Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
der Kutsche, die
heftig schlingerte, hin und hergeworfen. Die Sitzbank war hart, und die junge
Frau flog schmerzhaft dagegen. Wimmernd raffte sich die von Angst und Entsetzen
gepeitschte Insassin wieder auf. »Ich will raus hier!«, schrie sie wie
von Sinnen. Sie schlug mit beiden Fäusten gegen die Verglasung in der Tür. Das
Glas war nicht dick, dennoch konnte sie es nicht einschlagen. Der Brunnen und
der Hof blieben zurück. Steil aufwärts ging die Fahrt. Die beiden Pferde zogen
die Kutsche kraftvoll den Hügel hinauf. Die Räder jagten über den holprigen,
steinigen Untergrund, und Petra Strauß fühlte jede Unebenheit, jeden Stoß. Sie
konnte das Haus nicht mehr sehen! Die Fahrt ging in die Nacht, ins Unbekannte,
und Petra Strauß zweifelte an ihrem Verstand, ob sie das alles wirklich erlebte
oder nur träumte. Sie erlebte es wirklich! Die Jenseitskutsche von Diablos war
gekommen und entführte sie.
     
    ●
     
    Die Kutsche ratterte über Stock und Stein. Auf
gewundenen Pfaden jagte sie weiter. Es ging bergauf. Bleich und anfangs
schreiend hockte Petra Strauß hinter dem Fenster, trommelte gegen es und die
Holzverschalung, ohne das Geringste damit zu erreichen. Sie starrte in die
fremdartige Gebirgslandschaft der Sierra Nevada. Zwischen den hohen Felsen ging
die Fahrt dahin. In der Kutsche rumpelte und ächzte es, und die Frau hatte das
Gefühl, das Gefährt würde jeden Augenblick auseinanderbrechen. Sie wurde beim
Bergauffahren gegen die hölzerne Rückenlehne
gepresst. Der Lärm, den die Kutsche vorhin schon auf dem Hof beim Wenden und
Losfahren verursacht hatte, konnte den Hausbewohnern und den Gästen des kleinen
Hotels nicht unbemerkt geblieben sein. Vielleicht war sogar Hans wach geworden
und hatte inzwischen die Verfolgung längst aufgenommen? Unzählige Gedanken gingen
Petra durch den Kopf. Und dann fiel ihr noch etwas anderes ein. Ihre eigene
Reaktion, als sie die Kutsche wahrgenommen hatte...
    Völlig lautlos war das Gefährt aufgetaucht. Wie eine
Spukerscheinung! Erst in dem Moment, als Petra Strauß sich im Innern der
Kutsche befand, hatte sie auch deren Geräusche wahrgenommen. Aber außerhalb,
war alles totenstill. Das bedeutete, dass auch im Hotel niemand etwas von der
unheimlichen und unbegreiflichen Entführung mitbekommen hatte! Als die junge
Frau erkannte, dass sie aus eigener Kraft nichts an ihrer Situation ändern
konnte, ergab sie sich in ihr Schicksal. Sie klammerte sich an der Lehne der
Bank mit beiden Händen fest, wurde aber durch die schnelle Fahrt auf dem
holprigen Bergpfad durchgeschüttelt, dass ihr elend wurde. Als der Krach und
die Fahrt endlich aufhörten, hätte sie nicht zu sagen vermocht, wie lange sie
gedauert hatten. Nach all dem Lärm trat eine fast unnatürliche, unheimlich
wirkende Ruhe ein.
    Petra Strauß hob den Kopf und strich die Haare aus der
Stirn. Sie saß im Finstern und warf einen schnellen Blick auf das
Leuchtzifferblatt ihrer Armbanduhr. Die Fahrt hatte genau vierzig Minuten
gedauert. Petra Strauß beugte sich nach vorn und rechnete damit, dass jeden
Augenblick eine der beiden Türen geöffnet würde. Aber nichts dergleichen
geschah. Alles blieb ruhig. Die Frau schob vorsichtig den dünnen Vorhang zurück
und warf einen Blick durchs Fenster nach draußen. Vor ihr lag ein altes
Gemäuer. Hoch wie die Mauer eines Hofes ragte es empor, und in der Mitte gab es
ein weit offenes Tor, das in unbestimmtes Dunkel führte. Petra Strauß blickte
nach rechts. Dort erhob sich ruinenhaft ein eckiger Turm. An ihn grenzte
wiederum eine Mauer. Allerdings war diese weitaus niedriger als jene, die
direkt vor ihr aufwuchs. Durch die niedrigere Mauer neben dem Turm führten
mehrere Durchlässe. Sie waren durch Bohlentüren fest verschlossen. Petra Strauß
war in einem alten Burghof angekommen, und
da sie sich durch zahlreiche Spanienbesuche in der Architektur des Landes ein
wenig auskannte, identifizierte sie das verwitterte Bauwerk gleich als
Maurenburg.
    Mit diesem Gedanken mischte sich gleichzeitig die
Erinnerung an die Worte Senor Miguel Bazos’. Er hatte von einer alten
Maurenburg gesprochen und in Verbindung damit einige rätselhafte Andeutungen
gemacht. Auch die Kutsche spielte dabei eine Rolle. Petra Strauß ließ drei
Minuten verstreichen. Als sie weder Schritte noch Stimmen vernahm und noch
immer niemand kam, drückte sie den Türgriff herunter. Diesmal gab er nach.
Petra Strauß beugte sich nach vorn und blickte sich um. »Hallo?«, fragte sie
zaghaft. Ihr Ruf hallte

Weitere Kostenlose Bücher