0756 - Der Kopfjäger des Spuks
»möglicherweise hast du ja Recht. Aber es ist schon schlimm, wenn man mit eigenen Augen die Niederlage anstarren muss. Das deprimiert.«
»Sicher«, gab Jane zu.
»Und wer war der andere?«, fragte Lady Sarah. »Habt ihr ihn gesehen? Das war nicht Mallmann. Ich glaube auch nicht, dass es ein Vampir gewesen ist. Oder liege ich da falsch?«
»Nein!«, flüsterte Jane. »Er sah mir eher aus wie ein Ritter mit grauem Gesicht.«
»Oder mit einer Maske«, sagte die Horror-Oma.
»Richtig. Fragt sich nur, was er mit unserem Freund John zu tun hat. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass er ihn aus der Welt des Spuks geholt hat. Der Spuk hat zwar Diener, aber die sehen anders aus. Es sind echsenköpfige Monster, furchtbare Wesen, die mit dem seltsamen Ritter nichts gemein haben.«
»Wer weiß denn schon«, murmelte Suko, »was John alles hinter sich hat. Diese nicht normale Reise kann ihn an verschiedene Ziele geführt haben. Ich sehe da sogar eine Verbindung zu den Teleportern, sie haben etwas Ähnliches erlebt, wenn auch nicht in einer derartigen Perfektion. Einfach ist dieser Fall wirklich nicht.«
»Kann sein.«
»Es ist so, Jane!«, betonte Suko. Er sah aus wie jemand, dem alle Felle davongeschwommen waren, griff zur Teetasse und leerte sie in einem einzigen Zug.
Zu sagen gab es nichts mehr…
***
Der Kopfjäger und ich waren gefangen. Der Zaubermantel hatte seine Kräfte voll und ganz entfalten können. Er machte mit uns, was er wollte. Er trieb uns, er jagte durch Raum und Zeit, er zeigte uns immer nur für einen Moment bestimmte Ziele, die wir kaum aufnehmen konnten, bevor wir wieder verschwanden.
Wohin?
Ich wusste es selbst nicht, aber es war mir gelungen, in dieser kleinen magischen Zone Kontakt mit meinem Begleiter aufzunehmen. Mit ihm selbst hatte ich nicht sprechen können, dies war nur auf gedanklichem Weg geschehen, und ich hatte sogar seinen Namen erfahren. Er nannte sich Zodiak.
Nicht gerade außergewöhnlich, aber ein Name, den ich leicht behalten konnte.
Der Mantel trieb mit uns sein böses Spiel. Er transportierte uns nach eigenem Gutdünken an verschiedene Plätze, und ich überlegte verzweifelt, nach welchen Kriterien dies geschah. Irgendwie wollte mir nicht in den Sinn, dass er von ganz allein reagierte und auch agierte. Meiner Ansicht nach schien auch er geführt zu werden, und zwar von einer Person, der der Mantel gehörte.
Assunga eben.
Möglicherweise zeigte sie uns die Orte, an denen sie durch die Kraft des Zaubermantels schon gelandet war. Um dies herauszufinden, hätte ich mit ihr Kontakt aufnehmen müssen, was mir aus eigener Kraft nicht gelang.
Dann aber gerieten wir an einen Punkt, wo ich zwischen Hoffnung und Furcht schwankte. Ich sah plötzlich meine Freunde wieder.
Jane, Sarah und Suko!
Ich erkannte auch die Umgebung. Sie hielten sich noch in Lady Sarahs Haus auf, also konnte seit meinem Verschwinden nicht viel Zeit vergangen sein.
Sie starrten mich an. Suko bewegte sich dabei. Er kam vor, er wollte etwas tun, das merkte ich genau, aber er schaffte es nicht, denn selbst sein Stab hatte nicht die Kraft, unsere Reise zu unterbrechen.
Ich sah wohl, wie er seinen Mund bewegte und das magische Wort rief, mir selbst allerdings kam es nicht zu Ohren.
Dann war es vorbei. Wir huschten weiter, und wieder fiel das Grau einer Welt über uns, die zwischen den Zeiten lag.
Ich aber dachte daran, dass mich noch ein zweites Problem beschäftigte. Auf meiner Reise wurde ich von Zodiak begleitet und fragte mich, ob er - falls alles glücklich verlaufen sollte - mein neuer Partner werden würde.
Nur das nicht, denn er würde zu einem echten Problem werden.
Meine Gedanken rissen. Ein neues Bild tauchte auf. Wieder eine andere Umgebung, jedoch eine normale, die in meiner Welt lag, auch wenn sie ein wenig einsam wirkte.
Ich sah Wiesen, ein kleines Gehöft, auch ein wie in das Grün der Wiesen hingestelltes Waldstück.
Und ich sah einen blaugrauen Lieferwagen…
***
Assunga und Dracula II hatten viele Dinge gemeinsam unternommen. Sie akzeptierten sich gewissermaßen als Partner, aber jeder von ihnen wollte trotzdem eigenständig sein, und das wiederum nutzte Assunga so oft aus wie möglich.
Auch jetzt, denn sie hatte den Wagen verlassen. Es interessierte sie nicht mehr, was Mallmann vorhatte. Ob er Sir James biss und sein Blut trank, war ihr in diesem Fall egal, sie hatte ihre eigenen Vorstellungen, und diese wiederum hingen mit dem Mantel zusammen, der ihr gehörte, der auch
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