0756 - Der Kopfjäger des Spuks
eng sogar.
Dann passierte genau das, womit ich gerechnet hatte. Von allein blähte sich der Mantel auf. Als hätte ihn ein Windstoß erfasst, so wurden seine Schöße in die Höhe getrieben. Er war plötzlich kein Mantel mehr, sondern ein Rock, der sich ausbreitete und sich gegen die angreifenden Gestalten stemmte.
Der Kopfjäger schlug zu.
Es waren zu viele. Er kämpfte verzweifelt, um diese außergewöhnlichen Feinde des Spuks zu vernichten, die ich aus meiner Zeit nicht kannte. Wahrscheinlich hatten sie sich erst später entwickelt.
Es waren zu viele für ihn.
Ich konnte ihm nicht zu Hilfe eilen. Ich spürte nur, wie der Mantel seine Kraft noch mehr verstärkte, und in diesem Moment kam er mir tatsächlich wie ein Rettungsanker vor.
Der Kopfjäger hielt seine Waffe mit beiden Händen. Er schlug noch einmal zu, erwischte zwei Gegner und köpfte sie im Sprung. Dann aber stolperte er, musste zurück und fiel plötzlich gegen mich und gegen den Mantel.
Es war der Moment, wo er seine Kraft einsetzte. Von allen Seiten drangen die Feinde auf uns ein. Sie erschienen aus dem Nichts, doch sie hatten sich die falsche Zeit ausgesucht.
Ich konnte nur für eine begrenzte Zeit in dieser Welt bleiben. So erging es auch dem Kopfjäger. Als er gegen mich gefallen war, wechselte er seine Waffe in die rechte Hand. Mit der linken krallte er sich an mir fest, und deshalb wurde auch er in diesen Kreislauf mit hineingerissen.
Beide verloren wir den Boden unter den Füßen. Beide traten wir die Reise an, und für uns beide verschwand diese Welt, denn der Mantel hatte uns wieder mit auf seine Reise genommen, von der ich nicht wusste, wohin sie führte.
Eines aber stand fest. Ich war nicht mehr allein, denn ich hatte den Kopfjäger des Spuks mitgenommen…
***
Als Sir James das Gespräch abgebrochen hatte und Assunga den Hörer reichte, da kam er sich für einen Moment vor, als würde er auf einem schmalen Balken zwischen Tod und Leben balancieren. Er wartete darauf, dass der Balken kippte, aber das trat nicht ein, denn sie ließ ihm noch eine Galgenfrist. Sie starrte ihn nur an.
Auch Mallmann sagte nichts. Er hielt sogar die Lippen fest zusammengepresst und verbarg seine Vampirzähne. Nur in seinen Augen lag ein düsteres Glitzern. Er und auch die Hexe hatten dem Gespräch lauschen können und waren überhaupt nicht damit einverstanden.
Assunga starrte das Telefon an, als wollte sie es fressen. »Ich will den Mantel!«, keuchte sie. »Er gehört mir!« Sie drehte ihren Kopf Sir James zu, der sicherheitshalber die Hände hob.
»Es tut mir Leid, ich habe alles versucht, aber Sie haben ja selbst hören können, dass dies nicht so klappt. John Sinclair besitzt den Mantel zwar, aber er hat ihn ausprobiert. Er ist damit…«
»Lüge!«, schrie Assunga und trat dabei mit dem rechten Fuß auf. »Alles Lüge!«
Sir James erhielt Unterstützung von Will Mallmann. »Nein, Assunga, das glaube ich nicht. Ich bin davon überzeugt, dass man uns die Wahrheit gesagt hat.«
»Und was macht dich so sicher?«
»Sinclair.«
»Wieso?«
»Ich kenne ihn. Ich kenne ihn lange genug. Schließlich waren wir einmal Freunde.« Er lachte hämisch.
»Da ich ihn so gut kenne, weiß ich auch, dass er sehr neugierig ist. Er gehört zu den Menschen, die alles erfahren wollen. Der Mantel kam ihm gerade recht. Ich will nicht sagen, dass er ihm ein Dorn im Auge ist, aber er brauchte ihn. Er musste ihn einfach ausprobieren. Er hat doch erlebt, wie du ihn in Rumänien getragen hast und wie es dir gelang, ihn damit zu irritieren. Es tut mir Leid, aber ich kann ihn verstehen.«
»Ich aber nicht!«, schrie sie. »Mir gehört der Mantel! Ich will ihn haben. Und wenn ich ihn nicht bekomme«, ihr Arm schnellte vor, und sie wies auf den Gefangenen, »wird er sterben. Dann werfen wir den anderen seine Leiche vor die Füße.«
»Du bekommst ihn!«
»Wann denn?«
»Geduld, Assunga. Sinclair wird zurückkehren. Wir werden uns noch einmal mit seinen Freunden in Verbindung setzen. Es wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als uns den Mantel zurückzugeben. So gern sie ihn behalten würden, aber dieser alte Mann hier ist ihnen wichtiger. Darauf kannst du dich verlassen.«
Assunga knirschte mit den Zähnen. »Das weiß ich eben nicht. Ohne ihn fühle ich mich hilflos. Auch dir gegenüber.«
»Wir sind doch Partner!«, flüsterte der Vampir.
»Nur so lange, wie der andere keine Schwäche zeigt.«
Mallmann ging nicht weiter darauf ein. Er wollte stattdessen
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