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0757 - Das Reich der Großen Schlange

0757 - Das Reich der Großen Schlange

Titel: 0757 - Das Reich der Großen Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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eigenen Gewehrs über den Schädel gezogen.
    In Kuslows Augen glänzte so etwas wie bösartige Freude auf, als er den ohnmächtigen Verletzten erblickte, bevor er sich wieder dem Stationsvorsteher zuwandte.
    »Da siehst du es, Väterchen! Meine treuen Kosaken fackeln nicht lange. Ein Wort oder Blick von mir genügt, und sie sind wirklich zu allem fähig. Aber du bist ein braver Mann, nicht wahr? Du wirst mir sagen, was ich wissen will!«
    »S… selbstverständlich, euer Hochwohlgeboren!«, wimmerte Masdin. »Was kann ich für Euch tun?«
    »Oh, das ist einfach.« Pjotr Kuslow zog eine Fotografie aus der Innentasche seines Fracks. Er hielt sie dem Stationsvorsteher unter die gerötete Wodka-Nase. »Kennst du diese Dame?«
    Wladimir Masdin kniff die Augen zusammen. Überraschung blitzte in seinen Augen auf, aber er sagte vorerst nichts. Vielleicht zögerte er auch nur einige Momente zu lang.
    Jedenfalls nickte Pjotr Kuslow einem seiner Kosaken zu. Gleich darauf schrie Masdin vor Schmerz auf.
    Der bärtige Reiter mit der Pelzmütze und den gekreuzten Patronengurten vor der Brust hatte ihm einen Finger gebrochen!
    Masdin wimmerte.
    »Das war nur ein kleiner Vorgeschmack«, drohte Kuslow. »Für den Fall, dass du versuchst, mir etwas zu verheimlichen. Glaube mir, Väterchen, ich habe einen sechsten Sinn für so etwas. Und das wird dir dann schlecht bekommen. Sehr schlecht sogar.«
    »Ich… ich sage alles, Euer Hochwohlgeboren. Ich kenne die gnädige Frau auf der Fotografie. Ich habe nur einen Moment gestutzt, weil…«
    »Weil was?« Kuslow packte den Stationsvorsteher an seinem Uniformrock und zog ihn zu sich hin.
    »Weil ich die gnädige Frau bisher immer nur in Männerkleidung gesehen habe, euer Gnaden!«
    »In Männerkleidung?«
    Kuslow riss seine schwefelgelben Augen auf.
    »J… jawohl! Die gnädige Frau betätigt sich seit einiger Zeit im Tunguska-Distrikt erfolgreich als Fallenstellerin. Als Zobeljägerin, Euer Gnaden.«
    Pjotr Kuslow begann plötzlich wild zu lachen. Es klang, als wenn mit einem Hammer auf ein verrostetes Blech geschlagen wurde.
    »Eine Zobeljägerin ist meine Gattin geworden, sagst du? Das ist wirklich zu köstlich! In St. Petersburg habe ich ihr die schönsten Zobelmäntel zu Füßen gelegt.« Kuslowas Stimme bekam plötzlich wieder einen harten Klang. »Aber dieses Miststück hat es vorgezogen, hierher in die Wildnis zu verschwinden. Doch einem Pjotr Kuslow entkommt man nicht. Niemals. Hat Lena hier irgendwo eine Hütte oder so etwas, Alter?«
    Der Stationsvorsteher beeilte sich, eine Antwort zu geben. »Ich weiß es nicht, Euer Hochwohlgeboren! Aber sie hält sich öfter in-Vanavara auf. Das ist ein Handelsposten ungefähr fünfzehn Werst von hier. Dort habe ich Eure Gattin schon öfter gesehen. Sie verkauft dort die Zobelfelle und beschafft sich Munition, Trockenfleisch und andere Vorräte.«
    »Interessant. Vanavara, sagst du?«
    »Jawohl, Euer Gnaden!«, sprudelte Wladimir Masdin hervor. »Fünfzehn Werst direkt in nordwestlicher Richtung von hier!«
    »Sehr schön.« Kuslow flüsterte nun beinahe. »Du und dein Kollege, ihr werdet schweigen über das, was heute hier geschehen ist, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich, Euer Hochwohlgeboren!«
    »Ja, da bin ich mir absolut sicher.« Mit diesen Worten nickte Kuslow einem der Kosaken zu. Dieser zog seinen Revolver und erschoss den Stationsvorsteher. Einer seiner Kameraden ermordete kurz darauf den ohnmächtigen Igor Roloff.
    Pjotr Kuslow schaute gefühllos von einem Opfer zum nächsten. Er war nicht nur ein grausamer, sondern auch ein sehr mächtiger Mann. Einer der mächtigsten im Russischen Reich jener Tage. Kuslow konnte es nicht ausstehen, wenn nicht alle nach seiner Pfeife tanzten.
    Deshalb hatte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um seiner weggelaufenen Frau hinterherzuspionieren. Im Grunde hatte Kuslow längst das Interesse an Lena verloren. Aber da er sie als seinen Besitz betrachtete, konnte er ihr Verschwinden natürlich nicht ungestraft durchgehen lassen. Kuslow sehnte sich nach dem Moment, wo er Lena wieder in seine Gewalt bekam.
    Sie würde es bereuen, bitter bereuen, ihn in St. Petersburg sitzen gelassen zu haben. Er wollte sie richtig büßen lassen. Auf den Knien würde sie vor ihm rutschen.
    In widerwärtiger Vorfreude rieb sich Kuslow die Hände.
    Er wollte dem Kosaken-Anführer, dem Hetman, eine Anweisung geben. Auch für Kuslow selbst stand ein gesatteltes Pferd bereit.
    Doch dann kam alles anders.
    Ein stechender

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