0755 - Blutnacht für Assunga
Ich konnte auf Sie beide leider nicht warten, weil doch alles anders lief, als ich es mir vorgestellt hatte, aber ich glaube, richtig gehandelt zu haben.«
»Das würden wir auch unterschreiben«, sagte Suko. »Und Sie haben uns gewissermaßen die Arbeit abgenommen.«
Für einen Moment zeigte sich die Frau verunsichert. »Abgenommen? Aber Sie sind doch nach unten…«
»Das schon«, sagte ich. »Nur fanden wir einen einzigen Vampir vor. Der kletterte aus dem Brunnen und wollte uns ans Leben. Sein Pech, wir waren stärker.«
»Das glaube ich wohl. Dann habe ich also alle anderen Blutsauger erledigt.«
»Dafür könnten Sie einen Orden bekommen.«
Carmen schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Nein, darauf kann ich verzichten. Nur quält mich eine andere Frage. Mich würde interessieren, wie es die Blutsauger schafften, aus diesen Kavernen zu entwischen. Sie waren doch unten, sie haben den Weg über die Treppe bestimmt nicht genommen, ich hätte sie sehen müssen…«
»Es gab noch einen zweiten«, sagte Suko.
»Ach ja? Wo denn?«
»Sie konnten durch den Brunnen entkommen. An einer Seite existierte ein Ausgang.«
Das hatte Carmen nicht gewußt, und sie wollte natürlich Einzelheiten wissen, mit denen wir nicht hinter dem Berg hielten. Wir berichteten auch davon, wie verwundert wir waren, daß wir sie nicht angetroffen hatten, aber unsere Sorgen waren ja unbegründet gewesen, wie auch Carmen lachend zugab.
Von Will Mallmann sagte ich nichts. Auch Suko erwähnte sein Erscheinen nicht. Er meinte nur:
»Dann hätten Sie uns gar nicht gebraucht, Carmen. Sie wären mit der Pest schon allein fertig geworden.«
Das wollte sie nicht unterschreiben und schüttelte den Kopf. »Nein, Suko, das glaube ich nicht. Es war gut, daß Sie kamen, denn Sie haben mir den nötigen Kick gegeben, den ich brauchte, um mich gegen die Brut zu wehren. Ihnen verdanke ich es praktisch, daß ich nicht vor Furcht vergangen bin und mich den Vampiren gestellt habe. Ihr Erscheinen ist schon etwas wert.«
»Danke sehr.«
»Das ist auch nicht spöttisch gemeint«, erzählte sie weiter. »Ich bin davon überzeugt, daß ich den Mut allein nicht gefunden hätte.« Sie schaute sich um. »Aber jetzt ist es vorbei. Es wird wohl keinen alten Blutsauger mehr geben.«
»Davon können wir ausgehen«, stimmte ich ihr zu.
Carmen reckte sich. Auf Mallmann kam sie nicht zu sprechen, was auch gut war. Wir erwähnten das Thema ebenfalls nicht, aber wir würden die Augen offenhalten.
Carmen schnickte mit den Fingern. »Was halten Sie davon, wenn wir zurückfahren?«
»Viel«, gab Suko zu.
»Ich auch. Die Nacht ist noch lang. Schlafen kann ich nicht. Ich werde dafür sorgen, daß man uns etwas zubereitet, eine kleine Mahlzeit, dazu werden wir einen köstlichen Rotwein trinken und uns freuen, daß wir am Leben geblieben sind und die Vampirbrut vernichtet haben.«
Wir waren einverstanden, ohne jedoch ihre große Begeisterung zu teilen. Zum Glück fiel es ihr auch nicht auf, und sie fragte auch nicht länger nach.
Wir stiegen ein.
Carmen fuhr wieder. Ich nahm im Fond Platz und suchte, nachdem wir gestartet waren und talwärts rollten, den dunklen Himmel ab.
Mallmann hielt sich zurück. Er dachte nicht daran, sich zu zeigen, denn er gehörte zu den Wesen, die eiskalt auf ihre Chancen lauerten.
Es gab die alten, maurischen Vampire nicht mehr, aber es gab noch Dracula II. Zum Spaß war er bestimmt nicht erschienen. Da mußte mehr dahinterstecken, und ich fragte mich immer wieder, welche Pläne er genau verfolgte.
Der Himmel aber schwieg.
Wir erreichten unangefochten das Ziel. Es war tatsächlich eine wunderschöne Nacht, der das Sternenlicht einen einmaligen Glanz verlieh. Zusammen mit dem Schein des Mondes bedeckte er den Himmel wie einen feinen Schleier und dort, wo Toledo, die Stahlstadt lag, stieg eine Lichtglocke in die Höhe.
Spanien wie im Bilderbuch. Vor allen Dingen ohne irgendwelche Touristen.
Aber ein Tourist war noch da. Eines der gefährlichsten Wesen überhaupt auf der Welt. Mallmann gab nicht auf. Ich rechnete fest damit, daß er seine Fäden im Hintergrund neu gesponnen hatte. Wir würden wohl noch ein Auge auf Carmen Cavallo haben müssen, denn in ihrer durchaus verständlichen Euphorie des Sieges würde sie auch leicht Fehler machen. So etwas konnte tödlich enden.
Als wir das Ziel erreichten, war sie es, die als erste den Wagen verließ, sich an die Karosserie lehnte und zunächst einmal tief durchatmete. Dann lachte sie. »Das
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