0755 - Blutnacht für Assunga
haben wir geschafft. Ich denke, daß Sie duschen wollen. Treffen wir uns in gut einer Stunde unten in der Halle? Ich sorge noch für einen kleinen Imbiß. Das schaffe ich auch, ohne die Köchin wecken zu müssen.«
Wir hatten nichts dagegen.
Bevor ich das Haus betrat, warf ich noch einen Blick gegen den Himmel. Er sah völlig normal aus, ich entdeckte keine Spur von Will Mallmann, aber ich glaubte nicht daran, daß er sich zurückgezogen hatte.
Der nicht…
***
Als ihre beiden Gäste verschwunden waren, blieb Carmen Cavallo noch für einige Minuten in der Halle stehen. Sie genoß ihre Umgebung, aber sie genoß auch die Ruhe, die in das große Herrenhaus eingekehrt war. Und sie genoß noch einmal ihren Triumph, den ihr keiner streitig machen konnte.
Sie allein hatte es geschafft, die Blutsauger zu vernichten, und darauf war sie stolz.
Wie angeklebt lag das Lächeln auf ihren Lippen, als sie die große Küche betrat.
Alles stand und hing an seinem Platz. Die Küche war aufgeräumt wie immer. Carmen schaute im Kühlschrank nach, was sie noch an eßbaren Dingen fand, denn die Köchin wollte sie nicht wecken.
Sie hatte ihren Schlaf ebenfalls verdient.
Es war genügend da.
Kalter Braten, Oliven, auch entsprechende Soßen, und in dem Regal an der Wand schauten die Rotweinflaschen hervor, als warteten sie darauf, geleert zu werden.
Einen Schluck wollte sich Carmen schon vorab gönnen. Sie nahm eine Flasche, öffnete sie und goß ein Glas halbvoll. Dann setzte sie sich an den Tisch, rauchte eine Zigarette und schaute gegen das Fenster, hinter dem still die Nacht lag. Der Rauch wölkte vor ihren Augen hoch, sie genoß die Stille und drückte die Zigarette nach dem letzten Schluck Wein im Ascher aus.
Danach ging sie nach oben.
Nicht daß sie betrunken gewesen wäre, aber ein wenig beschwingt kam sich Carmen schon vor. Der Wein zählte nicht eben zu den leichten Sorten, und nach diesem Streß war sie doch nicht so widerstandsfähig und fühlte sich auch müde, als sie das Zimmer betrat. Das Bett lockte, doch Carmen riß sich zusammen. Sie wollte sich nicht hinlegen. Hätte sie das getan, wäre sie eingeschlafen, und das wiederum konnte sie ihren beiden Gästen nicht antun.
Eine kräftige Dusche würde sicherlich helfen.
Das Bad war wunderbar geräumig. Manche Wohnzimmer hatten nicht die Größe.
Sie öffnete das große Fenster und schaute hinaus.
Der Himmel hatte sich nicht verändert, und aus dem Garten strömte ihr der Geruch zahlreicher Blüten entgegen. Sie saugte ihn auf, denn dieses Aroma empfand sie plötzlich ganz anders als sonst. Sie nahm es nicht als so normal entgegen. Für sie bedeutete es, das Leben zu riechen und zu genießen.
Sie hatte es einfach zurückgefunden, und diese Tatsache erfüllte sie mit einer inneren Freude.
Das Schwert hatte sie zwar mitgenommen, aber in ihrem normalen Zimmer zurückgelassen. Carmen wollte endlich ihre verschmutzte Kleidung loswerden. Sie schälte sie ab wie eine alte Pelle. Selbst die Haare wollte sie waschen. Wenn sie naß waren, bildeten sich Locken, und diesen Anblick sah sie selbst als attraktiv an.
Es tat gut, sich den kräftigen Strahlen der Dusche hinzugeben. Von drei verschiedenen Seiten schoß das Wasser auf sie zu. So hart eingestellt, daß ihre Haut gleichzeitig auch massiert wurde. Es war ein Genuß.
Mit einem Kräutershampoo seifte sie sich ein, wusch auch die Haare und stellte sich genußvoll in die Strahlen hinein, um sich abspülen zu lassen.
Nach einigen Minuten hatte sie genug und verließ die Dusche. Den hauchdünnen Slip holte sie aus einem schmalen Fach, streifte ihn über und trocknete anschließend ihr Haar, in dem sie mit dem Handtuch durch die dunkle Flut rubbelte.
Durch das offene Fenster drang kühle Luft und sorgte dafür, daß auch die letzten Strahlen vertrieben wurden. Sehr langsam ging sie auf die zweite Tür zu, von der aus sie geradewegs ihr Schlafzimmer erreichen konnte. Dicht davor blieb sie stehen.
Etwas hatte sie irritiert.
Carmen überlegte, nagte an ihrer Lippe, legte die Stirn in Falten und wartete darauf, daß sich das schwache Geräusch wiederholte. Es war nicht im Bad erklungen, auch nicht in ihrem Schlafraum, sondern im Wohnbereich.
Das Geräusch wiederholte sich nicht.
Carmen entspannte sich wieder. Zudem dachte sie daran, daß sie das Fenster geschlossen hatte, und auf dem normalen Weg würde kaum jemand das Zimmer betreten.
Eine Täuschung, mehr nicht…
Im Schlafzimmer, auch ein kleiner Tanzsaal,
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