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076 - Mimikri

076 - Mimikri

Titel: 076 - Mimikri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Pukallus
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schloss nicht aus, dass das abtrünnige Geschöpf Flugfähigkeit entwickelte.
    Forschen, forschen, forschen…
    Die zwei Lesh'iye kundschafteten einen Abschnitt der Küstengewässer aus, in dem sich eine Landzunge abwärts in das Schelf gebohrt hatte. In Gestalt abgestufter, weitflächiger Granitplatten war sie über die unterseeischen Basalthänge gebreitet worden.
    Das Ereignis musste vor noch nicht allzu langer Zeit stattgefunden haben.
    Mittlerweile hatte das planetare Leben ansehnliche Teile des Katastrophengebiets zurück erobert. Auf den Felsen gediehen Tangwälder und Algendickichte.
    Anemonen, Seegurken und Schwämme bewucherten das Gestein.
    In Furchen nisteten Farne, Krautgewächse und Moose. Muschelkolonien klebten an steilen Schroffen. Allerorten krauchten bizarre Krabben, Schnecken, Krebse und Schleimwesen durch das verschlungene Gewirr der Wasserpflanzen. Schlangenartige Tiere kringelten sich durch die Schrunde der Granittafeln. Dichte Fischschwärme durchstießen Planktonschwaden.
    Fahnden, fahnden, fahnden…
    Der entflohene Mutant konnte sich praktisch überall verbergen. Jedes Riff mochte in Wahrheit sein getarnter Leib sein. Vielleicht diese Klippe oder jene Sandbank dort; oder das Kiesbett. Oder er hatte das Aussehen einer Tuffsteinformation angenommen.
    Folglich ließen die beiden Lesh'iye
    beim Absuchen der Unterwasserlandschaft kompromisslose Sorgfalt walten.
    Sie legten größten Wert darauf, dass ihnen nichts entging.
    Mit dem vollen Spektrum ihrer Sinne tasteten sie in weitem Umkreis nach allen eventuellen Auffälligkeiten.
    Anhäufungen von Blumentieren fanden ebenso ihre Beachtung wie klotzige unterseeische Plateaus. Eine Abweichung der Magnetfelder, ein achtloser Impuls, eine falsche Bewegung oder eine stoffliche Unstimmigkeit - alles und jedes mochte einen entscheidenden Hinweis abgeben.
    Plötzlich erfasste die Wahrnehmung der beiden Lesh'iye eine umfangreichere Ansammlung ungewöhnlicher Umrisse. Sie konnten in dieser Umgebung nicht natürlichen Ursprungs sein.
    Das Muttergestein des Planeten brachte keine halbkugeligen Gebilde hervor.
    Diese Anomalie musste umgehend untersucht werden.
    Unverzüglich wechselte die Patrouille den Kurs und schwamm mit wedelndem Schwingenschlag zu den georteten Objekten hinüber. Schon unterwegs empfingen die Lesh'iye vielerlei elektromagnetische Schwingungen aus unnatürlichen Quellen.
    Nach einer kurzen Weile traten aus dem verschwommenen Blaugrün der Fluten die klaren Strukturen eindeutig planmäßig angelegter Bauwerke hervor.
    Auf einem enormen Granitsockel standen in ringförmigen Aufreihungen überwiegend transparente Kuppeln verschiedener Größenordnungen. In der Mitte überragte eine zentrale Kuppelwölbung deutlich die übrigen Gebäude.
    Die Bauten erstrahlten in kaltem Licht.
    Die Gedächtnisspeicher der Lesh'iye
    enthielten Informationen über diesen Siedlungstypus. Als Erbauer wusste man von einer intelligenten maritimen Lebensform, die bislang kaum aufgefallen war und auch über kein kriegerisches Potential zu verfügen schien.
    Eine recht uninteressante Spezies. Entsprechend wenige Erkenntnisse gab es über sie.
    Folglich näherten sich die beiden Scouts der Meeressiedlung ohne Bedenken - zumal Furcht an sich den
    Lesh'iye vollkommen fremd war.
    Wieder scannten sie gewissenhaft die Oberfläche und registrierten…
    nichts. Die Siedlung schien verlassen.
    Allen bisherigen Feststellungen zufolge ernährte sich das Renegatenwesen auf räuberische Weise von planetarer Biomasse. Wie es bewiesen hatte, machte es dabei auch vor Humanoiden-Wohnstätten nicht Halt; ganz im Gegenteil, es suchte sie regelrecht. Auch die Bewohner dieser Kuppelstadt konnten der tückischen Kreatur zum Opfer gefallen sein.
    Sucht. Findet. Vernichtet.
    Mit äußerster Wachsamkeit hielten die Lesh'iye in gemäßigtem Tempo auf einige kleinere Kuppelbauten am Rande der Stadt zu.
    ***
    Mer'ol kauerte vor den Navigationsanlagen.
    Als alle an Bord waren, löste er die Transportqualle von der Schleuse. Unterdessen verständigte sich Mer'ol in kehligen Klacklauten mit Ul'ba. Nach dem Gespräch übersetzte er für Rulfan und den Meerakaner.
    »Ich habe mich nach einem geeigneten Gebäude erkundigt. Ul'ba empfiehlt uns eine nahe gelegene Fabrik. Von dort aus kann man das Hydrosseum beobachten.«
    »Einverstanden« , stimmte McKenzie lakonisch zu.
    Sachte trieb das bionetische Gefährt in der schwachen Strömung des Schelfs. Mer'ol brachte es auf Kurs.
    Sanft teilte die Qualle

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