0755 - Blutnacht für Assunga
Mit ihrem Schwert konnte sie umgehen, das hatte sie schon oft genug bewiesen. Auch an diesem Abend hielt sie es fest, aber heute zitterten ihre Arme, so daß sie den Griff mit beiden Händen umklammern mußte. Es gab keinen Grund für sie, großartig erleichtert zu sein. Mit Blutsaugern hatte sie ihre Erfahrungen sammeln können und wußte auch, daß diese so leicht nicht zu vernichten waren.
In diesem Fall traf dies ebenfalls zu. Als Carmen das kratzende Geräusch hörte, war sie froh, das Schwert bei sich zu tragen. Endgültig konnte sie die Blutsauger nur dann zur Hölle schicken, wenn sie ihnen den Kopf abschlug.
Das wollte sie natürlich.
Der Mond glotzte hell auf sie nieder. Schattenloses Licht strahlte er der Erde entgegen. Der Himmel bestand aus einer Einheit aus dunkelgrauer Farbe, vermischt mit dem flirrenden Glanz der Sterne und dem kalten Mondlicht.
Staub quoll unter ihren Füßen hoch. Kleine Steine kratzten gegen die Sohlen. Vor ihr versuchte es ein Blutsauger. Mit seinen Klauen kratzte er über die Erde, als wollte er in den schmalen Rissen und Spalten noch einen zusätzlichen Halt finden.
Er schaffte es.
Carmen schaute zu.
Sein Körper war stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Bein war ihm abgetrennt worden. Er kam trotzdem hoch.
»Nein!« rief Carmen und schlug zu.
Ihr Schwert beschrieb einen Kreisbogen und huschte dabei von oben nach unten.
Treffer!
Der Kopf wirbelte weg und mischte sich wie ein runder Stein in das nahe Geröll.
Den gab es nicht mehr.
Carmen fühlte sich jetzt besser. Nicht etwa, weil sie wieder getötet hatte, sie dachte dabei mehr an die Leben, die sie hatte retten können. Wenn nur einem Vampir die Flucht gelang und er dabei einen Menschen anfiel, konnte dies eine wahre Lawine auslösen. Dann suchte dieser Mensch, der ja zu einem Vampir geworden war, ebenfalls nach weiteren Opfern, und so etwas potenzierte sich rasch.
Deshalb mußte sie reinen Tisch machen.
Sie ging weiter.
Jeden Blutsauger schaute sich Carmen an, und sie setzte auch bei jedem ihr Schwert ein, auch wenn Teile des Körpers durch den Druck der Reifen zermalmt worden waren.
Nur so kam sie weiter.
Dann hatte sie es geschafft. Es gab keinen uralten maurischen Vampir mehr, der noch am Leben gewesen wäre. Sie alle konnten als vernichtet angesehen werden.
Gewonnen!
Jubel wollte trotzdem nicht in ihr hochsteigen. Sie fühlte sich erschöpft und ging mit weichen Knien zu ihrem Wagen zurück, gegen den sie sich lehnte.
Tief saugte sie die Luft ein. Trotz der Kühle kam sie ihr stickig und staubig vor. Es mochte auch daran liegen, daß sie noch immer von einem alten Leichengeruch erfüllt war. Der würde vergehen.
Ebenso wie die restlichen Knochen der Vampire in der Witterung irgendwann verfaulen würden.
Alles kam wieder ins Lot.
Sie stieg in den Geländewagen und spürte, daß sie überall zitterte. Ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich.
Aber sie fuhr trotzdem an.
Sie mußte zurück, denn bei den Resten der alten Maurenfestung warteten zwei Männer auf sie, die sich wegen ihres Verschwindens sicherlich schon große Sorgen gemacht hatten.
Es waren keine Spanier. Sie hatte sie aus London geholt, und zwar auf eine recht ungewöhnliche Art und Weise. Beide Männer fand sie sympathisch und hatten ihr auch sofort Vertrauen eingeflößt.
Der eine hieß Suko, der andere John Sinclair!
***
Und wir sahen uns dem Supervampir Will Mallmann alias Dracula II gegenüber!
Er stand nicht vor uns, das traute er sich nicht. Zudem hatte er sich aus Sicherheitsgründen in seine zweite Gestalt verwandelt, in die Riesenfledermaus, die noch einen menschlichen Kopf hatte.
Sein Gesicht war uns zugewandt. Das heißt, er schaute aus der Höhe auf uns nieder. Das blutigrote D auf seiner Stirn konnten wir sehr genau erkennen.
Sein Auftauchen war für Suko und mich keine Überraschung. Carmen Cavallo hatte uns von Mallmann berichtet. Er war im Garten ihres Hauses erschienen, als sie während der Nacht ein Bad im Pool nahm. Mallmann hatte ihr Blut trinken wollen, doch mit einem hinterlistigen Trick war es Carmen gelungen, ihn reinzulegen.
Mit dieser Frau hatte der Fall begonnen. Es war Carmen Cavallo gewesen, die die uralten maurischen Vampire entdeckt und geköpft hatte. Sie war zu einer regelrechten Vampirjägerin geworden, und es waren zu viele Blutsauger gewesen, und ohne Hilfe kam sie nicht mehr zurecht. Deshalb hatte sie sich an uns gewandt.
Ihr erster Anruf hatte mich nicht überzeugt. Doch Carmen
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