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0766 - Der Herr der Welt

Titel: 0766 - Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wir müssen fortgehen", sagte sie.
    Der gewohnte zärtliche Unterton war aus ihrer Stimme verschwunden. Chara Shamanovo horchte auf.
    „Warum, mein Liebling?" fragte er.
    „Einer der Männer ist ein Roboter. Du weißt, wie ich Roboter verabscheue!"
    Chara legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
    „Ja, ich weiß es, mein Liebling. Wir werden sofort von hier verschwinden."
    Draußen hatten die vier Männer inzwischen den Eingang zum Südtrakt des Proviantspeichers geöffnet und waren ins Innere des Gebäudes getreten. Aber Chara Shamanovo hatte seinen Plan bereits aufgegeben. Er würde mit Zsajnu auf dem schnellsten Wege nach Kamenskoje zurückkehren. Es ging nicht um das Fahrzeug, von dem er nicht sicher war, ob er es bedienen könne.
    Es ging um Charas Angst und Abscheu vor Robotern.
     
    5.
     
    Hoch über den Wolken arbeiteten CLERMACs Boten in ihrem Fahrzeug.
    Sie maßen.
    Sie beobachteten.
    Sie nahmen die Summe ihrer Messungen und Beobachtungen zusammen und zogen Schlußfolgerungen.
    Sie waren verwundert. Aber ihre Verwunderung war anders als die, die der Mensch empfindet.
    Vor allen Dingen wagten sie nicht, ihrer Verwunderung Ausdruck zu geben. Denn es war möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, daß CLERMAC, dessen Boten sie waren, das, worüber sie sich wunderten, als gänzlich normal, vorhersehbar empfand.
    Und sie berichteten.
    Über ihre Messungen, ihre Beobachtungen, ihre Schlußfolgerungen.
    An CLERMAC.
    An die Inkarnation.
     
    *
     
    Früh am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang, machten sie sich auf den Weg. Baldwin Tingmer war merkwürdig nachdenklich. Als Walik ihn während einer Rastpause darauf ansprach, brummte er: „Mir geht der Name nicht aus dem Kopf."
    „Welcher Name?"
    „Shamanovo, Chara Shamanovo. Ich habe ihn schon irgendwo gehört, und wenn ich mich richtig erinnere, dann werden wir es keineswegs mit dem angenehmsten Zeitgenossen zu tun haben."
    „Wer ist er?"
    „Ein Wissenschaftler", antwortete Tingmer. „Immer unter der Voraussetzung, daß mein Gedächtnis mich nicht im Stich läßt.
    Biophysiker, natürlich aphil. Aber selbst unter Aphilikern war er ein ausgesprochenes Ekel.
    Eigenbrötlerisch, überheblich, rechthaberisch. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben. Dabei gab es keinen Zweifel daran, daß er eine Koryphäe war. Weil er glaubte, daß die Welt sein Genie verkannte, zog er sich schließlich in die Einsamkeit zurück."
    „Wohin...?"
    „Weiß ich nicht. Er arbeitete an Regierungsaufträgen. Könnte in Sibirien gewesen sein."
    „Dann ist er es wahrscheinlich", meinte Walik Kauk.
    „Vielleicht ist er jetzt anders", gab Bluff Pollard einer vagen Hoffnung Ausdruck.
    Baldwin Tingmer zuckte mit den Schultern.
    Als im Osten der Himmel aufzuhellen begann, steuerte Walik Kauk den Hovercraft über die Küstenlinie, der er bisher gefolgt war, hinaus auf die weite Eisfläche des Anadyr-Golfs. Weiter der Küste zu folgen, die hier nach Nordwesten verlief, während Kamenskoie im Südwesten lag, hätte einen erheblichen Umweg bedeutet. Das Eis schien fest genug. Wenn es eine Panne gab, konnte man darauf landen.
    Auf geradem Kurs und mit Höchstgeschwindigkeit bewegte sich der Hovercraft mit stetig dröhnendem Triebwerk in westsüdwestlicher Richtung. Zeitweise war die Küste außer Sicht.
    Als sie wieder auftauchte, erwies sich, daß Walik Kauk nicht nur ein guter Pilot, sondern auch ein hervorragender Navigator war.
    An der Mündung des Anadyr-Flusses, der dem Golf seinen Namen gegeben hatte, lag die gleichnamige Stadt - verlassen und fast unter dem Schnee begraben. Walik setzte das Fahrzeug mitten auf der Hauptstraße ab und erklärte: „Ich bin hungrig wie ein Wolf! Wir machen dreißig Minuten Rast!"
    Sie aßen. Bluff Pollard hatte es merkwürdig eilig. Seit seinem vorangegangenen Erfolg benutzte er jede Gelegenheit, um an der alten Funkstation herumzuspielen. Er hantierte und probierte, schaltete Frequenzen, lauschte und sprach.
    Nur das Band, auf dem Chara Shamanovo operierte, mied er sorgfältig.
    Die emotionalen Tiraden des Mannes waren ihm unsympathisch.
    Bluffs Hartnäckigkeit wurde belohnt. Er hatte gerade seinen Standardsatz gesagt, der lautete: „Drei Musketiere auf dem Weg nach Terrania City! Wer uns hört, mag sich melden!"
    Als er danach auf Empfang schaltete, knackste es im Empfänger, und die Stimme eines Mannes antwortete ungewöhnlich klar und deutlich: „Drei Musketiere, wie? Ihr seid uns willkommen! Hier spricht Sante Kanube aus Terrania

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