlagen, überall. Und es gab keine Möglichkeit vorauszusagen, wann oder wo er es tat.
    Aber er hatte das Gefühl, dass ihnen noch ein Teil des Puzzles fehlte. So zufällig die Morde auch sein mochten - Zamorra war sich sicher, dass der Mörder jetzt etwas Bestimmtes beabsichtigte. Sie hatten ihn nicht zufällig vor dem Café gesehen.
    Der Mann in der Gasse hatte auf Zamorra den Eindruck eines Menschen gemacht, der jede seiner Handlungen sorgfältig plante. Warum also war er ihnen gefolgt?
    Zamorra wurde aus seinen Gedanken gerissen, als jemand ihn ansprach. Vor ihm stand ein Mann um die Vierzig mit scharf geschnittenen Gesichtszügen. Er trug eine abgerissene Lederjacke, Jeans und Turnschuhe und sprach Zamorra mit einem entschuldigenden Lächeln an.
    »Verzeihen Sie«, sagte der Mann. »Können Sie mir sagen, wo ich Detective Harrold finde? Man sagte mir, dass er sich hier draußen irgendwo aufhält.«
    Wortlos zeigte Zamorra auf Kathy, die eine gequälte Miene aufgesetzt hatte. Selbst heutzutage nahmen die meisten Leute automatisch an, dass alle Detectives männlich waren.
    Leider hatten sie damit nicht immer ganz Unrecht. Frauen hatten es bei der Polizei immer noch schwer, sich durchzusetzen.
    »Ich bin Detective Harrold«, sagte sie und reicht dem Mann die Hand. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Genaugenommen hoffe ich, dass ich Ihnen weiterhelfen kann. Mein Name ist John Wilde. Der diensthabende Constable sagte mir, dass Sie den Tod von Christine Worlington untersuchen. Ich habe Informationen, von denen ich glaube, dass sie mit diesem Fall Zusammenhängen…«
    ***
    Nicole Duval brauchte dringend eine Pause. Sie hatte so viele Stunden damit verbracht, abwechselnd auf den Computerbildschirm und auf schwer zu entziffernde alte Schriften zu glotzen, dass ihre Augen schmerzten.
    Aber immerhin hatte es sich gelohnt. Allmählich hatte sie das Gefühl, dass sie wusste, womit sie es zu tun hatten. Sie wählte die Nummer, unter der Zamorra in seinem Hotel zu erreichen war Er meldete sich nicht. Offenbar war er noch nicht von der Leichenhalle zurück.
    Nach dem zehnten Durchläuten übernahm die Rezeption. Nicole erfragte die Faxnummer des Hotels und bat, die in einigen Minuten eintreffende Nachricht an Professor Zamorra auszuhändigen, sobald er ins Hotel zurückkehrte.
    »Selbstverständlich, Miss Duval.«
    Sie unterbrach die Verbindung. Ihre Finger wirbelten über die Computertastatur,

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