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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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alten Eisen gehöre!«
    »Was? Willst du mir den Hintern versohlen?« Julian grinste.
    »Oh, glaube mir, mein Junge, ich kenne effektivere Möglichkeiten als diese modernen Strafen, um renitente Jungspunde zur Räson zu bringen.« Asmodis erwiderte das Grinsen, aber das seine wirkte bedrohlich und so gefährlich, dass selbst Julian für einen Moment Angst bekam.
    »Nenn mich nicht ›mein Junge‹«, verlangte er, nur um sich selbst zu zeigen, dass er sich von dem Erzdämon und Vater seines Vaters nicht wirklich einschüchtern ließ. Aber seine Stimme klang leider nicht ganz so fest und selbstsicher wie beabsichtigt.
    »Was willst du von mir?«, verlangte Asmodis noch einmal zu wissen. »Und was soll dieser Zirkus?«
    »Informationen«, antwortete Julian endlich rundheraus. »Oder, um es anders und unserem Verhältnis zueinander entsprechend auszudrücken -Erzähl mir eine Geschichte, Großvater.« Wieder grinste er, diesmal bubenhaft.
    »Du willst, dass ich dir - eine Geschichte erzähle?«, fragte Sid Amos perplex. »Was für eine Geschichte? Worüber?«
    »Über deine Audienz bei LUZIFER.«
    Asmodis versteifte sich, starrte Julian nur an.
    Plötzlich lachte er laut und meckernd.
    »Ich soll was?« Wieder lachte er. Er schien ehrlich amüsiert zu sein. »Soll das ein Witz sein, Junge?«
    »Nein.« Julian schüttelte den Kopf. »Ich spaße nicht. Das solltest gerade du eigentlich wissen, oder?«
    Abermals blieb Asmodis’ Blick auf Julians Miene haften. Und der Ernst, den er darin las, ließ ihm das Lachen vergehen.
    »Wirklich«, sagte er leise und nickte langsam. »Du meinst es ernst.« Und dann, nach kurzer Pause: »Du bist ja von Sinnen, Junge!«
    »Mitnichten. Ich bin nur meines Vaters Sohn - und vor allem meines Großvaters Enkel.«
    »Warum interessiert dich der KAISER?«, fragte Amos.
    Julian zuckte mit den Schultern. »Er tut es eben. Ich habe von den Gerüchten um seine Existenz oder Nichtexistenz gehört. Und ich will wissen, was dahinter steckt.«
    »Du willst an Dingen rühren, die mehr als nur eine Nummer zu groß für dich sind, Junge«, erwiderte Sid Amos erzwungen beherrscht. »Nimm meinen Rat an, Julian, und lass die Finger davon.«
    »Ich fürchte mich nicht«, behauptete Julian, »und ich weiß, was ich tue.«
    »Nein, das weißt du nicht!«, fuhr Asmodis ihn an.
    »Na gut, vielleicht nicht genau«, räumte der Träumer ein, »aber deshalb habe ich dich ja zu mir geholt. Damit du mich aufklären kannst. Sozusagen…«
    »Und was ist, wenn ich mich weigere?«
    Wieder hob Julian die Schultern, und leichthin sagte er: »Ich habe keine Eile, weißt du? Wir können sehr, sehr lange hier bleiben - in meinem Traum.«
    »Du drohst mir?«, fragte Asmodis ehrlich verblüfft. »Du betrachtest mich als deinen Gefangenen?«
    »So hätte ich es nie ausgedrückt«, wiegelte Julian ab. »Aber wenn du es so sehen willst, dann - ja, du hast den Nagel wohl auf den Kopf getroffen.«
    Asmodis grinste hässlich. »Dann bist du noch vermessener, als jedermann glaubt, mich eingeschlossen.«
    »Ich bin mir lediglich meiner Macht bewusst, das ist alles«, wehrte Julian ab.
    »Mag sein«, sagte Sid Amos. »Aber du begehst den Fehler, deine Macht für einzigartig und unübertrefflich zu halten -und andere Mächte zu unterschätzen.«
    »Ich weiß, dass man meine Macht in der Hölle fürchtet. Darum hat die Schwarze Familie ja auch nichts unversucht gelassen, meine Geburt zu verhindern. Ich glaube nicht, dass ich mich selbst überschätze, sondern halte meine Betrachtungsweise im Gegenteil für sehr realistisch.«
    »Die Zeiten ändern sich - und Mächte ändern sich«, sagte Asmodis bewusst mysteriös. »Und das heißt, Mächte schwanken - oder schwinden.«
    Julian gab sich alle Mühe, sein leises Erschrecken zu verhehlen. In der Tat nämlich hatte er seit geraumer Zeit den Eindruck, als ließe seine besondere Gabe nach oder verändere sich zumindest. Er war längst nicht mehr so übermächtig wie in ganz jungen Jahren.
    Den Grund dafür kannte er nicht, was ihn natürlich beunruhigte. Aber noch stärker beunruhigte ihn jetzt Asmodis’ Andeutung. War es eine direkte Anspielung? Wusste der Ex-Teufel mehr darüber? Oder war es nur Zufall, dass die Bemerkung auf seine, Julians, Verfassung zutraf?
    Auf keinen Fall aber war dies ein Thema, das er mit Asmodis erörtern wollte, wenigstens nicht jetzt und hier.
    Dieser mochte Julians Schweigen als Zeichen dafür deuten, dass er doch Vernunft annehmen wollte. »Ich rate dir noch

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