0757 - Das Reich der Großen Schlange
musste…
»Bist… bist du der Teufel, Große Schlange?«
»Der Teufel!« Ein Hohnlachen war die Antwort. »Ich weiß, in der Mystik deines Planeten gibt es diese Jammergestalten. Ich reise durch alle Zeiten und Welten, wie es mir gefällt. Und ich besuche gerne deinen Planeten, um ihn wieder einmal zu vernichten.«
»Wieder einmal?« Baldew war immer noch skeptisch.
»Ich weiß nicht, ob du von der Eiszeit gehört hast«, erklärte die Große Schlange unwirsch. »Diese tödliche Periode eurer Planetengeschichte begann unmittelbar nach einem meiner Besuche. Aber du fragst dich gewiss, warum ich überhaupt zu dir spreche?«
»Ehrlich gesagt, ja.«
»Ich schenke dir dein Leben, Arkadi Baldew. Mehr noch, ich biete dir ewiges Leben an! Außerdem Kräfte, die alles übersteigen, was du bisher kennen gelernt hast.«
Leutnant Baldew überlegte fieberhaft. Die Aussicht auf das ewige Leben elektrisierte ihn. Aber wenn das Angebot nun eine Falle war? Es spielte keine Rolle. Er war tot, das wusste er. Da gab es keinen Zweifel, also hatte er nichts zu verlieren. Doch der Offizier wusste, dass es keine Leistung ohne Gegenleistung gibt.
»Was verlangst du von mir dafür?«
Die Große Schlange lachte. »So ist es Recht! Immer auf den eigenen Vorteil bedacht! Ich verlange von dir nicht mehr und nicht weniger als absolute Treue. Du musst mir beistehen in meinem Kampf gegen die Weiße Magie und gegen das menschliche Leben allgemein. Ich werde diese Erdenwürmer vernichten und diejenigen unterjochen, die überleben sollten.«
Das waren Gründe, die Baldew gut verstehen konnte. Diese Große Schlange wurde ihm immer sympathischer.
Der grausame Offizier spürte instinktiv die ungeheure Macht der außerirdischen Intelligenz. Wenn er, Baldew, dieser Kreatur diente, konnte er wahrscheinlich seine Brutalitäten noch viel mehr ausleben als bisher.
Außerdem war er seit der Kadettenanstalt das Gehorchen gewöhnt. Bisher hatte er Seiner Majestät dem Zaren gedient, und nun der Großen Schlange. Aus Baldews Sicht machte das keinen erwähnenswerten Unterschied.
»Ich schwöre dir die Treue, Große Schlange!«, dachte der tote Offizier.
»Schwöre es bei den Leichen aller Männer, die du auf dem Gewissen hast! Denn wenn du mich hintergehst, dann sollen sie dich holen!«
Der Leutnant stutzte. Woher wusste der Dämon von den vielen Leichnamen, über die Baldew während seiner bisherigen Karriere gegangen war? Doch gleich darauf beantwortete er sich die Frage selbst.
Die Große Schlange war mächtiger als jedes andere Wesen, das Baldew bisher kennen gelernt hatte. Sie verfügte über Fähigkeiten, die der Offizier noch nicht einmal ansatzweise begriff. Doch das war auch nicht nötig. Baldew verließ sich gsfnz auf seinen Instinkt.
Er war bereit, alles zu tun, um wieder leben zu können!
»Ich schwöre es bei den Leichen aller Männer, die ich getötet habe!«, erklärte der Leutnant daher feierlich.
»So sei es. Aber einen Haken hat unsere Abmachung, Arkadi Baldew. Ich kann dir magische Lebensimpulse geben, aber nicht deinen alten Körper. Du wirst dich mit dem Zustand deines Leibes abfinden müssen.«
Baldew fragte sich, was die Große Schlange damit meinte.
Er sollte es sofort erfahren.
Plötzlich war der Leutnant wieder er selbst - und war es gleichzeitig doch nicht.
Er lag in einem Haufen Asche in Ufernähe der Tunguska. Rings um ihn herum qualmten die schwarzen Stümpfe der verbrannten Bäume.
Baldew stand auf und blickte an sich herab.
Sein Körper war schwarz. Er erinnerte eher an ein Stück Holzkohle als an menschliches Fleisch!
Und doch konnte der Leutnant seine Gliedmaßen bewegen. Er spürte keinen Schmerz, nicht den geringsten. Er versuchte zu gehen, und es funktionierte problemlos. Der magische Lebensfunke hielt seinen Körper aufrecht, ungeahnte Kräfte durchströmten die lebende Leiche.
Und dann trat er an das Ufer der Tunguska.
In dem trüben Wasser spiegelte sich sein Kopf und sein Oberkörper.
Ein grauenvolles Monster starrte Baldew entgegen!
Ein geschwärzter Totenschädel mit dunklen Hautresten, das war sein Kopf. Seine Sehkraft verdankte der Leutnant offenbar der Schlangenmagie, denn seine Augenhöhlen waren leergebrannt. Aber er konnte auch ohne Augen alles sehen.
Baldew fletschte die Zähne seines lippenlosen Mundes zu einem entsetzlichen Grinsen. Es stimmte, er hatte sich in eine grauenvolle Kreatur verwandelt. Aber das störte den Leutnant nicht wirklich.
Ihm gefiel die nie zuvor gekannte
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