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076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

076 - Die Jenseitskutsche von Diablos

Titel: 076 - Die Jenseitskutsche von Diablos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mir
schon mal ‘ne Flasche rüber. Wäre schade, wenn der gute Tropfen warm würde.
Dann schmeckt er nicht mehr. Essen und Trinken funktionieren noch. Tanzen
verschieb ich aufs nächste Mal, Morna. Ich verspreche, dass ich dann mit dir
die heißeste Sohle aufs Parkett lege, die je getanzt wurde...«
     
    ●
     
    Petra Strauß warf sich unruhig hin und her. Sie konnte
keinen Schlaf finden. Hans hatte damit kaum Probleme. Er atmete tief und
schlief. Die fünfunddreißigjährige Stuttgarterin blickte alle fünf Minuten auf
das Leuchtzifferblatt ihrer Uhr.
    »Hans?«, fragte die Frau leise in die Dunkelheit. Doch
ihr Partner reagierte nicht. Petra Strauß ließ noch eine weitere Viertelstunde
verstreichen und rief dann noch mal den Namen des Mannes an ihrer Seite. Aber
Hans Marner schlief so fest, dass er nichts hörte. Petra Strauß kam sich mit
einem Mal selbst dumm vor. Sie musste raus, hinunter zur Toilette. Der Gedanke,
über den dunklen Hof zu laufen, behagte ihr nicht. Aber das war schließlich
kein Grund, extra den Schläfer zu wecken. Hans musste morgen wieder fahren und
brauchte den Schlaf. Die Frau erhob sich, schlüpfte in den Morgenmantel,
schlang den Gürtel lose um ihre Hüfte und verließ das Zimmer. Leise quietschte
die Tür. Einen Moment hielt Petra Strauß inne und warf einen Blick aufs Bett,
als erhoffte sie, dass ihr Begleiter durch das Geräusch doch noch erwachte.
Aber nichts geschah. Im Stillen schalt sie sich eine Närrin. Sie benahm sich
wie ein kleines Mädchen, das sich in einem fremden Haus vor der Dunkelheit
fürchtete. Entschlossen gab sie sich einen Ruck.
    Im Flur brannte eine nackte Glühbirne, die ein müdes
Licht verbreitete. Senor Bazo hatte sie absichtlich brennen lassen für den
Fall, dass in der Nacht jemand aufstand. Nun
machte seine Voraussicht sich bezahlt. Auf der Holztreppe, die unter jedem
Schritt leise ächzte, ging Petra nach unten. Die Hintertür war vorschriftsmäßig
verriegelt. Petra Strauß schloss auf und ließ sie weit offen stehen. Schnell
lief die Frau über das holprige Kopfsteinpflaster, vorbei an dem alten
gemauerten Brunnen, an dem ein Seil und ein rostiger Eimer hingen. Noch zwanzig
Schritte weiter... Dort lagen die Ställe, der Schuppen und die Toilette. In der
Tür war ein Loch herausgeschnitzt, und etwas seitlich hing eine alte
Stalllaterne, die für elektrischen Betrieb umfunktioniert worden war. Die Kabel
hingen leichtfertig über einer Metallstange, und der beschädigte Stecker, aus
dem der blanke Draht ragte, war ebenfalls unvorschriftsmäßig.
    Petra Strauß, die im Freundeskreis für ihren
ausgesprochen trockenen Humor bekannt war, verzog die Mundwinkel.
»Hoffentlich«, sagte sie leise im Selbstgespräch, »steht die Toilette nicht
unter Strom.« Als sie die in den Angeln quietschende Tür öffnete, sah sie, dass
der gesamte Aufbau aus Holz bestand.
    Petra Strauß lief nach dem Verlassen des Holzhauses
schnell zur Unterkunft zurück. Plötzlich sah sie aus den Augenwinkeln eine
schattenhafte Bewegung. Dort, wo der Hof auf natürliche Weise von einem hohen
Hügel begrenzt wurde, raste etwas auf sie zu. Lautlos und schnell...
    Zwei schwarze Pferde, die eine Kutsche zogen. Weder
die Hufe noch die hohen Speichenräder schienen den Untergrund zu berühren.
Petra Strauß fuhr zusammen und blieb unwillkürlich stehen. Da war die Kutsche
auch schon vor ihr. Die Tür flog auf. Petra Strauß wollte sich herumwerfen und
im Haus Schutz suchen. Sie wollte schreien. Doch Petra Strauß’ Stimmbänder
waren wie gelähmt. Die Frau spürte einen Sog und hatte das Gefühl, dass Hände
nach ihr griffen. Dann verlor sie auch schon den Boden unter den Füßen. Sie
taumelte über die schmalen Tritte in die Kutsche. Die Tür knallte ins Schloss.
Deutlich war dieses Geräusch zu hören.
    »Hiiilllfffeee!« Die
junge Frau brüllte. Markerschütternd und schaurig hallte es durch das Innere
des Gefährts, das sich mit einem Ruck in Bewegung setzte. Das Schlagen einer
Peitsche war zu vernehmen und auch
das Klappern der Hufe auf dem groben Steinuntergrund. Petra Strauß warf sich
auf die ihr gegenüber befindende Tür und versuchte sie zu öffnen. Es war nicht
möglich! Durch die kleinen Scheiben sah Petra Strauß, dass sich die Kutsche vom
Haus entfernte. Dort drüben lagen die beiden Fenster ihres Zimmers, in dem Hans
ahnungslos schlief...
    »H-a-n-s!«
    Hörte er denn nicht den Lärm, den die klappernden Hufe
und ratternden Räder in der Nacht verursachten? Petra wurde in

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