0769 - Kinder der Unendlichkeit
sondern auch Gynäkologe. Ich sehe es als meine Aufgabe an, neues Leben auf die Welt zu bringen, nicht aber Leben zu vernichten."
Frix Birp lachte gezwungen. Er verließ die Kabine, doch ein dumpfer Knall ließ ihn herumfahren. Dr. Merveur wich erbleichend zurück. In einer der Panzerglasscheiben war ein Riß entstanden.
„Verschwinden Sie", brüllte er. „Schnell."
Er stieß den Reporter zur Seite, als dieser nicht prompt reagierte. Er rannte zu einem verplombten Schrank, brach ihn auf und warf einen roten Hebel herum.
In den Laboratorien blitzte es auf. Von den Decken zuckten sonnenhelle Energiestrahlen herunter und vernichteten zahlreiche Glasgefäße. Dichte Rauchwolken stiegen auf und verdunkelten die Räume. Doch schon nach Sekunden setzte ein Säureregen ein, der alles zerfraß, was bis dahin noch heil geblieben war.
Dr. Merveur schloß das Zwischenschott und lehnte sich dagegen. Auf seiner Stirn standen Schweißtropfen. Er zuckte zusammen, als eine Explosion hörbar wurde.
„Was war das?" fragte der Reporter.
„Die Glasscheiben sind geplatzt", erklärte der Biologe. „Aber machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Birp. Da drinnen lebt nichts mehr. Was an Bakterien und Phagen vorhanden war, ist jetzt beseitigt worden."
„Wird das nicht noch genau untersucht werden?" Dr. Merveur schüttelte den Kopf.
„Das gesamte Labor wird, so wie es ist, in den Konverter wandern und dort zerstrahlt werden. Glauben Sie nur nicht, daß Rhodan irgendein Risiko eingeht. Wir kennen die Gefahr, die mit diesen Experimenten verbunden ist, und wir wissen auch, wie wir ihr rechtzeitig begegnen können."
„Haben Sie eine Erklärung dafür, wodurch das Panzerglas geplatzt ist?"
Der Biologe schüttelte den Kopf.
„Ich begreife es nicht", gestand er. „Nur eine Bombe könnte das Material zerstören. Aber da drinnen ist nichts explodiert."
„Parapsychische Kräfte könnten schuld sein."
Dr. Merveur preßte die Lippen zusammen und schwieg.
6.
„Für Sie, Doktor", sagte Frix Birp. Er saß am Steuer eines Jagdgleiters. Dr. Merveur arbeitete hinter ihm an Laborgeräten.
Der Arzt drehte sich um und kam nach vorn. Auf dem Bildschirm des Videogeräts war Fellmer Lloyd zu erkennen.
Dr. Merveur warf einen flüchtigen Blick nach draußen, während er sich meldete. Der Gleiter hatte den Rand der Ebene erreicht, in der die drei Schiffsteile der SOL gelandet waren. Er flog im Verband mit zwanzig anderen Maschinen, die zu einer Jagdexpedition aufgebrochen waren.
„Ihr Bericht liegt vor mir, Dr. Merveur", sagte der Mutant.
„Ich benötige neue Laboreinrichtungen", bemerkte Dr. Merveur.
„Darum geht es nicht", entgegnete Lloyd. „Die sind bereits bewilligt. Uns ist etwas anderes aufgefallen. Sie treffen in Ihrem Bericht eine Feststellung, die einiges Aufsehen erregt hat."
„Wovon sprechen Sie?"
„Sie haben vermerkt, daß der Riß in der Panzerglasscheibe unmittelbar nach Ihrer Eröffnung auftrat, mit den von Ihnen gezüchteten Phagen und Bakterien könne das Leben auf Rasterstop ohne weiteres vernichtet werden."
„Das ist richtig", bestätigte er. „Glauben Sie an einen Zusammenhang?"
„Ich glaube vorläufig gar nichts", antwortete Fellmer Lloyd. „Ich danke Ihnen, Dr. Merveur."
Der Mutant schaltete ab. Der Reporter und der Biologe blickten sich an.
„Fellmer Lloyd glaubt, daß dieses Landschaftswesen unser Gespräch in Ihrem Laboratorium belauscht hat", sagte Frix Birp.
„Eine beklemmende Vorstellung. Das Ding hat jedes Wort verfolgt, und es hat zugeschlagen, als es begriff, daß sein Leben bedroht war."
Dr. Merveur schüttelte den Kopf.
„Vielleicht war es so", erwiderte er, „aber ich glaube es nicht.
Denn eine solche Reaktion wäre nicht logisch."
„Warum nicht?"
„Weil das Ding sich selbst gefährdet hätte, wenn es die Krankheitskeime aus dem Labor befreit hätte."
„Ich bin noch nicht davon überzeugt, daß dieses Wesen so weit denken kann", wandte der Reporter ein. „Der erste Effekt wäre auf jeden Fall gewesen, daß sämtliche Besatzungsmitglieder der SOL erkrankt wären. Vielleicht wären alle gestorben. Das aber hätte noch nicht bedeutet, daß damit das Ding selbst auch bedroht gewesen wäre, denn die Schutzschirme schließen die SOL auch nach außen hin hermetisch ab."
Dr. Merveur wurde nachdenklich.
„Verdammt", murmelte er. „Unter diesen Umständen wäre es vielleicht besser, auf weitere Experimente zu verzichten."
„Dieser Ansicht bin ich auch", pflichtete ihm Birp
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