0769 - Das Rätsel der schwarzen Madonna
durchrieselte sie, und die Angst drückte sie immer weiter zusammen.
Sie kriegte Magenschmerzen, ihre Augen brannten, und dann nahm die Erscheinung den ersten Kontakt mit ihr auf.
Sie »sprach« mit Jane.
Worte hörte sie nicht. Alles spielte sich allein in ihrem Kopf ab.
»Ich weiß, wer du bist und was du vorhast, Fremde. Aber hüte dich. Überspann den Bogen nicht. Du hast mich gereizt, deshalb gebe ich dir den Ratschlag, schleunigst zu verschwinden. Noch hast du Zeit. Lauf weg, denn gegen die Macht der schwarzen Madonna kommst du nicht an. Sie ist einfach zu stark…«
Jane kam sich vor wie in einem Eisblock gefangen. Sie hatte alles sehr genau gehört, und sie hütete sich auch davor, die Warnung zu unterschätzen. Auf der anderen Seite jedoch war sie nicht gekommen, um sich ins Bockshorn jagen zu lassen. Sie würde gegen diese fremde Macht ankämpfen, denn das hatte sie immer getan.
Jane Collins überwand die innerliche Sperre. Sie wunderte sich, wie leicht es ihr fiel, voranzugehen.
Den Blick auf das Fenster gerichtet, schritt sie der Erscheinung entgegen. Dabei sah sie furchtlos aus, obwohl sie innerlich zitterte. Aber es gab keine andere Möglichkeit, sie mußte hin.
Ihre Schritte kratzten über den rauhen Teppichboden. Sie spürte das Brennen in den Augen, aber sie merkte nicht, daß sie von irgendwelchen Stimmen erreicht wurde. Es blieb alles ruhig, es blieb so bedrückend, und Jane stoppte ihre Schritte erst, als sie den Vorhang bereits anfassen konnte.
Sie ließ es bleiben, wartete, bekam mit, daß sich die Erscheinung zurückzog. Dabei war es der Detektivin unmöglich, eine Entfernung abzuschätzen. Elenor konnte dicht vor der Scheibe schweben, sie konnte auch auf der anderen Straßenseite sein. Hier rückte einiges zusammen, da waren die Distanzen plötzlich nicht mehr meßbar geworden.
Was tun?
Jane überwand sich selbst, als sie den Arm ausstreckte. Die Finger umfaßten den kühlen Fenstergriff. Sie mußte ihn zur Seite heben, um das Fenster zu öffnen.
Das tat sie.
Kalt wehte es in den Raum. Aber es war eine andere Kälte. Sie erwischte Janes Gesicht und kam ihr klebrig vor, als hätte sich eisiger Ruß auf ihrer Haut festgesetzt.
Jane schüttelte sich, fror von innen und auch von außen. Aber sie machte weiter, beugte sich hinaus und mußte mit ansehen, wie sich die Erscheinung zurückzog.
Sie war sehr blaß geworden, als wollte sie sich nicht mehr zeigen, wie sie tatsächlich war. Irgendwo im Hintergrund war sie noch einmal zu sehen, dann nicht mehr.
Durch den weit geöffneten Mund atmete Jane die Nachtluft ein. Eine Gänsehaut lag auf ihrem Oberkörper. Erst jetzt kam ihr zu Bewußtsein, daß dies kein Wetter war, bei dem man sich draußen aufhielt. Sie zog sich zurück und schloß das Fenster.
Mit müden Schritten ging sie auf das Bett zu, ließ sich dort nieder und dachte über die Begegnung nach, wobei sie sich fragte, ob sie diese Begegnung nur geträumt oder ob sie tatsächlich stattgefunden hatte. Was war Realität, was hatte sie sich eingebildet?
Jane konnte keine Antwort geben, weil alles zu schwierig geworden war. Etwas drückte gegen ihren Kopf, und sie empfand die Gedanken wie Hammerschläge.
Es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal nachdenken konnte. Da sah sie ein, daß sie genau richtig gehandelt hatte, als sie John Bescheid gegeben hatte. Allein konnte sie es nicht schaffen, denn diese ungewöhnliche Wunderheilerin fing damit an, eine ganze Stadt unter ihre Knute zu zwingen.
Jane dachte weiter. Wenn sie mit Glenfield anfing, würde es nicht lange dauern, bis sie auch andere Städte beherrschte. So etwas mußte auf jeden Fall vermieden werden, denn wer sich einer derartigen Person in den Weg stellte, war verloren.
Sie fiel nach hinten. Plötzlich spürte sie die Müdigkeit wie eine Klammer. Zudem war sie nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
Schlaf war das beste Mittel.
Noch war sie ruhig.
Plötzlich aber geriet sie in einen heftigen Strudel. Alles drehte sich, alles kreiste, und Jane spürte, wie starke, unsichtbare Arme an ihrem Körper zerrten und sie mit hineingezogen wurde in die tiefe Finsternis des traumlosen Schlafs.
***
Das also war Glenfield!
Suko und ich hatten auf einer kleinen Anhöhe gestoppt, weil wir dort einen guten Überblick hatten.
Mein Freund stieg aus.
Es war kalt geworden. Der Wind wehte böig aus Nordwest. Die Temperatur lag bei 10 Grad und über den Himmel jagten düstere Wolken.
Ebenso düster war die
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