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0766 - Der Herr der Welt

Titel: 0766 - Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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befreien, aber die Anstrengung machte die Übelkeit noch schlimmer. Also gab er vorläufig auf.
    Es war finster.
    „Heh ... ist da sonst noch jemand?" rief er und stellte dabei fest, daß seine Stimme ganz erbärmlich krächzte.
    Er erinnerte sich, daß er mit dem Schädel gegen das Schaltbrett gestoßen war. Wahrscheinlich hatte der Kehlkopf auch ein wenig abbekommen.
    Aus der Finsternis antwortete ein stöhnendes, grunzendes Geräusch.
    „Baldwin ...?" rief Walik. „Bluff...?"
    „Hmm..."
    „Mensch, wacht auf!"
    „Wo... was...?!"
    Das war Baldwin Tingmers Stimme.
    „Komm zu dir!" schrie Walik ihn an.
    Eine Weile verging. Walik hörte das Gurgeln und Glucksen von Wasser, aber es klang nicht mehr so aufgeregt wie während der Springflut.
    „Okay ... ich bin bei mir", erklärte Baldwin Tingrner aus der Dunkelheit. „Was ist los?"
    „Wir sind verunglückt."
    „Das merke ich. Warum ...?"
    „Das Fahrzeug wurde gegen einen Felsen oder etwas Ähnliches getrieben. Wie geht es dir? Bist du verletzt?"
    „Ich glaube nicht."
    Man hörte, wie Tingmer sich bewegte.
    „Kannst du aufstehen?"
    „Warum nicht?" brummte Tingmer, leicht erstaunt.
    „Dann komm und hilf mir ... ich bin eingeklemmt!"
    „In Ordnung. Hör nur nicht auf zu reden, damit ich dich besser finden kann!"
    Es rasselte und klapperte, als Tingmer sich durch den Wirrwarr im Innern des Fahrzeugs kämpfte. Schließlich fand er Walik. Er rumorte eine Zeitlang herum, und dann spürte Walik, wie der Druck, der auf seinen Beinen lastete, geringer wurde.
    Er zog die Knie an und spürte, wie der Widerstand nachgab.
    Sekunden später stand er auf den Beinen. Seine größte Furcht, daß er sich etwas gebrochen habe, erwies sich als gegenstandslos.
    Der Boden, auf dem er stand, war geneigt.
    Das Fahrzeug lag schräg. Es bewegte sich nicht, trieb also nicht auf dem Wasser. Die Luft im Innern war kalt und abgestanden. Das bedeutete, daß der gläserne Aufbau dicht gehalten hatte.
    Plötzlich gellte aus der Finsternis ein Schrei: „Vorsicht... die Hunde ...!"
    Baldwin Tingmer fuhr zusammen.
    „Das ist der Junge", beruhigte ihn Walik. „Er kommt langsam zu sich und hat einen bösen Traum ..."
     
    *
     
    Die Sonne ging auf - strahlend, als hätte es über dem äußersten Zipfel von Nordostsibirien niemals ein Unwetter gegeben.
    Walik sah sich um. Auf der Steuerbordseite des Fahrzeugs ragte eine steile Felswand auf, deren Nischen mit Schnee gefüllt waren. Das mußte das Hindernis sein, dem er nicht mehr rechtzeitig hatte ausweichen können. Vorab, zur Linken und achtern erstreckte sich eine verhältnismäßig ebene Schneefläche. Links endete sie nach etwa dreißig Metern am graugrünen Wasser der Bering-See, auf dem Eisschollen dicht an dicht schaukelten.
    Achtern erblickte Walik auch die Küstenlinie. Der Felsen, gegen den das Fahrzeug geprallt war, erhob sich anscheinend auf einer Halbinsel, die ziemlich weit in die See hinausragte.
    Es wurde kälter.
    Bluff Pollard war längst zu sich gekommen. Er hatte eine riesige Beule an der Stirn und klagte über heftige Kopfschmerzen. Von Übelkeit allerdings war keine Spur, und Walik wagte zu hoffen, daß der Junge keine Gehirnerschütterung davongetragen habe.
    „Ich werde mich mal draußen umsehen", sagte Walik und schritt zum Luk.
    Das Öffnen machte ihm ziemlich viel Mühe.
    Der Aufprall hatte den Aufbau des Hovercraft gestaucht, und das Luk klemmte. Erst als Baldwin Tingmer mithalf, gelang es Walik, den Ausstieg zu öffnen. Er zögerte eine Weile, bevor er hinaustrat. Was würde er vorfinden? Die Basis des Fahrzeugs völlig zertrümmert, die Luftschürzen, die das stützende Luftkissen erzeugten, bis zur Unkenntlichkeit verbogen und entstellt? Würde er, wenn er jetzt hinausstieg, erkennen, daß sein ehrgeiziges Unternehmen, die Expedition nach Terrania City, endgültig gescheitert war?
    Bang zwängte er sich durch die schmale Öffnung. Er stand jetzt auf dem schmalen, mit geripptem Metall belegten Rundgang, der auf der Fahrzeugbasis um die gläserne Kabine herumführte.
    Das Herz pochte wild, als er sich nach vorn beugte, um über den Rand der Metallplatten hinweg nach der Schürze zu sehen, mit der der Hovercraft gegen den Felsen geprallt war.
    Er stand da, halb gebückt, und starrte. Baldwin Tingmer, der ihn beobachtete, ging schließlich die Geduld aus.
    „Na, was siehst du ...?" fragte er.
    Walik Kauk richtete sich auf. In seinen Augen stand ein fast andächtiges Leuchten.
    „Ich will nichts versprechen",

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