0767 - Der Wächter von Palatka
mittelschwere bis schwere automatische Waffen für den Einbau in Kampfrobotern enthielten.
„Davon haben wir aufzuladen, soviel wir können", erklärte er dem Roboter.
Augustus ließ sich willig beladen. Er verschwand fast unter der Waffenlast, die Chara ihm aufbürdete. Als Roboter verfügte er über nahezu unbegrenzte Körperkräfte. Die Last machte ihm wenig zu schaffen, nur konnte er nicht mehr über die Bürde hinwegblicken und mußte sich von Chara Shamanovo dirigieren lassen, als sie den Rückweg antraten.
Nachdem der Biophysiker sich mehrmals verirrt hatte, gelangten sie schließlich zu jenem Raum zurück, an dem Chara sich seiner Bewacher entledigt hatte. Von hier aus folgten sie der roten Markierung und erreichten mühelos den Ausgang.
Mit einiger Besorgnis näherte sich Chara der Tür, von der er nicht wußte, ob sie sich freiwillig öffnen würde. Aber als er sich ihr bis auf drei Schritte genähert hatte, da glitt sie blitzschnell beiseite, und Chara gelangte endgültig zu der Überzeugung, daß heute sein Glückstag sei.
Die drei Meter breite Öffnung in der Energiemauer existierte nach wie vor. Chara Shamanovo schritt hindurch und blickte auf die schneebedeckte Ebene hinaus.
Da fühlte er, wie ihm das Blut in den Adern gerann.
Der euphorische Optimismus war wie weggewischt.
Seinen Augen nicht trauend, starrte er dorthin, wo die tief in den Schnee geschnittene Spur des Hovercraft endete.
Das Fahrzeug war plötzlich verschwunden ...!
4.
Der Vorgang war gespenstisch.
Walik Kauk sah die Wand des Antigravschachts langsam an sich vorbei in die Höhe gleiten. Wenn er nach unten blickte, konnte er in sechs oder sieben Metern Entfernung die Schachtsohle ausmachen. Er fühlte sich schwerelos infolge des künstlichen Schwerefeldes, das ihm erlaubte, die beim Eintritt in den Schacht erzielte geringe Fallgeschwindigkeit unverändert beizubehalten.
Das Empfinden der Schwerelosigkeit änderte sich nicht, aber plötzlich rasten die Schachtwände mit blitzartig zunehmendem Tempo an ihm vorbei. Über ihm stieß Bluff Pollard einen halberstickten Schreckensschrei aus.
„Wir stürzen ab...!"
In weniger als zwei Sekunden war alles vorbei. Walik prallte mit mörderischer Wucht auf den harten Boden. Die Beine wurden ihm unter dem Körper fortgefegt. Mit Schulter und Schädel prallte er gegen die Schachtwand und verlor augenblicklich das Bewußtsein.
Als er knapp eine Stunde später wieder zu sich kam, erinnerte er sich zunächst an nichts. Der ganze Körper schmerzte. Er fühlte sich elend und zerschlagen. Er probierte aufzustehen. Das gelang.
Er hatte sich anscheinend nichts gebrochen.
Der Schacht war noch immer hell erleuchtet. Auf dem Boden lag Bluff Pollard und gab ein leises Wimmern von sich. Walik kniete nieder und kümmerte sich um den Jungen. Er hatte eine riesige Beule auf der Stirn, und über die linke Wange zog sich ein blutiger Riß. Sonst wirkte er äußerlich unverletzt.
Dann machte Walik noch eine Entdeckung. Am Rand der kreisförmigen Fläche, die die Sohle des Schachtes bildete, lagen unordentlich ein paar kleine, rechteckige Gebilde.
Walik nahm eines davon auf und untersuchte es. Er verstand nicht viel von Technik, aber dies hier schien ihm eine Steckkarte mit gedruckten Leitungen und IC-Chips zu sein - ein Ding, wie man es in Rechnern und Kontrollgeräten verwendete.
Er blickte in die Höhe. Aber die Entfernung war zu groß, als daß er den Schachtmund hätte ausmachen können. Dafür sah er etwas anderes. Etwa drei Meter über der Schachtsohle lag jeweils zur Rechten und zur Linken die Mündung eines Korridors.
Die Entfernung war zu groß, als daß Walik - selbst wenn er in besserer körperlicher Verfassung gewesen wäre - hätte hinaufspringen können. Aber sobald Bluff wieder zu sich kam, war das eine andere Sache. Es konnte einer auf des anderen Schultern steigen und so die Gangmündung erreichen. Und irgendwo würde sich etwas finden - ein Stück Tau, ein Stab, eine Leiter - mit dem dem Zurückbleibenden geholfen werden konnte, der Schachtsohle ebenfalls zu entkommen.
Das war wichtig.
Denn jede verrinnende Stunde stärkte die Wirkung des teuflischen Giftes, das Chara Shamanovo ihnen eingegeben hatte, und verringerte die Überlebenschancen.
Der Angstschrei blieb Baldwin Tingmer in der Kehle stecken, als er spürte, wie eine unsichtbare Kraft nach ihm griff und den tödlichen Sturz bremste. Langsam wie ein fallendes Blatt sank er in die Tiefe, und über sich hörte er
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