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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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den
Bergen sind, und weit und breit niemand ist, der uns helfen könnte.«
    »Ist doch töricht! Niemand lauert in Nacht und
Einsamkeit darauf, dass vielleicht ein Fahrzeug vorbeikommt... Aber du kannst
beruhigt sein, ich bleib im Wagen, der Mann kommt auf uns zu...« Hans Marner
kurbelte das Fenster herunter und beobachtete den Fremden, der schwach und
kraftlos um den Wagen herumkam und sich an dem Auto festhielt, als bereite es
ihm Mühe, auf den Beinen zu stehen. Der Mann war uralt! Aus der Nähe sah
er aus wie eine vertrocknete Mumie mit dünnem, schlohweißem Haar und einer
Haut, die sich wie brüchiges Pergament über die Knochen spannte. Seine Lippen
waren schmal und blutleer. »Habla Espanol?«, fragte er mit dünner Stimme.
»Sprechen Sie Spanisch?«
    »Si, un poco... ein wenig...« Marner konnte sich in
dieser Sprache recht gut verständigen.
    »Helfen Sie mir... por favor... bitte .« Die
Stimme des Alten war wie ein Hauch. Seine knochigen Finger krallten sich in die
Ablaufrinne des Fahrzeugdachs. Petra Strauß ließ ihre Blicke in die Runde
schweifen, um rechtzeitig jede verdächtige Bewegung am Straßenrand und im
Schatten der verkrüppelten Bäume auf den Hügeln zu erkennen. Der Motor lief.
Wenn sich das Ganze als eine Falle herausstellte, hatte Marner immer noch die
Chance, schnell durchzustarten. Aber alles blieb ruhig. »Wie kommen Sie
hierher?«, wollte Marner wissen.
    Achselzucken... »Weiß nicht.« Der Alte deutete erst
die Straße nach oben, stutzte dann, zeigte nach unten und schüttelte den Kopf.
»Ich hab’s vergessen «.Er wirkte überzeugend. Offensichtlich
irrte der Mann schon seit Tagen durch die Einsamkeit. Er litt unter
Gedächtnisschwund und wusste nicht, woher er stammte. »Name?«, fragte Marner.
Einige Sekunden verstrichen, ehe die Antwort erfolgte. »J-u-l-i-o...«, kam es
zögernd.
    »Wie weit sind wir noch vom nächsten Dorf entfernt?«,
wandte sich Marner an seine Freundin, flüchtig den Kopf drehend. Petra zog die
aufgeschlagene Karte aus dem offenen Fach unter dem Handschuhfach. »Wir sind
jetzt hier...« Petra legte ihren Zeigefinger auf eine dünne rote Linie, die
sich stark gewunden in die Berge schlängelte. »Ich würde sagen, dass wir noch
etwa zehn Kilometer von Trevelez entfernt sind. Das liegt ganz tief im Gebirge.
Wir machen einen riesigen Bogen, aber die Straße führt nur da entlang. Bei
ihrem Zustand und der Steigung schätze ich, dass wir noch eine halbe Stunde
unterwegs sind.« Schneller als im Schritttempo kamen sie derzeit kaum voran.
    »Bueno, steigen Sie ein... Sind Sie verletzt?« Hans
Marner fragte es unvermittelt, als er sah, dass der Mann sich plötzlich an die
Stirn griff und torkelte. Ein plötzlicher Schwächeanfall, der ebenso schnell
wieder verging, wie er eingetreten war. Nun stieg Marner doch aus und öffnete
die Hintertür. Er war dem Alten, der sich dünn und leicht anfühlte, beim
Einsteigen behilflich.
    »Wir fahren nach Trevelez«, sagte er und beugte sich
zu dem Mann nach hinten. »Kennen Sie diesen Ort?« Große dunkle Augen, die tief
in den Höhlen lagen, starrten ihn verständnislos an. Der Mann schien die klar
und in gutem Spanisch gesprochenen Worte nicht verstanden zu haben.
    Mit zusammengesunkenen Schultern saß er hinter dem
Deutschen und röchelte. »Behalte ihn im Auge«, flüsterte der Fahrer der Frau an
seiner Seite zu. Petra nickte. Der Audi zog wieder an. Die typische Landschaft
der Sierra Nevada setzte sich auch nach der nächsten Kurve fort. Eine Zeitlang
lag die Straße auf gleichbleibendem Niveau, ehe sie dann wieder steil anstieg.
Dann kam der Bogen, von wo es noch mal tief in die Bergwelt ging. Hin und
wieder warf Petra Strauß einen verstohlenen Blick in den Innenspiegel oder
drehte auch leicht den Kopf. Der Alte saß da wie eine Puppe, starrte
gedankenversunken vor sich hin und änderte kein einziges Mal seine Haltung.
    Dann waren sie auf der Höhe. Der Wind pfiff über die
Hügel und peitschte die dürren Gräser am Straßenrand. Zwei, drei Minuten
vergingen...
    Hier oben war die Straße in erbärmlichem Zustand und
so eng, dass Hans Marner manchmal den Atem anhielt, wenn er die nächste Kurve nahm. Die Schluchten rechts fielen steil ab. Gefährliche
Schlünde taten sich da auf. Er musste sich noch mehr auf die Fahrt und die
Umgebung konzentrieren. Plötzlich zuckte er zusammen, als Petra an seiner Seite
aufschrie.
    »Hans!«
    Sein Kopf flog herum.
    »Der Fremde... hinter dir... ist verschwunden!
     
    ●
     
    Im

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