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0766 - Der Herr der Welt

Titel: 0766 - Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den allgemeinen Untergang hatten überleben lassen?
    Und was wurde aus Chara Shamanovo? Entsprang seine Geistesgestörtheit der Sorge um die Frau? Würde er sich jemals in die Gemeinschaft der Überlebenden einfügen? Sollte man ihn nicht lieber hierlassen, in der Einsamkeit, wo der Frau, die er an sich gebunden hatte, keine Bedrohung durch fremde Männer erwuchs? Was würde aus den „drei Musketieren" werden, wenn Shamanovo mit der Frau an Bord kam?
    Walik schätzte Baldwin Tingmer als Kamerad, aber von einem Übermaß an Feinfühligkeit wurde der ehemalige Ingenieur auf keinen Fall geplagt. Besonders wenn ihm wieder einmal eine Flasche Schnaps in die Hände fiel, war fast als sicher damit zu rechnen, daß er der Frau und Shamanovo gegenüber alle Rücksicht vergessen würde.
    Chara Shamanovo erhob sich aus dem Sessel, in den er sich hatte fallen lassen, bevor das Geständnis ihm stockend über die Lippen kam. Mit schwacher Stimme rief er: „Zsajnu, mein Liebling! Komm hervor! Unser Geheimnis ist verraten."
    Hinter einer der halb geöffneten Türen in der Rückwand des Laborraums rührte sich etwas. Es hörte sich an, als würden schwere Gegenstände verrückt. Ein leichter Schritt war zu hören.
    Eine schlanke Gestalt erschien unter der schwach beleuchteten Türöffnung. Waliks Herz begann schneller zu schlagen.
    Doch dann erstarrte er.
    Nur ein Lichtstrahl fiel von der Seite her auf das Antlitz der Frau, die auf den ersten Blick den Eindruck atemberaubender, makelloser Schönheit vermittelt hatte.
    Die Helligkeit traf ihre Augen. Sie bemerkte ihren Fehler sofort und trat einen Schritt zurück in den Halbschatten der Türöffnung.
    Aber der Sekundenbruchteil hatte ausgereicht, um Walik Kauk den merkwürdig starren Blick erkennen zu lassen.
    Chara Shamanovos Geheimnis wäre ihm vielleicht dennoch verborgen geblieben. Aber da war Augustus' bisher unverständliches Geschwätz von einem Spielzeug, dessen Impulsstrahlung er registriert zu haben glaubte. Und plötzlich wußte Walik nicht nur, was der Ka-Zwo gemeint hatte, sondern er durchschaute auch das Wesen der vermeintlichen Frau, die Shamanovo vor der unlauteren Gier anderer Männer schützen zu müssen meinte.
    Er spürte ein häßliches Würgen in der Kehle. Mit gepreßter Stimme erklärte er: „Für dich und dein Problem gibt es nur eine Lösung: Du mußt hier in der Einsamkeit bleiben. In einer Gemeinschaft vernünftiger Menschen ist für dich kein Platz! Wir brechen sofort auf."
    Er sah nicht, wie das Gesicht des Biophysikers sich bei seinen Worten in eine Grimasse höhnischen Zorns verwandelte. Er wollte nur noch fort, hinaus, ins Freie, weg aus dieser Atmosphäre des Wahnsinns ...
    Auf die Worte, die Chara Shamanovo ihm hämisch nachrief, hörte er kaum: „Darüber reden wir noch, Kauk!"
     
    *
     
    „Ich wollte, ich hätte dich nie vom Trinken abgehalten, Baldwin", klagte Walik verbissen, als er wieder in der Kabine des Hovercraft saß. „Dann hätte ich jetzt einen kräftigen Schluck, und den könnte ich gut gebrauchen."
    Baldwin Tingmer grinste anzüglich, griff unter die Polsterung seines Lagers und brachte einen flexiblen Behälter zum Vorschein.
    „Du hast mich nur auf die richtige Norm gebracht, Bruder", sagte er gutmütig. „Ab und zu hebe ich noch immer einen, aber ich übertreib's nicht mehr. Hier hast du!"
    Walik öffnete den Verschluß, hob den Behälter an und ließ sich ein gehöriges Quantum in den Mund rinnen. Er schluckte und wartete darauf, daß die Wirkung des Alkohols einsetze.
    „Also mit einer Robotpuppe lebt der Kerl zusammen!"
    resümierte Baldwin Tingmer, was er bislang gehört hatte, und forderte Walik dadurch auf, mit seiner Schilderung fortzufahren.
    „Mit einer Robotpuppe", bestätigte Walik. „Sie ist hergerichtet wie die schönste Frau der Welt, und wer ihr nicht genau in die Augen schaut und die merkwürdige Starrheit ihres Blickes bemerkt, der kommt so bald nicht hinter ihr Geheimnis."
    Bluff Pollard war aus dem Staunen noch nicht ganz heraus.
    „Gibt... gibt es denn so etwas überhaupt?!" fragte er entgeistert.
    „Ich habe mich früher mal mit dem Thema befaßt", antwortete Walik Kauk, der allmählich ruhiger wurde, während der Alkohol ihn von innen her mit Wärme ausfüllte. „Die Robotpuppen sind so alt wie die Fähigkeit des Menschen, einigermaßen menschenähnliche Gebilde herzustellen. Am Anfang waren es natürlich keine Roboter, sondern ganz einfach leblose Puppen.
    Aus der Zeit gegen Ende des

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