0762 - Aufstand der Cyborgs
ausgesprochen und sie unterbunden, wenn ich dazu die Macht besaß. Wenn das zutrifft, was Sie mir erklärt haben, müssen unsere Mucys früher oder später menschliches Bewußtsein entwickeln. Wer aber menschliches Bewußtsein besitzt, ist ein Mensch, egal, ob er gezeugt wurde oder in einer Retorte entstand."
„Das meinte ich mit meinen ethischen Bedenken", sagte Thorab. „Wir müssen vollsynthetische Mucys entwickeln, die wir ohne Skrupel in gefährliche Einsätze schicken können. Sie sollten dann die bisherigen Mucys ablösen."
Atlan dachte daran, daß er Millionen von Mucys ausgeschickt hatte, damit sie überall in der Galaxis einsickerten und die fünfte Kolonne der Neuen Menschheit bildeten, die insgeheim den Boden für die Entmachtung des Konzils in der Milchstraße vorbereitete. Wenn er diese Mucys zurückzog, würde das seine Strategie und Taktik um viele Jahrzehnte zurückwerfen.
Er beschloß, dieses Problem vorerst zurückzustellen, da ein anderes Problem dringender der Klärung bedurfte.
„Halten Sie es für möglich, daß mit unseren Mucys etwas nicht in Ordnung sein könnte - die ethische Seite einmal ausgeklammert?" erkundigte er sich.
„Sie müssen mir schon erklären, wie Sie zu dieser Frage gekommen sind, Atlan!" forderte Scarlon Thorab nach kurzem Überlegen.
„Es handelt sich darum, daß einer meiner Beauftragten in der Galaxis ein Gerücht aufgeschnappt hat, das besagt, etwas ginge mit den Mucys vor."
„Ja, und?" forschte Thorab weiter.
„Nichts und", erwiderte Atlan. „Das ist alles."
Der Chefkybernetiker lachte erleichtert.
„Und ich dachte, Sie hätten einen Hinweis über ein Versagen von Mucys", sagte er. „Ich schlage vor, Sie vergessen dieses Gerücht. Es ist einfach lächerlich, sich darüber Sorgen zu machen, wenn jemand verbreitet, ,etwas' ginge mit den Mucys vor. Dieses Gerücht hat nicht die geringste Aussagekraft."
„Dann bin ich beruhigt", erwiderte Atlan - und merkte sogleich, daß er überhaupt nicht beruhigt war. Zu groß war die Verantwortung, die auf ihm lastete. „Führen Sie dennoch eine stichprobenhafte Überprüfung der fertigen Mucys vor, Thorab!"
Der Kybernetiker blickte ihn mißtrauisch an.
„Entweder haben Sie mir Fakten verheimlicht, oder Sie sind ein Narr", sagte er scharf. „Nehmen Sie zur Kenntnis, daß ich mich nicht zum Narren machen lasse, auch nicht von Ihnen."
Atlan wollte aufbrausen, beherrschte sich aber.
„Vielleicht bin ich ein Narr", erklärte er. „Aber ich lasse mich lieber einen Narren nennen, als daß ich etwas versäume, was im Endeffekt vielleicht Millionen von Menschen das Leben kostet.
Sie können wählen. Entweder führen Sie meine Anordnung aus, oder Sie treten von Ihrem Posten zurück und überlassen es Ihrem Nachfolger, die Überprüfung der Mucys durchzuführen."
„Sie haben mir also keine Fakten verheimlicht?" erkundigte sich Scarlon Thorab ruhig.
„Nein, zum Teufel!" erwiderte der Arkonide.
„Dann sind wir beide Narren", erklärte der Kybernetiker. „Ich, weil ich mich von Ihrer Sorge habe anstecken lassen. In Ordnung. Sie erhalten das Ergebnis innerhalb von vierundzwanzig Stunden."
Atlan lächelte.
„Danke, Sie Narr", sagte er scherzhaft. „Ich bin ständig über die Zentrale zu erreichen."
Als er den Chefkybernetiker verlassen hatte, überlegte er, ob er nicht tatsächlich ein Narr war. Trotz dieser Überlegung wurde er seine innere Unruhe nicht los. Er versuchte, gegen dieses Gefühl anzukämpfen. Doch es wurde immer stärker.
Schließlich entschloß er sich, ebenfalls eine stichprobenhaf te Überprüfung der Mucys vorzunehmen - und zwar dort, wo ein Ausfall der Multi-Cyborgs katastrophale Folgen für das NEI haben würde: in der Yolschor-Dunstwolke.
Er kehrte in die Zentrale zurück und ordnete über Funk an, die LYK-KOLA startklar zu machen. Das Raumschiff sollte mit einer menschlichen Besatzung starten.
Zusätzlich sollte der Multi-Cyborg Tennyson Imps. der in mehreren galaktischen Einsätzen bereits seine Zuverlässigkeit bewiesen hatte, aus dem Mutantenblock den Bewußtseinsinhalt Betty Toufrys übernehmen und mit an Bord gehen.
Damit glaubte Atlan, alles getan zu haben, um eventuellen Gefahren vorzubeugen.
3.
Ich hatte mir den Mund fusselig geredet, um hierher zu kommen. Deshalb war ich erstaunt, daß ich hier weder von den Keloskern noch von den anwesenden Menschen beachtet wurde.
Der Raum war die Große Rechenzentrale des Verbunds SENECA-Shetanmargt, und die Kelosker
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