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0769 - Das Kollektiv

0769 - Das Kollektiv

Titel: 0769 - Das Kollektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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sein Gefängnis - verlassen hatte, fragte er sich, ob er das Richtige tat. Er ging davon aus, dass er auf eigene Rechnung handelte. Was, wenn die Facettenäugigen ihn einfach hatten gehen lassen? Was, wenn es ihr Ziel gewesen war, ihn genau hierher zu führen?
    Er suchte die Gesichter der Gefangenen ab, aber keines von ihnen kam ihm bekannt vor. War einer dieser Männer Zamorra? Sein Blick schweifte über die Gesichter der Frauen. Hieß eine von ihnen Nicole?
    Vor einer schwarzhäutigen Frau blieb er stehen. Ignorierte man die schreckliche Verletzung ihrer Schädelplatte, dann wirkte ihr Anblick fast friedlich, als schlafe sie nur.
    Eine Afrikanerin, dachte der Mann ohne Namen und fragte sich im selben Augenblick, was dieser Ausdruck bedeutete. Afrika… das sagte ihm nichts. War das seine Heimat? Er fand, dass er dieser Frau nicht ähnlich sah.
    Er strich mit der Linken über das Gesicht der Frau. »Ist dein Name Nicole?«, fragte er leise.
    Natürlich hatte er keine Antwort erwartet.
    Er fühlte nach der Halsschlagader der Frau. Sie lebte. Wenn er sie doch nur zum Sprechen bringen könnte!
    Da dachte er an seinen Kristall, der sich schon einmal als magisches Wundermittel erwiesen hatte. Seine Finger krampften sich um den Dhyarra. Er blickte die Frau an, stellte sich vor, sie würde erwachen.
    Er erschrak, als es im Gesicht der Fremden zuckte.
    Narrte ihn ein Spuk? Sie öffnete die Augen.
    Er wusste nicht, was er sagen sollte, also wiederholte er einfach seine Frage.
    »Bist du Nicole?«
    »Mein Name ist Ela Murangira.« Ihre Stimme drang klar und verständlich an seine Ohren. Konnte jemand, der in den vergangenen Stunden - oder vielleicht sogar noch länger - in einer Art Totenstarre gelegen, so klingen?
    »Woher stammst du?«
    »Meine Heimat ist das Dorf, in dem ich meinen Mann und meine Kinder verloren habe. Ich werde niemals dorthin zurückkehren.«
    »Wie bist du hierher gekommen?«
    »Über die Regenbogenblumen. Man hat mich hierher gebracht. Hier werde ich gebraucht.«
    »Gebraucht? Von wem?«
    »Von jenen, die mich entführt haben. Ich gehöre jetzt zu ihnen.«
    Der Mann versuchte zu verarbeiten, was er da hörte, aber er verstand es nicht. Wer waren die Wesen, die diese Frau verschleppt hatten? Waren sie identisch mit den Facettenäugigen? Welche Pläne verfolgten sie?
    Er atmete tief durch und stellte die Frage, die ihm von Anfang an auf der Zunge gelegen hatte. »Kannst du mir erklären, weshalb ich hier bin, Ela Murangira?«
    Und Ela Murangira begann zu sprechen.
    ***
    Rasch stellte sich heraus, dass das Labor nur einer von mehreren miteinander verbundenen Räumen war.
    Zamorra und Nicole folgten Wvlaat in ein Zimmer, in dem hinter einem metallenen Drahtgitter ein wannenähnliches Gebilde stand, dessen Auswüchse fatal an die Ranken des Pflanzengezüchts erinnerten, das Zamorra und Nicole bisher so übel mitgespielt hatte.
    Daneben stand ein facettenäugiges Wesen, das ihrem dicklichen Begleiter nur entfernt ähnelte. Es war größer, weniger voluminös, und seine Beine waren so dünn, dass Zamorra sich fragte, wie sie überhaupt imstande waren, das Gewicht des Wesens zu tragen.
    Das ist Tdal. Er leitet unser Forschungsprojekt.
    Tdal zeigte keine Reaktion. Es sah aus, als hätte er die Neuankömmlinge überhaupt nicht bemerkt.
    Was Sie sehen, ist die Krone der Schöpfung, Zamorra, fuhr Wvlaat fort. Unserer Schöpfung.
    Zamorra trat an das Drahtgitter heran. Die Wanne wirkte auf den ersten Blick wie eine überdimensionale Nussschale, deren Gespinst aus winzig kleinen, erdfarbenen Fäden bestand. Das Material erinnerte ihn entfernt an die Kokons, die er in der Höhle auf dem Schwesterplaneten gesehen hatte. [2]
    Dieser Kokon aber war in der Mitte aufgeschnitten, und es war nicht ersichtlich, was mit der zweiten Hälfte geschehen war.
    Die Wanne war mit einer schmierigen Flüssigkeit gefüllt, die träge hin und her schwappte. Erst jetzt sah Zamorra, dass sich darin etwas bewegte.
    Arme. Beine. Ein Lebewesen!
    Sehen Sie genau hin. Die Menschen auf der Erde reklamieren für sich, die Schöpfungsgeschichte neu schreiben zu wollen, indem sie die Struktur der DNS entschlüsseln. Wir sind schon einen Schritt weiter.
    Die Proportionen waren entfernt menschenähnlich, trotzdem schloss Zamorra aus, dass es sich um einen Menschen handelte. Vielmehr ähnelte das Geschöpf, das im Innern des Kokons heranwuchs, den Facettenäugigen.
    »Es ist von Ihrer eigenen Art«, stellte Nicole fest.
    So ist es. Aber es

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