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0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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gleichzeitig unser Forschungszentrum.
    Wvlaat - Zamorra versuchte den »bildlichen« Laut, den er empfangen hatte, in eine Folge von Buchstaben umzuwandeln, und das Ergebnis wirkte im ersten Augenblick ungeheuer lächerlich. Für französische Begriffe jedenfalls.
    Zamorra erblickte Schränke und Tragen, vergitterte Zellen und seltsame Geräte, auf deren Funktion er nicht zu schließen vermochte. Es wirkte, als seien sie in einem Versuchslabor gelandet - oder vielmehr im Abbild eines solchen, denn irgendetwas stimmte wieder einmal nicht. Obwohl der Raum bis ins kleinste Detail irdischen Versuchslabors nachgezeichnet zu sein schien, fehlten bestimmte Elemente. Es gab keine hoch technisierten Geräte, ja nicht einmal sichtbare Stromanschlüsse - von Computern ganz zu schweigen. Wie sollte in diesem Labor ernsthafte Forschungsarbeit betrieben werden?
    Wieder einmal bewies Wvlaat seine Fähigkeit, die Gedanken Zamorras, wenn schon nicht lesen, so doch zumindest erahnen zu können.
    Wir haben uns von der Arbeit der Menschen inspirieren lassen. Auf der Erde wird Großes geleistet. Die analytischen Fähigkeiten der Menschen sind phänomenal. Sie auf die Ebene unserer Rasse zu transportieren, ist unser Hauptaugenmerk. Die Gerätschaften sind zweitrangig. Ihre Vorteile lassen sich ebenso gut mit Magie ersetzen.
    Diese Sätze enthielten mehr verborgene Informationen, als Zamorra auf einen Schlag verarbeiten konnte.
    »Heißt das, Sie versuchen, die Menschen zu kopieren?«
    Nein. Wir wollen nicht sein wie sie. Wir wollen von ihnen lernen. Zamorra merkte, das Wvlaat zögerte, fortzufahren. Aber dies ist nicht die vorherrschende Meinung auf diesem Planeten. Die Angehörigen unserer Rasse, mit denen Sie bisher zu tun hatten, Zamorra, verfolgen andere Absichten. Sie wollen die Erde in ihren Besitz bringen und sich die Menschen untertan machen.
    »Sie werden verstehen, dass wir etwas dagegen haben«, entgegnete Nicole.
    Das wird Ihnen nichts nützen. Bevor die Menschen ihren neuen Gegner bemerken, werden sie längst besiegt sein. Wie soll man einen Feind bekämpfen, den man nicht einmal sehen kann?
    »Dann zählen die Facettenäugigen also tatsächlich zur selben Rasse wie die Unsichtbaren?«, fragte Zamorra. »Aber weshalb können wir Sie dann sehen, Wvlaat?«
    Wvlaat starrte sie aus seinen schwarzen Augen an. Kommen Sie, Zamorra und Nicole Duval. Ich zeige Ihnen jemanden, der zumindest einen Teil Ihrer Fragen beantworten kann.
    ***
    Es dauerte nicht lange, bis dem Mann Zweifel kamen.
    Was, wenn Zamorra und Nicole nicht erschienen? Durfte er allein auf sein Gefühl vertrauen, oder sollte er nicht vielmehr den Grund herausfinden, weshalb er so sicher war, dass sie hierher kommen würden? Was gab es an diesem Ort, was für Zamorra und Nicole wichtig war?
    Er erhob sich und trat auf die Tür mit dem Doppelflügel zu. Er wartete darauf, dass sich die Ranken um seine Füße legten, doch diesmal ließen sie ihn in Ruhe.
    Langsam drückte er den linken Flügel auf. Fast hätte er erwartet, dass diese Tür ebenfalls vor seinen Augen zerschmolz, aber die Flügel glitten vor ihm zurück.
    Er stellte erstaunt fest, dass er sich im Freien befand. Die Tür führte nach draußen, auf einen von hohen Felsen umgebenen Platz, der von einem kuppelähnlichen Dach aus Pflanzensträngen überspannt war. Nur spärliche Streifen Sonnenlicht durchdrangen das Gezücht und tauchten das Innere der Kuppel in ein dämmriges Licht.
    Der Mann ohne Namen ahnte, dass er sich an einem ganz besonderen Platz befand. Er erschrak nicht, als er die unzähligen Menschen erblickte, die unter der Kuppel versammelt waren. Sie standen aufrecht, gefangen in kokonähnlichen Gespinsten, die durch Wurzelstränge mit dem Pflanzengezücht verbunden waren. Die Schädeldecken der Menschen waren geöffnet und ihre Gehirne auf organische Weise mit den Kokons verbunden.
    Dieser Anblick brachte in dem Mann eine Saite zum Schwingen. Er hatte so etwas schon einmal gesehen. Aber wo? Und wann?
    Langsam trat er durch die Reihen der Menschen. Unter ihnen erblickte er einige, die silberne Overalls trugen. Sie schienen einer besonderen Art anzugehören, auch wenn sie sich - abgesehen von ihrer Kleidung - nicht von den anderen unterschieden.
    Er sah Weiße, Farbige, Männer und Frauen. Alle hatten ihre Augen geschlossen. Dennoch sahen einige von ihnen aus, als ob sie bei Bewusstsein wären.
    Nachdenklich drehte er den Kristall zwischen seinen Fingern. Zum ersten Mal, seit er seine Unterkunft -

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