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0766 - Der Herr der Welt

Titel: 0766 - Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Erleichterung kletterten jedoch nur zwei Männer aus dem Fahrzeug, als es vollends hell geworden war. Er erkannte Pollard und Kauk. Das Schicksal, nahm Chara Shamanovo mit Begeisterung zur Kenntnis, hatte sich endgültig auf seine Seite gestellt.
    Er wartete nicht, bis sie anklopften, sondern öffnete die Tür, als sie bis auf ein paar Meter heran waren, und ließ sie ein. Es entging ihm nicht, daß die beiden sich mißtrauisch umsahen.
    „Es freut mich", sagte er, „daß ihr die Verabredung mit einem armen, einsamen Mann so pünktlich eingehalten habt. Ich bin euch wirklich dankbar..."
    Er wollte noch mehr sagen, aber Kauk fiel ihm scharf ins Wort: „Du bist kein einsamer, armer Mann, Shamanovo, sondern ein ganz erbärmlicher Lügner!"
    Chara Shamanovo zuckte zusammen. Angst kroch ihm ins Herz. Chara war, trotz seiner bulligen, kräftigen Gestalt, ein Feigling. Entschlossenheit und Härte hatten ihn noch immer eingeschüchtert.
    „Ich verstehe nicht...", klagte er.
    „Du verstehst ganz gut! Erstens bist du so mit Fleischkonzentrat eingedeckt, daß du dich ein paar Jahre lang nicht darum zu kümmern brauchst..."
    „Ich weiß ... ich weiß ...", jammerte Chara. „Ich wollte es euch auch gestehen! Aber ihr müßt euch in meine Lage versetzen.
    Hier eingeschlossen. Ohne Aussicht auf Rettung. Je mehr Vorräte ich hatte, desto sicherer fühlte ich mich. Einen Hamsterkomplex würden es die Psychophysiker wahrscheinlich nennen ..."
    Er spürte, daß sein Gejammere auf Kauk keinen Eindruck machte. Kauk wußte also noch etwas.
    „Und warum versteckst du deinen Genossen?" fuhr er den Biophysiker grob an.
    Chara Shamanovo wurde aschfahl. Sie wußten von Zsajnu! Er mußte blitzschnell denken, wenn er jetzt noch etwas retten wollte.
    „Ich habe ... habe keinen Genossen!" stammelte er.
    „Es führen zwei Spuren hier herein", hielt Kauk ihm entgegen.
    „Die eine ist von dir, die andere... von wem?!"
    Chara Shamanovo wand sich wie unter heftigem Schmerz.
    „Das kann ... das kann ich euch nicht sagen!"
    „Du wirst es uns sagen müssen!" schleuderte Kauk ihm entgegen.
    „Ich ... kann ... nicht...", wimmerte Shamanovo.
    Aber Kauk blieb hart Und der Biophysiker brach schließlich zusammen. Er hörte auf zu wimmern und sprach mit dumpfer, tonloser Stimme.
    „Es scheinen nur Männer die große Katastrophe überlebt zu haben. Ihr und ich ... wir sind die besten Beweise dafür. Ich aber hatte Glück. Ich fand eine überlebende Frau. Ich nahm sie zu mir.
    Ich pflegte und behütete sie.
    Kann ich - in dieser Welt, in der nur noch Männer leben - etwas anderes tun, als sie vor den gierigen Blicken anderer Männer zu verstecken? Ich will sie doch nicht mit einem anderen teilen!
    Und doch, wie sollte ich meinen Alleinanspruch auf die Frau begründen ... und vor allen Dingen: wie sollte ich ihn durchsetzen?"
    Er sah, wie ein Funke des Verständnisses in Walik Kauks Augen zu glimmen begann, und atmete heimlich auf. Jetzt galt es nur noch ein Hindernis zu überwinden, und dann...
     
    *
     
    Chara Shamanovos Jammern ließ Walik völlig kalt. Er spürte instinktiv, daß der Mann schauspielerte. Er war nicht aufrichtig.
    Sein Sich-Winden, das Wimmern und das Zusammenzucken, wenn er mit einer weiteren Lüge konfrontiert wurde... all das war nichts als Pose.
    Als aber Shamanovo die Frau erwähnte, da gab es Walik einen Stich. All die Dinge, die er bisher verdrängt und von denen er sich unter Anwendung aller denkbaren Tricks abgelenkt hatte, standen mit einemmal wieder mitten in seinem Bewußtsein.
    Der Gedanke, daß eine Frau die große Katastrophe überlebt haben könnte, weckte in ihm Träume. Ein paar Augenblicke lang ließ er den erregenden Gedanken freien Lauf, dann rief er sich zur Ordnung.
    Aus dem, was sich in diesen wenigen Sekunden in seinem Bewußtsein abgespielt hatte, erwuchs ihm Verständnis für Chara Shamanovos Sorge. War er selbst nicht der lebende Beweis dafür, daß der Biophysiker recht hatte? Würde er nicht auch danach streben, die Gunst der Frau zu erringen ... und würde nicht jeder andere Mann dasselbe tun?
    Walik Kauk schauderte innerlich, als er sich auszumalen versuchte, welches das Schicksal einer Frau sein würde, die als einzige ihres Geschlechts neben ein paar Dutzend oder hundert oder mehr Männern die Katastrophe der Erde überlebt hatte.
    Durfte es so etwas überhaupt geben?
    War es denkbar, daß die Mechanismen der Katastrophe zwischen Mann und Frau hatten unterscheiden können und bevorzugt Männer

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