0757 - Das Monster-Spiel
Interesse galt einzig und allein mir.
Ich wollte den Zaubermantel behalten und – wenn möglich – auch zerstören. Ich hatte nicht einmal Interesse daran, ihn zu behalten, er war für mich zu schlimm. Man konnte ihn in gewisser Hinsicht mit einem fliegenden Teppich vergleichen, der seinen Benutzer zu Zielen schaffte, zu denen er nicht wollte. Dabei gelang es dem Mantel sogar, die Zeiten zu überwinden. Ich war ja in der Zukunft gewesen, beim Spuk, aber ich wollte es nicht mehr. Da gehörte ich nicht hin, ich wollte in meiner Zeit bleiben und nicht sehen, was sich weit in der Zukunft tat. Selbst stärkere Personen als ich wären daran zerbrochen.
Es war vielleicht mein Fehler gewesen, dass ich zu lange gewartet hatte. Ich wusste ja, dass es den Kontakt der Hexe Assunga mit ihrem Mantel gab. Dazu brauchte sie ihn nicht einmal anzufassen, das schaffte sie auch so.
Und plötzlich griff sie ein.
Ich konnte nichts dagegen tun, als mich die gewaltige Kraft packte, die in Assunga ihre Quelle hatte. Ich wurde zwar nicht von den Beinen und in die Höhe gerissen, viel allerdings fehlte daran nicht, denn der Mantel schwang auf wie ein gewaltiges Zelt.
Als hätten unsichtbare Hände seinen Saum gepackt, so wurde er nach oben gewirbelt. Von allen Seiten zerrten Kräfte an mir. Ich kam auch nicht dazu, mich um mein Kreuz zu kümmern und es zu aktivieren. Ich hatte voll und ganz damit zu tun, auf den Beinen zu bleiben, was mir leider nicht gelang, denn die Kraft verstärkte sich noch mehr und zerrte mich zu Boden.
Ich fiel einfach um!
Hart schlug ich auf. Mein Blick war nach oben gerichtet. Die Welt tanzte plötzlich vor meinen Augen. Wolken wurden zu einem zuckenden Wirrwarr, doch ich ließ mich nicht unterkriegen und wollte mich aufrichten.
Das war genau der Moment, wo Phase zwei begann.
Jemand nahm mir die Luft! Es waren beileibe keine Hände, die sich um die Kehle klammerten, obwohl es sich so anfühlte. Es war der Mantel, der sich an einer bestimmten Stelle von selbst bewegte.
Das war eben die Klammer, mit der der Mantel geschlossen wurde.
Sie legte sich sehr eng um meinen Hals und hatte sich in eine Würgeschlinge verwandelt.
Ich hörte mich selbst würgen. Für meine Umgebung hatte ich keinen Blick mehr. Der Mantel bewegte sich noch immer. Seine Seiten kamen mir vor wie die mächtigen Schwingen eines Vogels, die sich jeder Kontrolle entzogen hatten.
Sie schlugen wild um sich. Sie schnellten hoch, sie rasten nach unten. Dabei hämmerten sie zu Boden, schleiften darüber hinweg, rissen den Staub als mächtige Wolke hoch, und kleine Steine umwirbelten mich wie spitze Eiskörner. Sie sprangen auch in mein Gesicht und raubten mir die Übersicht. Ich hatte wahnsinnige Mühe, meine Arme zu heben und sie über der Brust zusammenzuführen, weil ich die Finger unter die Würgeklammer führen wollte, um den Griff zu lockern.
Dazu kam es nicht mehr. Die Spange öffnete sich von selbst. Assunga hatte sie jetzt voll und ganz unter Kontrolle. Die beiden Hälften schnellten zur Seite. Ich konnte es kaum fassen, dass ich wieder Luft bekam, und musste mich erst auf die neue Lage einstellen.
Hatte ich gewonnen?
Keine Ahnung. Zumindest war ich mit dem Leben davongekommen. Auf dem Boden liegend drehte ich mich herum, um besser auf die Beine kommen zu können.
Ich stand auf, rutschte etwas vor, fiel aber nicht hin und drehte mich um.
Es war kaum zu fassen. Assunga hatte tatsächlich die Macht über ihren Mantel zurückgewonnen oder er über sie. Jedenfalls sorgte sie dafür, dass er geleitet wurde und einem bestimmten Ziel entgegenwehte.
Es war sie selbst.
Sie holte ihn zu sich heran. Und er flog auf sie zu wie ein großer Vogel, der sich nur schwerfällig bewegen konnte. Seine Seiten schwangen auf und nieder, und Assunga hatte einzig und allein Augen für ihn. Leicht geduckt stand sie vor der hinteren Tür des Kastenwagens, hatte die Arme ausgebreitet und vorgestreckt, weil sie den Mantel mit dieser bittenden Geste erwartete.
Er blieb auch auf dem gleichen Weg, er gehorchte ihr, und zum ersten Mal hörte ich sie jubeln. Da aber stand ich bereits auf den Beinen und hatte die Beretta gezogen.
Was ich hier so extrem langsam schildere, lief tatsächlich mit einer beinahe schon rasenden Geschwindigkeit ab, aber ich bekam es eben nur so in die Reihe.
Der Mantel gehörte ihr. Aber sie vernahm auch meinen Befehl, der ihr wie der Knall einer Peitsche entgegenschwang.
»Lass den Mantel los, Assunga!«
Sie hatte mich gehört,
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