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0761 - Der Angst-Atmer

0761 - Der Angst-Atmer

Titel: 0761 - Der Angst-Atmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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der Macht eines so urgewaltigen Sturmes, wie ihn die Natur auf Erden niemals hätte entfesseln können.
    Auch Julian fühlte sich von dieser Macht gepackt. Doch ihm war nicht nur, als reiße sie ihn fort, sondern schlüge zugleich auf ihn ein. Sie schleuderte und trug ihn weg, irgendwohin, wo es kein Halten gab, keine Farben, weder Oben noch Unten - nur Nichts.
    Und dabei zerrte sie nicht nur an ihm, sondern schien auch von ihm zu zehren ! Als wolle sie sich eben jene Kraft von ihm wiederholen, die sie mit ihrem Toben an ihn verlor.
    Ein Gefühl ergriff ihn, das Julian in seinem Leben bislang nur selten verspürt hatte.
    Angst!
    Schiere, nackte Angst um sein Leben. Und um seine Macht.
    Verflucht seist du, Asmodis!, schrie es in ihm, mit allerdings schon ersterbender Stimme.
    Dann merkte er, wie ihm die Sinne schwanden.
    Vollends - und vielleicht für immer.
    ***
    Wenn er es schaffen würde, die Füße in die Dachrinne zu stemmen, dann konnte er seinen Sturz vielleicht abbremsen und verhindern, dass…
    Er schaffte es nicht.
    Zwar trafen Zamorras Füße die Dachrinne, und seine Schuhspitzen stemmten sich auch für den Bruchteil einer Sekunde gegen das Innere der Halbrundling.
    Dann aber gaben die Halterungen unter der Wucht des Anpralls und seinem Gewicht knirschend nach, das rostzerfressene Blech schwang von der Dachkante fort.
    Zamorras Knie rutschten über die Kante hinaus: Gleich würde er abstürzen und zwei, vielleicht drei Sekunden später unten aufschlagen und mit gebrochenen Knochen liegen bleiben. Wenn er Glück hatte…
    Schon spürte er, wie die Schwerkraft nach ihm griff, an ihm zerrte.
    Und im selben Moment griff noch etwas anderes nach ihm und zerrte an ihm.
    Eine Hand.
    Wie aus dem Nichts war sie aufgetaucht, durch eine Lücke im Dach, wie Zamorra jetzt sah. Sie hatte ihn am Handgelenk gepackt und seinen Sturz über die Dachkante und in die Tiefe dahinter im letzten Augenblick verhindert.
    Nun, da er ruhig dalag, konnte Zamorra auch einen gründlicheren Blick durch das gezahnte Loch im Dach werfen. Er sah in hervortretende Augen, ein bleiches Gesicht…
    Horace Bartleby grinste ihm zu.
    »Das war knapp«, sagte er und zog Zamorra mit einer Kraft, die dieser dem kleinen Hotelbesitzer nicht zugetraut hätte, nach oben. Irgendwie schafften sie es mit vereinten Kräften und Bemühungen, dass Zamorra schlussendlich wohlbehalten wieder unter dem Dach in einer der Kammern stand.
    »Danke, Mister Bartleby«, sagte der Professor, fuhr aber gleich fort: »Was tun Sie hier oben?«
    »Man berichtete mir, dass Sie die Verfolgung eines Monsters aufgenommen hätten. Und da ich weiß, wie gefährlich es hier oben ist, bin ich Ihnen nach - zu Ihrem Glück, wie ich anmerken möchte.«
    »Verzeihung.« Zamorra mimte den Zerknirschten. »Ich hab’s nicht böse gemeint… Dieses Monster, haben Sie es gesehen?«
    Bartleby schüttelte den Kopf. »Nein, Sie?«
    »Auch nicht. Es gehört also nicht zu irgendeinem Spukprogramm, das Sie inszeniert haben, Sir?«
    »Es ist nicht nötig, auf Cardigan Hall ein Spukprogramm zu inszenieren«, behauptete Bartleby. »Hier spukt es von selbst, glauben Sie mir. Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich kann mir vorstellen, dass sich meine unseligen Ahnen gegenseitig so oft und heftig verflucht haben, dass mindestens die Hälfte der Kerle als Geister ihr Unwesen treibt.«
    Darauf erwiderte Zamorra nichts.
    Unter Bartlebys Führung kehrten sie zur Treppe und nach unten zurück.
    Die Hand in der Hosentasche, rief Zamorra unterdessen das Amulett per Gedankenbefehl zurück. Prompt landete es in seiner Hand. Es fühlte sich kalt an, schien also keine magische Strahlung mehr wahrzunehmen.
    Mist!, fluchte Zamorra in Gedanken. Er fürchtete, wieder bei null anfangen zu müssen…
    ***
    Unten im bewohnbaren Teil des Herrenhauses zog sich Horace Bartleby zurück.
    Mittlerweile war hier wieder Ruhe eingekehrt. Zamorra suchte das Zimmer auf, in dem er die beiden jungen Leute zurückgelassen hatte, die dem Monster begegnet waren.
    Der junge Mann und das Mädchen, Herbie Fisher und Laurie Ambrose, hatten sich inzwischen etwas gefasst. Laurie aber zitterte immer noch wie Espenlaub.
    Zamorra fragte beide, was vorgefallen war, und sie gaben ihm bereitwillig Auskunft, ohne nach seinen Beweggründen zu fragen. Offenbar waren sie - vor allem Laurie - einfach froh, mit jemandem über ihr schauriges Erlebnis sprechen zu können.
    Viel kam dabei für Zamorra allerdings nicht heraus.
    Laurie Ambrose hatte einen

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