Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0754 - Der Zeitsauger

0754 - Der Zeitsauger

Titel: 0754 - Der Zeitsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Constantin
Vom Netzwerk:
feststellte, dass auf einmal in London eine außergewöhnlich große Anzahl von Frauen einfach verschwanden. Eine selbst für London außergewöhnlich hohe Zahl, meine ich, und da wurde mir klar, dass der Kerl einfach umgezogen war.«
    »Warum haben sie Ihre Vermutungen nicht der Polizei in London mitgeteilt?«, unterbrach Kathy den Detektiv irritiert. »Möglicherweise hätte sich zu diesem Zeitpunkt schon Schlimmeres verhindern lassen!«
    »Das habe ich doch getan!«, antwortete Wilde wütend. »Ich wurde von denen glatt ignoriert. Ohne Leiche gibt es keine Untersuchung, haben sie gesagt. Und dann haben sie mir aufgezählt, wie viele Menschen jährlich in Großbritannien verschwinden. Ohne Leiche gibt es keine Untersuchung, darauf lief die Sache hinaus! Für die war ich nur ein kleiner Schnüffler, der sich wichtig machen wollte.«
    Kathy seufzte. Aus eigener Erfahrung wusste sie, wovon der Detektiv sprach.
    »In Ordnung«, meinte sie. »Ich muss zugeben, dass das der Einstellung vieler Polizisten entspricht. Wo nicht mit Sicherheit ein Verbrechen vorliegt, ignoriert man Fälle von Vermissten gerne. Fahren Sie fort.«
    »Na ja… Ich bin dem Kerl in den letzten Jahren von Stadt zu Stadt gefolgt. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass er seinen Opfern in der Regel nachts in irgendwelchen Seitenstraßen auflauert, sie umbringt und dann irgendwie die Leichen los wird - keine Ahnung, wie. Schließlich bin ich ihm nach Manchester gefolgt, und jetzt bin ich schon seit fast einem Jahr hier.«
    Der Privatdetektiv machte eine Pause. Als er fortfuhr, wirkte er energiegeladen, seine Stimme hatte einen enthusiastischen Klang.
    »Aber vielleicht hat er jetzt seinen ersten Fehler gemacht! Christine Worlington - sie entspricht seinem Opferprofil, und sie wohnte in einem Viertel, von dem ich glaube, dass der Kerl es als Jagdgrund bevorzugt. Wenn das mein Mann ist - wenn er diese Frau ermordet hat -, dann habe ich endlich meine Chance, ihn zu erwischen!«
    Zamorra und Kathy sahen sich an. Es war durchaus möglich, dass Wilde recht hatte, dass sie und der Privatdetektiv hinter ein- und demselben Täter her waren.
    Aber Wilde hatte nicht ahnen können, dass Christine Worlingtons Mörder ein Serienkiller war. Die Polizei hatte noch keine Informationen über die Art und die Umstände ihres Mordes veröffentlicht.
    Nach den Informationen, über die der Detektiv verfügte, hätte es genauso gut sein können, dass sie von einem Liebhaber ermordet worden war oder von einem Einbrecher.
    Der Mann klammert sich an einen Strohhalm, dachte Zamorra. Seit sechs Jahren ist er hinter diesem Mörder her. Und jetzt sieht er ihn überall. Wenn wir ihn in unsere Untersuchungen mit einbeziehen, könnte er irgendwann ausrasten und etwas Unüberlegtes tun.
    Schließlich hatten sie es hier nicht mit einem gewöhnlichen Verbrecher zu tun. Der Mann, mit dem er in der Gasse gekämpft hatte, war zu gefährlich. Sie konnten sich keinen Fehler leisten, wenn sie ihm das nächste Mal gegenüberstanden.
    Kathy schien seiner Meinung zu sein.
    »Ich danke Ihnen, dass sie mit diesen Informationen zu uns gekommen sind, Mister Wilde«, sagte sie förmlich. »Leider kann ich mich zu ihren Vermutungen zum momentanen Zeitpunkt noch nicht äußern. Wenn sich etwas ergeben sollte, werden wir auf Sie zukommen.«
    Sie stand auf und gab damit ein klares Signal, dass das Gespräch beendet war.
    »Ja. Klar«, erwiderte Wilde resigniert. Er war offensichtlich enttäuscht, dass Kathy ihm nicht mehr verraten wollte. Aber ihm war auch klar, dass er nichts erreichen würde, indem er darauf beharrte. Er stand ebenfalls auf und schüttelte Kathy die Hand. Dann drehte er sich zu Zamorra um.
    »Sie sind dieser Parapsychologe, oder?«, fragte er ihn. »Sie haben letztes Jahr hier einen Fall gelöst. Ich habe Ihr Bild in der Zeitung gesehen.«
    Innerlich seufzte Zamorra. Generell versuchte er, sich aus den Schlagzeilen herauszuhalten. Es war seiner Arbeit nur selten förderlich, wenn er sofort erkannt wurde.
    Bei seinem letzten Besuch in Manchester war es ihm aber leider nicht gelungen, anonym zu bleiben. Die Zeitungen hatten direkt nach seiner Ankunft schon über seine Rolle bei den Ermittlungen spekuliert.
    »Das ist richtig«, sagte er. »Ich habe bei den Untersuchungen eine kleine Rolle gespielt. Mein Name ist Zamorra.«
    Wilde grinste. »Hey, keine Sorge. Ich will kein Autogramm. Mir ist nur wieder eingefallen, woher ich ihr Gesicht kenne, das ist alles.«
    Damit verabschiedete sich der

Weitere Kostenlose Bücher