0755 - Blutnacht für Assunga
ich wissen.«
»Mein Name ist Assunga!«
***
Ich konnte mir nicht helfen, aber irgendwie fühlte ich mich nicht wohl, als ich mein Zimmer verließ und auf Sukos Gestalt schaute. Der alte Kämpe hatte schon auf mich gewartet und schaute vorwurfsvoll auf die Uhr. »Verspätung«, kommentierte er.
»Höchstens zwei Minuten«, gab ich zu.
»Nein, genau sechs.«
»Sei nicht so pingelig.«
»Man soll Damen bekanntlich nicht warten lassen.«
Ich legte meine Stirn in Falten, lächelte knapp und nickte. »Da hast du eigentlich recht.«
»Was störte dich sonst noch?«
»Wieso?«
»Ich meine ja nur. Du kommst mir irgendwie etwas seltsam oder ungewöhnlich vor.«
Ich dachte an mein ungutes Gefühl und bestätigte Sukos Worte durch ein Nicken. Dann sagte ich:
»Da kannst du sogar sehr recht haben, mein Lieber.«
Er begriff. »Mallmann?«
Ich wiegte den Kopf. »Nicht nur, Suko. Ich habe eher den Eindruck, als hätte er uns schon längst eine Falle gestellt, die wir nicht gemerkt haben, und deshalb hineingetappt sind. Ist der Gedanke von mir so ungewöhnlich?«
Suko runzelte die Stirn. Er ging auf die Treppe zu, und seine Gestalt zeichnete dabei einen wandernden Schatten an die Wand. »Nein, das ist er nicht«, antwortete er auf meine Frage. »Das ist er eigentlich überhaupt nicht. Mallmann gehört nicht zu den Typen, die einfach erscheinen und nur zeigen wollen, daß sie auch präsent sind. Da steckt mehr dahinter.«
»Also die Falle und natürlich ein Plan.«
»Sehr richtig.«
»Fragt sich nur welcher.«
Suko blieb vor der Treppe stehen und legte eine Hand auf das Geländer. »Wir müssen davon ausgehen, daß es sich Mallmann nicht einfach macht. Er kennt sich aus, er ist verdammt raffiniert, und er wird immer bestimmte Wege gehen, die für uns nicht so leicht zu überschauen sind. Mag sich Carmen auch gefreut haben, wobei ich ihr diese Freude auch gönne, aber ich schätze auch, daß sie sich ziemlich blauäugig benimmt, was nach ihrem Triumph verständlich ist. Es kann sein, daß sie Mallmanns Existenz verdrängt hat.«
»Dann werden wir eben doppelt so gut aufpassen.«
Suko war noch nicht weitergegangen, sondern schaute hinunter in die Halle. Von hier aus sah sie leer aus. »Rechnest du damit, daß sich Mallmann hier aufhält?«
»Zumindest in der Nähe des Hauses.«
»Davon gehe ich auch aus.«
»Wir könnten den Garten durchsuchen.«
Der Inspektor zeigte sich mit meinem Vorschlag nicht einverstanden. Zumindest brachte er Bedenken vor. »Wir sind mit Carmen verabredet. Was soll sie denken, wenn wir plötzlich nicht mehr erscheinen? Ich meine, daß wir so vorgehen wie besprochen. Außerdem könnte ich einen kleinen Snack vertragen.«
»Und ich habe leichten Durst.«
Er grinste und schritt die Treppe hinab. Ich blieb hinter ihm, und in der großen Halle kamen wir uns beide etwas verloren vor. Vielleicht auch deshalb, weil wir nicht hier wohnten.
Die dunklen Stühle mit den hohen Lehnen standen in wohlgeordneter Reihe zu beiden Seiten des Tisches, auf dem eine helle Leinendecke als Viereck in der Mitte lag. Auf ihr stand eine Schale mit frischen Sommerblumen.
Wir setzten uns nicht.
Suko blieb stehen, ich aber entschloß mich zu einem Rundgang durch die Halle.
Als ich vor einem der hohen Fenster stehenblieb und in die wattige dunkle Bläue des Gartens hinausschaute, hörte ich hinter mir Sukos Stimme. »Sie ist schon drei Minuten über die Zeit.«
Ich hob die Schultern und gab die Antwort, ohne mich umzudrehen. »Das ist bei Frauen so üblich.«
»So schätze ich sie allerdings nicht ein.«
»Auch Carmen wird sich…«
»Hör doch auf, John. Ich merke, wie du krampfhaft nach irgendwelchen Ausreden suchst. Gerade du gehörst doch selbst zu den Menschen, die sich Sorgen machen - oder nicht?«
»Das stimmt allerdings.«
»Und einem Wesen wie Mallmann sollte es keine Schwierigkeiten bereiten, ins Haus zu gelangen.«
Jetzt drehte ich mich um.
Suko stand am Tisch wie ein Diener. Nur hatte er seine Hände auf eine der Stuhllehnen gelegt. Die Sorge in seinem Gesicht sah ich auch über diese Distanz hinweg.
»Was schlägst du vor?«
Suko deutete gegen die Decke. »Ich schätze, wir sollten bei Carmen einmal freundlich anklopfen.«
»Kennst du ihr Zimmer?«
»Nein, aber das läßt sich herausfinden.«
»Wie denn?«
»Ich werde sie rufen.«
»Das hätte ich dir auch sagen können. Wenn du das tust, könntest du auch Mallmann auf uns aufmerksam machen, falls er sich hier im Haus versteckt
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