0757 - Das Monster-Spiel
sie die Distanz zwischen sich und mir. Ich konnte mir eigentlich aussuchen, wen ich mir als Ersten vornahm.
Eines allerdings stand fest. Wen immer ich mir auch aussuchte, er würde sofort Unterstützung von seinem Artgenossen erhalten, und dann sah es bitter für mich aus.
Beide zugleich setzten zum Sprung an!
Ich sah es deshalb so genau, weil durch die Körper ein Zucken lief.
Als hätten die mächtigen Muskeln unter dem Fell einen elektrischen Stromstoß erhalten.
Und dann war er da.
Woher er gekommen war, hatte ich nicht gesehen. Jedenfalls stand er plötzlich hinter ihnen, hob sein Schwert an und schwang es wie eine gewaltige Sense…
***
Sir James war es nicht recht, dass sie sich getrennt hatten, aber er wollte auch nicht im Wege stehen. John Sinclair wusste schon, was er tat. Am besten gefiel ihm noch immer, wie er den Geisterjäger durch sein Wissen und durch seinen Plan überrascht hatte. Dies hatte ihm gezeigt, dass er noch nicht zum alten Eisen gehörte und geistig mehr als beweglich war. Die Erinnerung daran ließ ihn lächeln, als er allein durch die Dunkelheit schritt und sein Ziel nicht aus den Augen ließ.
Es war die Bühne, wo das Monster-Spiel ablief. Die Zuschauer hatten auf den Stühlen Platz genommen. Am Rand der Spielfläche waren zwei Scheinwerfer aufgestellt worden, die das Geschehen von zwei verschiedenen Seiten beleuchteten, ohne das durch Glasdeckel geschützte Kerzenlicht im Hintergrund der Bühne zu stören.
Welches Spiel dort ablief, konnte der einsame Mann noch nicht erkennen. Jedenfalls spielten mehrere Personen mit, die sich nur etwas schwerfällig bewegten. Ein Dialog wurde gehalten, und die Zuschauer lauschten ihm ergriffen.
Sie ahnten und wussten nichts. Im Gegensatz zu Sir James, der einen kleinen Bogen schlug, weil er auf keinen Fall in Gefahr geraten wollte, zu früh entdeckt zu werden. Er hatte sich mit John Sinclair am linken Rand der Bühne verabredet, und die Richtung behielt er auch im Großen und Ganzen bei.
Den nächsten Stopp legte er an der hinteren Sitzreihe ein. Er stand noch im Schatten, wobei er die Zuschauer von dieser Stelle aus beobachten konnte.
Ihre Kostüme hatten sie nicht abgelegt. Sie machten ebenfalls den Eindruck von Akteuren, die nur darauf warteten, im nächsten Augenblick in das Geschehen auf der Bühne eingreifen zu können. Sie saßen gespannt auf den Stühlen, manche murmelten ihre Kommentare, andere sprachen sie lauter aus, aber keiner von ihnen schöpfte Verdacht, dass sich hier etwas Schlimmes würde ereignen können.
Über allem schwebte die tiefschwarze und völlig lichtlose Wolke des Spuks. Er war der dämonische und unheimliche Beobachter dieses Spiels, ohne sich jedoch selbst zu verändern und seine Augen zu zeigen, die aus dem Schwarz hervorleuchteten.
Die Wolke vermischte sich mit dem grauen Nachthimmel, war aber trotzdem sehr deutlich zu erkennen. Nur hatte sich keiner der Zuschauer die Mühe gemacht und seinen Blick in die Höhe gehoben. Alle Augen waren auf das Geschehen gerichtet, das sich nun veränderte, denn wie bei allen Fantasy-Spielen fehlte auch hier nicht die Gewalt.
Waffen wurden gezogen.
Sir James sah das matte Schimmern, als sich die Kontrahenten mit gezückten Schwertern gegenüberstanden, laute Kampfschreie ausstießen, bevor es zum eigentlichen Gefecht kam.
Beide gingen aufeinander los. Und beide schenkten sich nichts.
Sir James hatte kein Interesse daran, sich den Kampf weiterhin anzuschauen. Er wollte sich nahe der Bühne umsehen und schon seinen Warteplatz einnehmen.
Er ging weiter, aber er sorgte dafür, dass er so gut wie kein Geräusch verursachte. Das weiche Gras des Geländes machte seine Schritte unhörbar, und er ignorierte den Weg, der links von ihm zu den Tennisplätzen führte.
Da wollte er nicht hin.
Das Klirren der aufeinander treffenden Schwerter begleitete ihn.
Zwischendurch klangen Kampfschreie auf. Beifall spornte die beiden Akteure zu noch größeren Leistungen an, und sie benutzten die gesamte Bühnenfläche als Kampfplatz.
Sir James ging jetzt schneller. So ohne Deckung nahe den Zuschauerreihen fühlte er sich doch nicht wohl. Es war besser, wenn er so schnell wie möglich sein Ziel erreichte.
Dort angekommen, blieb er stehen und stellte fest, dass er sogar einen sehr guten Blick auf die Bühne hatte. Von der Seite her konnte er sie in ihrer Länge überblicken.
Die beiden kämpften noch immer. Mal huschten sie in den Lichtschein hinein, mal verschwanden sie in der Tiefe.
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