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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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arme Ding…
    Herbie mochte sie. Ihr Dilemma mit Billy Westin, diesem Arsch, hatte seinen Beschützerinstinkt geweckt. Und vielleicht noch etwas mehr.
    Er wollte verhindern, dass sie Billy noch einmal auf den Leim kroch. Nicht nur, um ihr eine weitere Enttäuschung zu ersparen, sondern auch, um sie für sich zu gewinnen. Dass er damit Billys Zorn auf sich zöge, war Herbie klar. Aber er hatte keine Angst vor ihm, und er wusste den Rückhalt der anderen ihrer Clique auf seiner Seite.
    »Scher dich zum Teufel, Billy«, flüsterte Herbie mit einer Stimme, die nicht nur vor Kälte zitterte, »da gehörst du nämlich hin!«
    Und genau das wollte er Laurie Ambrose sagen. Nicht erst morgen früh, sondern heute noch.
    Bei ihrer gemeinsamen Wanderung am Nachmittag war Herbie aufgefallen, wie still Laurie geworden war, in sich gekehrt, grüblerisch. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, welcher Art Gedanken sie nachhing und zu welchem Resultat sie möglicherweise kam - zu dem Entschluss nämlich, doch wieder zu Billy zurückzukehren. Und sei es nur, um seiner Rachsucht zu entgehen…
    Und das wollte, nein, das musste Herbie verhindern!
    Dass er Billys Platz einnehmen wollte, spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle. In erster Linie tat Herbie es, weil Laurie etwas Besseres verdient hatte, als der Spielball von Billy Westins miesen Launen zu sein.
    Ob er, Herbie, im Gegenzug sie, Laurie, verdiente, musste die Zukunft zeigen. Jetzt ging es erst einmal nur darum, die Weichen für diese Zukunft zu stellen.
    Herbie bog um eine Ecke und trat in den Korridor, an dem Lauries Zimmer lag. Im Kerzenschein las er die Nummern an den Türen, bis er die gesuchte fand.
    Und jetzt?
    Sollte er anklopfen oder einfach nachsehen, ob die Tür verschlossen war?
    Herbie Fisher wollte leise gegen die Tür pochen, doch er hielt inne, noch ehe seine Hand das Holz berührte.
    Von jenseits der Tür hörte er etwas.
    Hätte er es nicht besser gewusst, wäre ihm zweifelsohne der Gedanke gekommen, dass Laurie nicht allein war und es keineswegs bedauerte.
    Aus dem Zimmer drangen gedämpftes Stöhnen und Wimmern.
    »Laurie?«, fragte Herbie heiser vor Erschrecken durch die geschlossene Tür.
    Keine Antwort, keine sonstige Reaktion. Das Stöhnen dauerte unverändert an. Vermutlich war seine Frage drinnen gar nicht zu hören gewesen.
    Herbie klopfte gegen die Tür, viel heftiger als er eben noch gewollt hatte.
    »Laurie!« Jetzt schrie er fast.
    Die Tür öffnete sich unter der Berührung seiner Hand, war offenbar nicht richtig geschlossen gewesen.
    Herbie drückte sie weiter auf und schaute in das Zimmer.
    Im Mondlicht, das durchs Fenster fiel, sah er Laurie Ambrose. Das schwarzhaarige Mädchen lag im Nachthemd auf dem Bett, wand sich wie in Krämpfen, die Lider halb geschlossen, die Augäpfel darunter weit nach hinten gedreht, sodass nur das Weiße zu erkennen war. Ihr rechter Arm hing über die Bettkante herab.
    Und über sie gebeugt…
    Eine Scheußlichkeit, für die Herbie Fisher keine Worte fand!
    Das Entsetzen, das in ihm explodierte, brach sich in einem unartikulierten, gellenden Schrei Bahn, der die gespenstische Stille in Cardigan Hall zerriss.
    ***
    Es war kurz nach Mitternacht, und mittlerweile war wieder Ruhe eingekehrt in Cardigan Hall - dachte Zamorra…
    Dr. McFinnes hatte sich verabschiedet, als zwei uniformierte Polizisten aus der Kreisstadt eintrafen. Die beiden Konstabler warfen nicht mehr als einen Blick auf den Toten und stellten Zamorra, der ihn ja gefunden hatte, ein paar Fragen. Dass er selbst vorhatte, sich sehr viel gründlicher mit dem Fall zu befassen, verschwieg er ihnen. Der Tote wurde weggeschafft, die Beamten zogen ab.
    Inzwischen war auch die Gruppe junger Leute zurückgekehrt, deren Reisebus Zamorra auf dem Parkplatz gesehen hatte. Er erfuhr, dass es sich um eine Art Stammtisch verein aus Manchester handelte. Man wollte wissen, was denn los war, und bekam genug zu hören, um wahlweise ein paar vermeintlich coole Sprüche darüber zu reißen oder betreten dreinzuschauen. Wenig später zogen sie sich zurück.
    Zamorra hatte natürlich ein anderes Zimmer bekommen. Dort hielt er sich jedoch nur kurz auf. Stattdessen suchte er die Kammer, in dem Mr. Dougal gestorben war, heimlich noch einmal auf. Auch den beiden anderen, in denen es unlängst zu Todesfällen gekommen war, stattete er einen Besuch ab.
    Der Butler hatte ihm verraten, um welche Zimmer es sich handelte. Doch in keinem der drei Räume stieß er auf etwas Verdächtiges

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