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077 - Der Schrei des Vampirs

077 - Der Schrei des Vampirs

Titel: 077 - Der Schrei des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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führte in eine düstere Halle. Auf alten Möbeln lag fingerdick der Staub. Truhen und Kerzenständer hatten Patina angesetzt. Überall hingen Spinnweben, und nirgendwo fand das langsam ersterbende Tageslicht Einlaß.
    Chao Kai hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Starrten ihn die gierigen Blutsauger aus finsteren Verstecken an? Es konnte sich auch um eine Einbildung handeln. Hier drinnen mußte einem zwangsläufig so ein Verdacht kommen.
    Chao Kai sagte sich, daß er sehr gut daran tat, dem düsteren Frieden nicht zu trauen. Er schlich vorsichtig durch die Halle. Auf den Gummisohlen konnte er sich lautlos vorwärtsbewegen, als würden seine Füße den Boden nicht berühren.
    Aus der Finsternis eines Ganges drang plötzlich ein Geräusch an sein Ohr. Ganz kurz nur war es zu vernehmen. Dann herrschte gleich wieder Stille.
    Hatte ein Tier erschrocken Reißaus genommen?
    Dem mutigen Chinesen rieselte ein kalter Schauer über den Rücken. Er war einiges an Unheimlichkeiten gewöhnt, aber hier ging's bis fast an die Grenze des Erträglichen.
    In einem Gebäude wie diesem konnten sich nur schwarze Wesen wohl fühlen. Obwohl Chao Kai noch keinen Blutsauger zu Gesicht bekommen hatte, war er davon überzeugt, daß sie nicht erst eintreffen würden.
    Sie waren bereits hier!
    Und sie versteckten sich gut, schliefen nicht mehr, sondern waren gefährlich wach.
    Der Chinese ging weiter, aber er warf immer wieder einen Blick über die Schulter zurück. Seine Nervenstränge spannten sich, und sein Atem ging etwas schneller.
    Allein wollte er gegen die Vampire nichts unternehmen, und er hatte auch nicht die Absicht, ihnen eine Angriffsmöglichkeit zu bieten.
    Noch war es draußen Tag, und Chao Kai wußte, daß die Vampire in dieser Zeit nicht so stark waren wie in der Nacht. Aber sie waren zu zweit, und wenn erst mal die Dämmerung einsetzte, würde es kein Halten mehr für sie geben.
    Chao Kai fragte sich auch, in welcher Gestalt ihn die Vampire attackieren würden. Als »Menschen«? Oder als Fledermäuse?
    Segelte nicht in diesem Moment etwas über ihn hinweg? Instinktiv duckte sich der Asiate. Er richtete seinen Blick gespannt nach oben, doch er sah nur dämmriges Grau, keine Gestalt, keinen Feind.
    Aber er fühlte die unheimliche Präsenz seiner Gegner, und er sagte sich, daß er sich beeilen mußte, denn jede Minute brachte den Vampiren mehr Kraft.
    Der Chinese versuchte seine Augen überall zu haben. Er bewegte sich nicht zu schnell, denn er wollte nichts übersehen und den Blutsaugern womöglich ins offene Messer laufen.
    Sie bewegten sich hinter ihm. Er kreiselte herum und vermeinte, in der Dunkelheit eine schlanke Gestalt stehen zu sehen. Doch bereits im nächsten Moment zerfloß die Gestalt, und nichts blieb von ihr übrig.
    Der Asiate erreichte eine Tür. Sie war abgeschlossen, aber der Schlüssel steckte. Welch ein Service. Hastig schloß der Chinese auf und verließ die Halle.
    Vor ihm lag ein schummriger Gang, an dessen Ende sich abermals eine Tür befand, und als er diese hinter sich ließ, bekam er gerade noch mit, wie die Sonne unterging.
    Eine große Gefahr war für die Vampire gebannt. Eine lange schwarze Nacht begann und würde ihre grausamen Taten begünstigen.
    ***
    Den ganzen Tag zerbrach sich Jimmy Dillaway den Kopf darüber, was er Gnubbel zu fressen geben sollte. Milch wollte die Fledermaus nicht, und Brot bestimmt auch nicht.
    Er hatte sich sogar die Mühe gemacht, im Lexikon nachzuschlagen.
    Fledermäuse (Flattertiere, Chiroptera), umfangreiche Ordnung der Säugetiere; fliegende, meist insekten- oder fruchtfressende Dämmerungs- und Nachttiere; orientieren sich durch Ultraschall. Blutsauger, die durch ihren Biß Krankheiten übertragen können…
    Das hatte Jimmy gelesen, doch er konnte sich nicht vorstellen, daß Gnubbel von einer Fliege satt wurde. Er dachte an die spitzen, scharfen Zähne des Tiers und sagte sich, daß vielleicht rohes, blutiges Fleisch das Richtige für die grüne Fledermaus sein könnte.
    Es war nur nicht so einfach, an das Fleisch heranzukommen, denn fast den ganzen Tag über hielt sich irgend jemand in der Küche auf. Mal war es Ray, der sich ein Brot mit Wurst belegte, dann holte sich Dad einen Happen, dann kochte Ma, dann spülte Celia das Geschirr…
    Jetzt kam Jimmy endlich dazu, ein bißchen Fleisch für seinen Freund zu stehlen. Endlich befand sich niemand in der Küche. Draußen dämmerte es allmählich; doch Jimmy verzichtete darauf, Licht zu machen. Niemand sollte ihn

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