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0755 - Die Flucht der Kelosker

Titel: 0755 - Die Flucht der Kelosker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Seetang geschmückt und ihm einen polierten Bronzehelm auf den Kopf gestülpt hatten, hielt er eine Ansprache an seinen Stamm. Zwar war nur ein kleiner Teil seiner Worte verständlich, denn sein zahnloser Mund war eingeschrumpft, dennoch wurde alles, was er sagte, mit frenetischem Beifall bedacht.
    Anschließend hoben seine drei kräftigen Frauen ihn in den Tragekorb.
    Als sie zurücktraten, schob Donk-Ban-Kemu seinen Helm, der ihm früher gepaßt hatte, jetzt aber immer über die Augen zu rutschen drohte, ein Stück höher und hob den rechten Arm.
    Das war das Zeichen zum Aufbruch.
    Apasch-Faraday führte den Zug der Jäger an. Die Krieger mußten in der Niederlassung bleiben, für den Fall, daß die Wing-Bool-Kaf-Sin wieder einmal einen Raubüberfall planten.
    Lemmo durfte an der Seite des Schamanen gehen. Er hätte an diesem Morgen gern auf diese Bevorzugung verzichtet, denn sein prall gefüllter Bauch erschwerte ihm das Gehen. Außerdem hatte er zuviel Bemblaki getrunken und hatte als Folge davon einen schweren Kopf und Sodbrennen. Aber er hatte keine Wahl.
    Apasch-Faraday trug in der rechten Hand einen mit Salz gefüllten Hohlstab und in der linken Hand seinen Kompaß.
    Lemmo hatte sein Messer und eine Lanze bei sich. Schwerfällig watschelte er neben dem Schamanen her, kämpfte gegen seinen schweren Kopf und sein Sodbrennen an und wünschte sich, daß die Götter ihnen so weit entgegen gegangen waren, daß sie ihnen bald begegneten.
    Aber so weit sie auch durch die verschneite Tundra gingen, nirgends tauchten die massigen Gestalten der Mabbahabas auf.
    Dafür wurden die Seitenblicke, mit denen Apasch-Faraday ihn ab und zu musterte, immer mißtrauischer.
    Lemmo bekam es mit der Angst zu tun. Sein Magen revoltierte, aber Apasch-Faraday gönnte ihm nur noch eine kurze Pause.
    Erst, als der Jäger zusammenbrach, befahl er eine Rast.
    Er kauerte sich neben dem keuchend atmenden Lemmo nieder und flüsterte: „Wenn du mich belogen hast, dann gestehe es jetzt. Ich darf nicht zulassen, daß du bei einem sinnlosen Marsch zuviel Gewicht verlierst."
    „Ich habe nicht gelogen", erwiderte Lemmo mühsam. „Ich schwöre beim Hrula-Hoa-Hoa, daß ich gestern drei Mabbahabas begegnete."
    „Wenn du beim Hrula-Hoa-Hoa schwörst, glaube ich dir", sagte der Schamane ernst. „Kein Ontaker, nicht einmal ein Fleischdieb, würde es wagen, den Geist des Feuers zu belügen. Die Strafe wäre furchtbar. Sobald du dich einigermaßen erholt hast, gehen wir weiter."
    Er winkte einem seiner Helfer und befahl ihm, Lemmo etwas Wasser einzuflößen und ihn mit einem Streifen fetten Walwo-Fleisches zu füttern.
    Als unverhofft ein Gleiter mit Rinto-Vassi auftauchte, blieb Apasch-Faraday gelassen stehen. Die meisten Jäger dagegen warfen sich angstvoll in den Schnee.
    Der Gleiter landete neben dem Schamanen. Ein Fenster öffnete sich, und ein mit drahtartigem Haar besetzter Kopf streckte sich heraus. Eine Hand erschien und hielt einen kleinen kastenartigen Gegenstand.
    „Wie heißt du?" tönte es aus dem Kasten, nachdem der Rinto-Vassi einige unverständliche Laute von sich gegeben hatte.
    „Ich bin Apasch-Faraday", antwortete der Schamane.
    „Apasch-Faraday", wiederholte der Kasten. „Faraday klingt wie ein terranischer Name."
    „Die Doa-Ban gaben ihn mir, als ich bei ihnen in Murnte-Neek war", erwiderte Apasch-Faraday stolz.
    „Doa-Ben nennt ihr die Terraner", tönte es aus dem Kasten.
    „Nun, das ist uns egal. Warum hatten sie dich nach Murnte-Neek geholt?"
    „Sie wollten mir einiges von ihren Geheimnissen zeigen und mich klüger machen", antwortete der Schamane. „Auch führten sie mich öfter in den Tempel, den sie an der Stelle errichtet hatten, an dem sich früher unser Heiliger Platz Murnte-Neek befunden hatte. Die Doa-Ban hatten mächtige Götter, aber eure Götter sind noch mächtiger, sonst hättet ihr die Doa-Ban nicht vertrieben."
    „Das ist wahr", erklärte der Kasten. „Willst du mit uns kommen, Apasch-Faraday?"
    Nur zu gern wäre der Schamane der Einladung gefolgt, erwartete er doch, bei den Rinto-Vassi noch größere Wunder zu sehen als bei den Doa-Ban. Aber seine Verpflichtung gegenüber dem Stamm am Tage, an dem die Mabbahabas erwartet wurden, ließ das nicht zu.
    „Ich werde kommen, wenn ihr es befehlt", antwortete er. „Nur bitte ich euch, mich heute noch bei meinem Stamm zu lassen.
    Wir erwarten die Ankunft wichtiger Götter."
    Der Rinto-Vassi gab eine Reihe kurzer Laute von sich, die der Kasten nicht

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