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0766 - Der Herr der Welt

Titel: 0766 - Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich auszumalen, daß andere Menschen in ihrem Unverstand gegen seinen Anspruch aufbegehren würden. Er durfte sein Herrschertum nicht gleich von Anfang an lauthals verkünden.
    Er mußte sich eine Position der Macht sichern, bevor er den Menschen zu verstehen gab, daß von nun an er, Chara Shamanovo, ihr Herr war.
    Am frühen Nachmittag machte Chara, als er gerade an einem der in die Rückwand des Gebäudes eingegossenen Außenfenster stand, eine merkwürdige Beobachtung. Der Himmel war voll schneeträchtiger Wolken. Eine graue Decke lag über der weißen Erde. An einer Stelle aber brachte es die Sonne zuwege, die Wolkenschicht zu teilen und ein Stück blauen Himmels hinab auf die menschenleere Erde leuchten zu lassen.
    Chara blickte dort hinauf. Über den schmalen wolkenfreien Streifen glitt ein merkwürdig geformtes, schwarzes Gebilde.
    Nie zuvor hatte Chara etwas Derartiges gesehen. In Gedanken versuchte er, die Form des fremden Gebildes zu beschreiben.
    Es gelang ihm nicht. Das Ding war fremdartig, und eine unheimliche Drohung schien von ihm auszugehen.
    Nur ein paar Augenblicke lang war der unheimliche Flugkörper sichtbar. Dann verschwand er hinter den Wolken. Chara starrte noch lange und hoffte, es würde sich an anderer Stelle ein Spalt in den Wolken öffnen, durch den er das Gebilde weiter beobachten konnte.
    Aber seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Chara wandte sich schließlich vom Fenster ab und begann nachzudenken. Es waren gewaltige Gedanken, die ihn in diesen Augenblicken bewegten.
    Er hatte, seit er nach der Katastrophe wieder zu sich gekommen war, vom Schicksal gesprochen, das ihn zu etwas Höherem bestimmt hatte. Jetzt, wenn er darüber nachdachte, erschien es ihm, als habe er an das Schicksal als eine unfaßbare, menschlicher Vernunft entzogene Macht nie so richtig geglaubt. Das Schicksal war ein Tarnname, den er gebraucht hatte, um die Macht zu bezeichnen, die wirklich hinter der Katastrophe stand.
    Nicht das Schicksal hatte ihn für einen höheren Verwendungszweck ausersehen, sondern eine fremde, aber nichtsdestoweniger tangible Macht. Diese Macht hatte die Katastrophe herbeigeführt - warum, das würde wohl im Verlaufe der Zeit offenbar werden - und ihn zum Statthalter der beinahe verwaisten Erde bestimmt. Wurde diese Hypothese nicht gerade dadurch bewiesen, daß das Fluggerät der Unbekannten ausgerechnet über Kamenskoje, einem der verlassensten Orte der Erde, auftauchte?
    Chara Shamanovo hielt es für gewiß, daß die Fremden in nächster Zeit in der Nähe des Labors landen würden, um sich direkt mit ihm in Verbindung zu setzen. Den Eindruck des Unheimlichen, der Gefahr, der von dem fremden Flugkörper ausgegangen war, hatte er im Eifer seines Nachdenkens gänzlich vergessen.
    Er mußte sich auf die Landung der Fremden vorbereiten.
     
    *
     
    Am späten Nachmittag bekam er endlich Funkverbindung mit den drei Männern, die auf dem Weg waren, ihn aus der Belagerung durch Hunde und Katzen zu befreien. Er erwähnte nichts von der Beobachtung, die er gemacht hatte, und sprach auch nicht über die Rolle, die die ihm fremde Macht seines Erachtens zugeteilt hatte.
    „Welche Pläne habt ihr eigentlich?" fragte er, als sich die Gelegenheit dazu ergab.
    „Wir sind auf dem Weg nach Terrania City", antwortete die fremde Stimme, die Stimme eines jungen Menschen anscheinend.
    „Nach Terrania City?" fragte Chara Shamanovo überrascht.
    „Warum das?"
    „Wir wollten von Anfang an dorthin", lautete die Antwort. „Wir nehmen an, daß außer uns noch eine Menge anderer Leute die Katastrophe überlebt haben. Sie alle werden sich in Richtung Hauptstadt halten. Das war zuerst nur eine Vermutung. Seit kurzem aber wissen wir, daß wir recht haben!"
    Chara Shamanovo war außerordentlich erregt über das, was er hörte.
    „Ihr wißt es? Wieso?" stieß er hervor.
    „Vor kurzer Zeit hatten wir eine UKW-Verbindung mit Terrania City. Wir hörten einen Mann, der sich Sante Kanube nennt.
    Er behauptet, es gäbe mehrere Leute in Terrania City."
    Chara wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Der Unbekannte befreite ihn aus seiner Verlegenheit.
    „Findest du das nicht seltsam, daß man über UKW bis nach Innerasien gelangt?" fragte er.
    „Sehr seltsam", antwortete Chara Shamanovo, wie es offenbar von ihm erwartet wurde.
    „Ganz richtig. Wir glauben, eine Erklärung dafür zu haben.
    Dir ist nicht etwa vor kurzem ein schwarzes, fremdartiges Fluggerät aufgefallen, das sich mit geringer Geschwindigkeit über diese

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