0766 - Teuflisches Intrigenspiel
Gebirgssee, der zum Teil von erloschenen Vulkanen eingerahmt wird.«
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass Calderone plötzlich zum Naturfreund geworden ist.«
»Ich auch nicht. Vielleicht begeistert er sich aus einem ganz anderen Grund für den Mono Lake. Der See hat nämlich verschiedene Zuflüsse - hatte, besser gesagt. Denn einige von ihnen wurden für die Wasserversorgung von L.A. umgeleitet.«
»Aber das bekommt dem See doch sicher nicht gut?«
»Richtig getippt. Der Mono Lake verlandet. Sein Salzgehalt wird immer größer, liegt schon jetzt über dem des Pazifik. Immerhin kann man auf dem Seewasser schwimmen, ohne unterzugehen.«
»So wie im Toten Meer. Und wenn zu viel Salz im Wasser ist, dann wird auch im Mono Lake alles Leben absterben.«
Nachdenkliches Schweigen entstand. Zamorra lenkte den Cadillac über den sechsspurigen Freeway Richtung Sierra Nevada. Nach zehn Minuten ergriff der Dämonenjäger wieder das Wort. »Jedenfalls kein normales Leben von Menschen und Tieren.«
»Du meinst…«
»Calderone hat dort oben in der Bergeinsamkeit etwas vor, so viel steht fest. Vielleicht ist dieser See ja ein ideales Revier für Dämonen.«
»Falls der höllische Ministerpräsident sich dort überhaupt herumtreibt, Chef. Vielleicht hat ja dein indianischer Informant falsch gelegen.«
»Jedenfalls musste er sterben, nachdem er mit mir gesprochen hatte. Und es war offenbar kein Mensch, der ihn getötet hat.«
Darauf erwiderte Nicole nichts. Sie musste daran denken, dass Zamorra davor gewarnt worden war, den Mono Lake zu besuchen. Und sie nahm sich vor, ganz besonders wachsam zu sein…
***
Mike Dudley liebte seinen Job.
Als Junge hatte er Trapper oder Scout werden wollen. Das hatte nicht geklappt. Aber nun, im Alter von dreiundzwanzig Jahren, steckte Mike Dudley in der Uniform eines Nationalpark-Rangers und saß am Steuer eines Toyota-Geländewagens. Er patrouillierte durch die menschenleeren Landstriche zwischen dem-Yosemite-Nationalpark und den Ancorite Hills.
Das Dienstfahrzeug rollte im Schritttempo voran. Dudley ließ sich Zeit. Er machte seinen Job sorgfältig, obwohl ihn hier oben niemand kontrollierte. Denn der junge Mann war mit dem Herzen bei der Sache.
Dudley liebte die bizarren Tuffsteinsäulen, die aus dem knietiefen Wassers des Mono Lake ragten. Sie waren während vieler Jahrhunderte so gewachsen. Erst jetzt, wo der See immer mehr verlandete, zeigten sie sich den Menschen.
Wie Mahnmale der Natur kamen die Steinsäulen dem jungen Ranger vor. Aber die meisten Menschen waren zu gelangweilt oder schlicht zu dumm, um den Ernst der Lage zu erkennen. Eine urweltliche, unberührte Landschaft würde für immer verloren gehen, weil die 15 Millionen Angelenos regelmäßig Wasser zum Autowäschen benötigten. Mike Dudley seufzte. Der bloße Gedanke daran reichte schon, ihm schlechte Laune zu verursachen.
Dudley stellte den Motor ab. Er war noch weit genug entfernt von den Brutstätten der kalifornischen Küstenmöwe, die hier oben ihr Haupt-Brutrevier hatte. Der Ranger wollte die Tiere nicht durch das Motorengeräusch aufscheuchen.
Er stieg aus und nahm seinen Feldstecher zur Hand. Auf den ersten Blick wirkte alles ruhig. Dudley setzte das Fernglas an die Augen und suchte die Umgebung ab.
Dort, im Nordwesten, befand sich die winzige Beobachtungshütte einer Umweltschutzorganisation. Kleine Inseln und Halbinseln ragten aus dem tiefblauen Mono Lake. Im Hintergrund erblickte man die erloschenen Vulkane.
Aber irgendetwas stimmte nicht, war anders als sonst. Etwas störte das Gleichgewicht der Natur. Dudley bemerkte es am Verhalten der Vögel. Er selbst konnte es nicht sein, der die brütenden Möwen beunruhigt hatte. Aus Erfahrung wusste er, wie weit er an den See heranfahren durfte.
Und es waren nicht nur die Möwen, die sich anders verhielten als sonst. Die ganze Natur schien unter einer Spannung zu stehen, die wie Elektrizität knisterte. Der Ranger verstand es nicht. Eine unfassbare Bedrohung lag förmlich in der Luft. Als ob ein Erdbeben oder ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorstünde…
Oder befand sich vielleicht ein Raubtier in der Nähe? Ein Kojote? Ausgeschlossen war das nicht. Seit durch die Verlandung aus einigen Inseln Halbinseln geworden waren, konnten Raubtiere ungestört zu den Brutplätzen gelangen und dort ihre Verwüstungen anrichten.
Dudley hielt nun gezielt nach einem Kojoten Ausschau. Aber er erblickte nirgendwo das struppige Fell dieser Wüstenräuber.
Stattdessen vernahm
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