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0762 - Aufstand der Cyborgs

Titel: 0762 - Aufstand der Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zwanzig Minuten!"
    Ich wußte hinterher nicht mehr, wie ich aus der Großen Rechenzentrale gekommen war. Als ich meine Benommenheit abschüttelte, befand ich mich jedenfalls auf einem Transportband und glitt mit mäßiger Geschwindigkeit durch einen Korridor mit teilweise transparenten Wänden.
    Also kein Wohnsektor! überlegte ich, denn in den Wohnsektoren der SOL waren die Wände undurch-sichtlich.
    Schließlich besaß jedermann das Recht auf ein ungestörtes Intimleben.
    Dennoch wußte ich nicht, ob ich mich in einem Korridor der SZ-1 oder der SZ-2 befand, denn beide Kugelgebilde glichen sich - bis auf die Beschriftung - innerlich und äußerlich wie eineiige Zwillinge.
    Ich wußte, daß ich nur eine entsprechende Frage auszusprechen brauchte, und eines der überall in den Wänden verborgenen KOM-Ge-räte würde sie mir beantworten. Dennoch formulierte ich die Frage nicht, weil ich meinen Ärger noch nicht überwunden hatte, den Ärger darüber, daß ausgerechnet ich wieder einmal dazu ausersehen worden war, das leichenhäutige tibetische Scheusal aus seiner meditativen Versunkenheit zu reißen und zu einer Besprechung zu schleppen.
    Infolge meiner Stimmung verfehlte ich in der nächsten Verteilerhalle sämtliche Kontaktpunkte - und als ich es bemerkte, sprang ich so ungeschickt auf ein entgegengesetzt fahrendes Transportband, daß ich mit jemandem zusammenstieß.
    Sekundenlang rollte ich, halb umschlungen von einem weichen Körper und in eine Duftwolke gehüllt, hilflos umher, dann aktivierte sich eine Servoschaltung, streckte zwei Kraftfeldgreifer aus und stellte uns auf einen der beiden Fixstreifen neben den gegenläufigen Transportbändern.
    „Können Sie nicht aufpassen, wohin Sie springen?" fragte eine weibliche Stimme.
    Ich zupfte verlegen an meiner Bordkombination und sah mir die Person an, mit der ich zusammengestoßen war.
    Vor mir stand eine etwa dreißigjährige Frau in dicht anliegendem hellblauen Gewand. Schultern und Busen waren von etwas verhüllt, das wie dunkelblaue Vogelfedern aussah.
    Der Bauch lag frei und offen vor mir und präsentierte sich in einem warmen Bronzeton, gegen den das Auge in seiner Mitte sich scharf abhob.
    Ich erkannte, daß das Auge um den Bauchnabel gemalt war. Es schien mir zuzuzwinkern, während ich wie gebannt hinschaute.
    Der Anblick faszinierte mich so, daß ich vergaß, daß ich nicht nur einen Bauch vor mir hatte, sondern einen kompletten Menschen.
    Sicher eine SOL geborene, denn nur die auf der SOL geborenen Menschen fielen in Kleidung und Verhalten so stark aus dem Rahmen der Normen, mit denen wir Planetengeborenen aufgewachsen waren.
    Erst ein silberhelles Lachen ließ mich aufblicken.
    Ich schaute in ein ovales Gesicht mit grüngeschminkten Lippen und ebenso bemalten Nasenlöchern, braunen Augen unter silberfarbenen Brauen und einer Frisur, die heimartig aufgetürmt war und die Ohren völlig verdeckte. Das Haar war mit goldenem Spray gefestigt.
    „Auf welchem Primitivplaneten hat man dich aufgelesen, Partner?" fragte die Frau belustigt.
    Diese Unterstellung ärgerte mich so, daß ich meinen Ärger über Rorvic vergaß und mich entschloß, es der aufgetakelten Fregatte - man entschuldige meinen präkosmischen Slang - heimzuzahlen.
    Ich rollte die Augen, gab einige Grunzlaute von mir und kratzte mich ausgiebig unter den Achselhöhlen, dann schmatzte ich und radebrechte: „Du terranische Vogelgöttin?"
    „Darauf falle ich nicht herein", erwiderte die „Vogelgöttin".
    Meine Bemerkung war nur ein Scherz, Partner. Ich weiß natürlich, daß man niemals Primitive frei an Bord herumlaufen ließe.
    „Aber dennoch scheinst du nicht auf dem laufenden zu sein, sonst würdest du mich nicht anstarren wie eine Rhee. Ich bin Isodyne Somao-AM. Und wer bist du?"
    „Tatcher a Hainu", antwortete ich. „Marsianer der a-Klasse, falls dir das etwas sagt, Isodyne. Was bedeutet eigentlich das AM bei dir hinten?"
    „Es bedeutet, daß ich zum Projekt Antimaterie-Forschung gehöre, Tatcher", antwortete die Frau. „Multidim-Hochenergiephysik, wenn dir das mehr sagt. Der Mars ist ein Planet des Solsystems, soviel ich weiß.
    Bist du erst vor kurzem von dort gekommen?"
    Es gab mir einen Stich, wie Isodyne von meinem Heimatplaneten redete. So, als wäre er eine Welt, von der man rein durch Zufall einmal etwas gehört hatte. Doch dann sagte ich mir, daß alle SOL-Geborenen keine echten Beziehungen mehr zu der Welt der Planeten hatten. Für sie war die SOL ihre Heimatwelt.
    Man konnte

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