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0766 - Der Herr der Welt

Titel: 0766 - Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Chara den Weg in den Hintergrund des Ganges frei.
    Dort befand sich die schwere Metalltür, die zu Charas Arbeitsraum führte. Während Zsajnu die allmählich matt werdenden Tiere abwehrte, gelang es Chara, die Tür zu öffnen.
    Er zog Zsajnu hinter sich her. Die Tiere wagten nicht zu folgen.
    Chara warf die Tür ins Schloß und aktivierte mit einem Tastendruck die elektronische Verriegelung.
    Dann wandte er sich der Glassitwand zu, an der die Hunde und Katzen mit wütenden Lauten emporsprangen. Das Glassit allerdings setzte ihrer Kampfeswut unüberwindlichen Widerstand entgegen: Es war ursprünglich dazu gedacht, den Explosionen mißlungener biophysikalischer Experimente zu widerstehen.
    Chara befand sich vorläufig also in Sicherheit.
    Allerdings nützte ihm das nicht viel. Der einzige Ausgang aus diesem Raum führte in den Gang, durch den er mit Zsajnu gekommen war und in dem sich die Tiere aufhielten. Einen anderen Weg gab es nicht. Wenn er diesen Raum jemals wieder verlassen wollte, dann mußte er zuvor die Tiere eines nach dem ändern umbringen. Das war, gewiß, eine Möglichkeit. Aber sie widerstrebte Chara Shamanovo, weil er sich durch eine solche Vorgehensweise eingestanden hätte, daß er noch weit davon entfernt war, der Herr aller Tiere zu sein.
    Er fuhr herum, als er hinter sich ein polterndes Geräusch hörte.
    Entsetzt sah er, daß Zsajnu zu Boden gestürzt war. Sie blutete, wenn auch nicht heftig, aus mehreren Wunden. Im Kampf mit den wütenden Tieren hatte sie sich offenbar einen schweren Schaden zugezogen. Fassungslos vor Schreck warf sich Chara neben ihr auf die Knie. Zsajnu lag in merkwürdig verkrümmter Haltung, mit weit geöffneten Augen, und rührte sich nicht mehr. Chara rüttelte sie an der Schulter.
    „Zsajnu... hör mich doch!" bat er.
    Aber Zsajnu gab kein Lebenszeichen von sich.
    „Zsajnu, verlaß mich nicht!" bettelte Chara und fuhr fort, den schlaffen Körper zu schütteln.
    Eine halbe Stunde lang kniete er dort und versuchte, ein Lebenszeichen von Zsajnu zu bekommen. Tränen rannen ihm über die Wangen. Die Verzweiflung schnürte ihm das Herz ab.
    Schließlich, als er einsah, daß Zsajnu ihm nicht mehr antworten konnte, stand er auf und torkelte benommen zu dem Funkgerät, das er im Hintergrund des Laborraumes aufgebaut hatte.
    Es war ein altmodisches Gerät, nicht eine der modernen Radakom-Installationen, die mit selektierten Kanälen, Direktadressen und wahlfreiem Zugriff operierten. Seine Funkstation arbeitete mit einer Frequenz im Ultrakurzwellenbereich und hatte daher keine besonders große Reichweite. Chara Shamanovo war bislang überzeugt gewesen, daß er der einzige Mensch auf der von der Katastrophe heimgesuchten Erde sei... ja sogar, daß er der einzige Mensch sein müsse, weil das Schicksal ihn dazu ausersehen hatte, der Herr aller Tiere zu werden.
    Jetzt, im Augenblick der tiefsten Verzweiflung, brach diese Überzeugung zusammen. Haltlos weinend, schaltete er die Funkstation ein, ergriff das Mikrophon und stammelte: „Hier...
    Chara Shamanovo! Ich rufe... um Hilfe! Wenn jemand mich hören kann ... bitte kommt! Ich bin von Tieren belagert...
    Standort Laborstation Kamenskoje ... bitte kommt! Ich halte es nicht mehr lange aus ... kommt... bitte ..."
     
    3.
     
    Eine eiskalte Woge schlug mit vernichtender Gewalt über Walik Kauk zusammen. Er wurde herumgewirbelt, stieß gegen Hindernisse, verlor das Bewußtsein und kam wieder zu sich. In der Lunge staute sich die Luft. Die eisige Kälte kroch in den Körper und ließ ihn erstarren. Walik schlug mit den Armen um sich ... und irgendwie mußte er es schließlich geschafft haben, an die Oberfläche zu kommen.
    Denn plötzlich bekam er wieder Luft. Er hörte gellende Schreie und das tosende Rauschen des Wassers. Irgend jemand packte ihn am Arm und zog ihn in die Höhe.
    Walik blickte um sich. Er befand sich im Innern des Hovercraft.
    Das Fahrzeug lag schief und trieb im Kreise. Draußen war es finster. Die Springflut hatte den Generator kurzgeschlossen.
    Walik sah Baldwin und Bluff, wie sie sich gegen das Einstiegsluk stemmten. Wasser drang herein, aber die beiden arbeiteten mit wütender Verbissenheit, bis der Verriegelungsmechanismus einrastete.
    Walik kam schwankend auf die Beine. Das Tosen und Donnern, das von draußen hereindrang, hörte sich so an, als befinde sich das Fahrzeug noch immer in der Garage. Lange würde das alte Bauwerk den Gewalten der Flut nicht mehr standhalten. Walik Kauk hatte eine dumpfe Vorstellung,

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