0766 - Teuflisches Intrigenspiel
nickte. »Ich bin zwar am Tisch geblieben, aber ich habe den Mann aus der Ferne gesehen.«
»Hm.« Der Cop zog ein Gesicht, als ob er ahnte, dass die beiden ihm etwas verschwiegen. Aber er wusste auch, dass es keinen Sinn hatte, nachzuhaken. »Na schön. Ich bin ja ohnehin nicht wegen des Indianers zu Ihnen gekommen, sondern noch einmal wegen dieser halbverwesten Leiche.«
»Was ist damit?«
»Sagt Ihnen der Name Benson etwas?«, fragte der Lieutenant lauernd.
Zamorra verneinte wahrheitsgemäß. Und auch Nicole schüttelte den Kopf.
»Dieser Benson ist angeblich der Kopf einer Bande von… äh, Perversen«, fuhr Archer fort. »Sie nennen sich Ghouls und - ob Sie’s glauben oder nicht - sie sollen Tote ausgraben, um sie zu verspeisen ! Das behauptet jedenfalls einer unserer Zuträger. Ich traue dem Informanten allerdings nicht. Er ist ein Drogenwrack und kann seine Wahnvorstellung vermutlich nicht mehr von der Realität unterscheiden. Tatsache ist, dass einer von Bensons Leuten in Ihrem Whirlpool gelegen hat.«
»Was genau wollen Sie uns eigentlich fragen, Lieutenant?«, sagte Nicole spitz. »Ob es wirklich Leichenfresser gibt?«
»Äh, nein, natürlich nicht. Ich dachte nur…«
Mit ihrem Einwand hatte die Französin den Cop aus dem Konzept gebracht. Und genau das war auch ihre Absicht gewesen. Sie und Zamorra wollten schließlich zum Mono Lake aufbrechen, da konnten sie keine stundenlangen Polizeiverhöre gebrauchen.
»Nun, äh, Miss Duval… vermutlich ist dieser Benson ein ganz gewöhnlicher Krimineller. Wie gesagt, die Informationen über ihn und seine Gang sind zweifelhaft.«
»Ich versichere Ihnen jedenfalls, dass ich keinen Benson kenne«, sagte Zamorra.
»Und ich kenne ihn auch nicht«, schloss Nicole.
»Ja… dann will ich mal weiter.« Der Lieutenant stand auf und trollte sich.
»Er vermutet etwas, aber sein Weltbild steht noch auf zu festen Füßen«, sagte Zamorra, als der Lieutenant außer Hörweite war.
»Solange er uns nicht verdächtigt…«, meinte Nicole.
»Wir sind ihm nicht ganz koscher. Aber mit Archers Misstrauen kann ich leben«, brummte Zamorra. »Die Hauptsache ist jetzt, uns Calderone zur Brust zu nehmen, bevor er zu viel Unheil anrichten kann.«
***
Stygia war hochzufrieden mit der vergangenen Nacht. Der Taurone Ernesto Rodriguez hatte seine Feuertaufe bestanden. Gewiss, dieser Indianer war nur ein harmloser Mensch gewesen. Einen solchen Gegner niederzumachen war nicht gerade der Beweis für herausragende dämonische Fähigkeiten.
Die Fürstin der Finsternis war aber von der absoluten Gnadenlosigkeit beeindruckt, mit der Ernesto vorgegangen war. Die Bosheit steckte ihm im Blut, da war die Wiederentdeckung seines dämonischen Erbes nur das letzte Steinchen im Mosaik gewesen.
Jetzt, am Morgen nach dem Mord auf dem Autokino-Gelände, ruhte Ernesto sich auf einer Weide aus. Er wollte so viel Zeit wie möglich in seiner Stiergestalt verbringen. Stygia hatte ihn zu dieser verlassenen Ranch geschafft. Sie lag auf halbem Weg zwischen L.A. und dem Mono Lake.
»Wie geht es dir, mein gehörnter Freund?«
»Gut, Herrin.« Ernestos rote Augen blinzelten tückisch. In Stiergestalt unterhielt er sich telepathisch mit Stygia. Diese Fähigkeit gehörte ebenfalls zu seinem magischen Erbe, das in seinem Bewusstsein verschüttet gewesen war. »Wo wartet mein nächstes Opfer auf mich? Er heißt doch Rico Calderone, nicht wahr?«
Stygia lachte teuflisch. »Nicht so ungeduldig, mein junger Freund. Da sind einige Entwicklungen im Gange, die wir abwarten müssen…«
Stygia hatte herausgefunden, dass Calderone sich für diesen Mono Lake interessierte. Nur den Grund kannte sie noch nicht. Keiner von ihren höllischen Zuträgern wusste etwas oder wollte etwas sagen.
Ihr war wichtig, dass Calderone dort oben in der Einsamkeit der Berge auf Zamorra stieß. Sie wollte dafür sorgen, dass es einen Kampf gab. Und während Calderone durch Zamorra abgelenkt war, würde Stygia ihren Trumpf ausspielen.
Ernesto, den Tauronen!
Zamorras Amulett würde den dämonischen Gestaltwandler sofort orten, aber das war der Höllenfürstin in diesem Fall egal. Ihr Gegner war diesmal nicht der Dämonenjäger, sondern Calderone.
Ernesto konnte Calderone umbringen oder zumindest schwer verwunden. Und wenn der Stier danach durch Merlins Stern getötet würde - nun, Stygia betrachtete den jungen Tauronen ohnehin nur als einen Bauern auf ihrem dämonischen Schachbrett. Und ein Bauernopfer musste auch der erfahrenste
Weitere Kostenlose Bücher