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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Laurie sich am wenigsten vor Cardigan Hall, diesem alten Gemäuer, das sie als Ziel ihres Cliquen-Ausflugs ausgesucht hatten und in dem es angeblich spukte. Woran sie nicht recht glaubte - trotz der drei Toten, die es hier in jüngster Zeit gegeben hatte, den letzten erst heute Abend.
    Spuk und Geister - das war etwas für Kinder, für Teenager, die zu viele Horrorfilme sahen, die ihnen das Hirn vernebelten. Und diesem Alter glaubte Laurie sich mit 20 Jahren entwachsen.
    Nein, sie fürchtete sich nicht vor diesem alten Kasten. Was nicht hieß, dass sie sich hier wohl fühlte, bestimmt nicht. Aber das hing viel mehr damit zusammen, dass sie fürchtete, in den vergangenen Tagen einen Fehler gemacht zu haben. Und davor, vor den Konsequenzen dieses Fehlers, hatte sie Angst.
    Mehr Angst, als sie je zuvor im Leben verspürt hatte.
    Sie hatte Angst vor Billy Westin. Ihrem Freund. Oder vielmehr ihrem Ex- freund.
    Nur betrachtete Billy sich nicht als ihr Ex. Er wollte nicht akzeptieren, dass es aus zwischen ihnen war.
    Und er hatte geschworen, dass sie es bereuen würde, wenn sie die Busreise nach Schottland ohne ihn mitmachte.
    In der Erinnerung an diese unschöne Szene - nur eine von vielen in ihrer Beziehung mit Billy Westin - zitterte Laurie Ambrose wieder etwas heftiger. Sie wusste, wozu Billy im Stande war. Wie er ausrasten konnte, wenn etwas nicht nach seinem Kopf ging oder ihm einfach nur jemand dumm kam.
    Sie hatte es ja am eigenen Leibe erlebt…
    Heute verfluchte sie sich dafür, überhaupt je einen Fuß in den Pub gesetzt zu haben, in dem Billys Clique verkehrte. Man hatte sie rasch in die Gruppe aufgenommen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie eine hervorragende Dartspielerin war und Billy und seine Freunde eine willkommene Verstärkung ihres Teams in ihr gesehen hatten, mit dem sie oft gegen andere Kneipenmannschaften antraten.
    Billys Mädchen war Laurie erst später geworden, vor einem knappen Jahr etwa. Und anfangs war ja auch alles reine Freude gewesen. Billy hatte sich nur von seiner Schokoladenseite gezeigt, sah man einmal davon ab, dass er ein-, zweimal mit anderen Kneipengästen heftig aneinander geraten war.
    Seine andere Seite hatte Laurie erst kennen gelernt, als sie in der Stadt zufällig einen alten Schulfreund wiedertraf und sich von ihm zu einem Kaffee einladen ließ.
    Weiter war nichts gewesen - sie hatten nur einen Kaffee getrunken, geplaudert und waren anschließend wieder ihrer Wege gegangen.
    Wie Billy davon erfahren und was man ihm über die Wahrheit hinaus eingeredet hatte, wusste Laurie bis heute nicht. Vielleicht hatte man die Sache auch gar nicht ausgeschmückt. Billys eigene schmutzige Fantasie mochte Dinge hinzugefügt haben, die in Wirklichkeit nicht passiert waren.
    Wie dem auch war - an jenem Abend hatte Laurie Ambrose einem ganz anderen Billy Westin kennen gelernt.
    Trotzdem hatte sie ihm nicht den Laufpass gegeben. Weil er am nächsten Tag überzeugend den Reumütigen gespielt, sich wortreich entschuldigt und ihr Blumen gebracht hatte.
    Und so war es auch all die Male danach gelaufen.
    Bis vor dem Ausflug der Clique nach Schottland.
    Laurie konnte sich gar nicht erinnern, was diesen letzten Streit ausgelöst hatte. Wahrscheinlich hatte es - wie immer eigentlich - gar keinen wirklichen Grund gegeben. Irgendetwas in Billy hatte einfach Klick! gemacht, und er war wieder einmal ausgeflippt.
    Aber diesmal hatte auch in Laurie etwas Klick! gemacht. Und sie hatte sich nicht mehr einwickeln lassen, hatte Billy die Tür nicht mehr aufgemacht und war nicht mehr ans Telefon gegangen.
    Seinen Schwur, dass sie es bereuen würde, mit den anderen nach Schottland zu fahren, hatte sie dennoch mitbekommen. Schließlich hatte er ihn auf der Straße vor ihrer Wohnung laut genug herumgebrüllt. Abgezogen war er nur, weil Nachbarn gedroht hatten, die Polizei zu rufen.
    Laurie hatte an ihrem Entschluss festgehalten. Und mit jeder Meile, die sich der angemietete Bus von Manchester entfernt hatte, war ihr ein bisschen leichter ums Herz geworden, und ihre Angst vor Billy war ein Stückchen geschwunden. Dazu hatten auch ihre Freunde beigetragen, die anderen aus der Clique. Sie hatten ihr gut zugesprochen und versichert, dass man sie nötigenfalls vor Billy beschützen werde, wenn sie wieder in Manchester waren. Vor allem Herbie Fisher hatte sich ihr als Schutzengel angedient.
    Aber jetzt, da sie allein in ihrem dunklen, kalten Zimmer in Cardigan Hall lag, kehrte die Angst zurück. Die Angst davor, was sein

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