0765 - Fehde der Mächtigen
meldete sich endlich ein Mitglied der Regierung über Funk. Es war ein ernst dreinblickender Mann, der eine hellgelbe Jacke und einen Rollkragenpullover trug. Gemessen an seiner Kleidung hätte Rhodan ihn eher für einen Sportangler als für eine hohe Persönlichkeit gehalten.
„Ich bin Garoon Falks, der Oberste Richter von Gäa", stellte sich der Mann vor, „Perry Rhodan, sie stehen unter der Anklage des Hochverrats und werden sich verantworten müssen. Man wird Sie in fünfzehn Minuten abholen."
Eine Explosion im Mittelstück der SOL hätte keine stärkere Wirkung haben können.
Fassungslos blickten die Männer und Frauen in der Zentrale auf den Bildschirm.
„Ich hoffe", fuhr Falks fort, „daß Sie sich unseren Anweisungen nicht widersetzen, dann können wir die Sache ohne Blutvergießen regeln."
„Das... das ist absurd!" stieß Deighton hervor.
Rhodan machte einen Schritt auf Joscan Hellmut zu.
„Sind Sie nun zufrieden?'" fragte er tonlos. „Sie haben es doch die ganze Zeit über gewußt, nicht wahr? Nun haben Sie, was Sie wollen: Dieses verdammte Schiff hat nicht einen Kratzer abbekommen."
„Ich bin verzweifelt!" sagte Hellmut gefaßt. „Aber ich hoffe, daß sich alles klären wird."
„Wir lassen dich nicht gehen!" brauste Waringer auf.
„Natürlich werde ich gehen", sagte Rhodan grimmig. „Ich bin gespannt, ob dieser übergeschnappte Kristallprinz den Mut hat, seine Anklage zu wiederholen, wenn er mir von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht."
Zehn Minuten später kam ein gepanzertes Fahrzeug quer über das Landefeld geschwebt. Eine Wachmannschaft kletterte heraus und stieg die Gangway empor.
Als die sieben Männer ein paar Minuten später die SOL wieder verließen, hatten sie einen achten Mann dabei. Er ging in ihrer Mitte, wie es Gefangene zu tun pflegten.
Trotzdem hielten sich die sieben Wächter auffällig weit von ihm entfernt, als empfanden sie eine gewisse Scheu vor ihm.
Der Mann benahm sich auch nicht wie ein Gefangener, sondern in seinen Augen war ein Ausdruck wilder Entschlossenheit, als sei er nur unterwegs, um den Kampf aufzunehmen.
*
Atlan, der die Ereignisse auf dem Raumhafen über die Monitoren im Büroraum verfolgt hatte, atmete unwillkürlich auf, als er sah, daß das Fahrzeug mit Rhodan als Gefangenen darin wieder losfuhr.
Der Arkonide hatte die DEMETER vor wenigen Minuten verlassen und sich sofort in das Hauptverwaltungsgebäude des Raumhafens begeben. Von hier aus konnte er mit allen wichtigen Persönlichkeiten auf Gäa sprechen und Kontakt zu allen zentralen Stellen aufnehmen.
Bisher hatte er jedoch von dieser Möglichkeit noch keinen Gebrauch gemacht, denn er hatte bei der Abführung Perry Rhodans mit Schwierigkeiten gerechnet, Er wunderte sich, daß alles so glatt verlaufen war. Eigentlich war Rhodan nicht der Mann, der sich auf diese Weise ausschalten ließ.
War das Verhalten des Terraners ein Eingeständnis der Schuld oder handelte es sich nur um einen Ausdruck von Gelassenheit?
Atlan wandte sich von den Bildschirmen ab und blickte Thorab an, der ihn hierher begleitet hatte.
„Das hätten wir hinter uns gebracht", sagte er erleichtert. „Wir können die Kontrollen für die SOL lockern, denn solange Rhodan unser Gefangener ist, wird die Besatzung nichts unternehmen."
„Fürchten Sie nicht, daß Rhodans Mutanten eingreifen werden?"
Atlan verneinte.
„Perry weiß genau, daß wir ebenfalls acht Mutanten aufbieten können. Er ist zu klug, um auf Gäa einen Psi-Krieg zu entfesseln."
Thorab runzelte die Stirn.
„Wieso sind Sie so sicher, daß die Altmutanten überhaupt intervenieren würden, Prätendent? Vergessen Sie nicht, daß sie alle mit Rhodan verbunden sind."
„Schon gut", Atlan wurde ungeduldig. „Das ist jetzt nicht das Problem. Wir haben andere..."
Er unterbrach sich, denn in diesem Augenblick trat ein Mitarbeiter seiner Regierung in den Raum und meldete ihm, daß Julian Tifflor über Transmitter eingetroffen war, um mit ihm zu reden. Unwillkürlich hatte Atlan ein schlechtes Gewissen, wenn er an Tiff dachte. Der Aktivatorträger hatte ihm bereits zu verstehen gegeben, daß er die Konfrontation zwischen den einstigen Freunden nicht billigte.
Sicher war Tifflor betroffen, wenn er erfuhr, was geschehen war.
Atlan gab sich einen Ruck. Er durfte solchen Gedanken nicht nachgeben. Auch Tifflor würde einsehen, daß Rhodan für seinen schweren Verrat abgeurteilt werden mußte.
Das NEI war viel zu wichtig, als daß man es den
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