0770 - Sie suchen Menschen
Erinnerung hatte. Meine Blicke glitten immer wieder zu Patria zurück. Auch sie war genauso, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Aber - und das ließ mich leicht frösteln - sie entsprach zu perfekt meinen Vorstellungen. „Ich möchte aufwachen."
Der Translator übersetzte meine Worte in unverständliche Laute, und dann sagte Patria etwas, und aus dem Translator klang es: „Das brauchen wir jetzt nicht mehr."
Und Patria ging zum Translator und schaltete ihn aus, und als sie sich wieder an mich wandte, sagte sie in perfektem Interkosmo: „Jetzt habe ich Ihre Sprache gelernt, und wir können uns besser verständigen."
„Ich mag diesen Traum nicht", sagte ich unbehaglich. „Ich möchte aufwachen."
„Sie sind wach, und doch träumen Sie." Sie machte ein besorgtes Gesicht. „Ich dachte, daß Sie diese Erinnerungen besonders mögen, weil sie am tiefsten in Ihrem Unterbewußtsein verwurzelt waren. Deshalb versetzte ich Sie in diese Umgebung. Ich wollte es Ihnen so gemütlich wie möglich machen und Sie langsam an die neue Situation gewöhnen. Und nun muß ich Ihre Schreckimpulse registrieren..."
„Moment", bat ich und hielt mir die Schläfen. Ich versuchte, Ordnung in meinen Denkprozeß zu bringen.
Ich war in das Barrenraumschiff eingedrungen, hatte Halluzinationen von Wilhelmine und Morena gehabt - und auf einmal fand ich mich in dieser vertrauten Umgebung wieder. Die Erscheinung, die genau den Vorstellungen meiner Jugendliebe Patria entsprach, sagte, daß ich im Wachzustand träumte.
Demnach war meine Umgebung nur Illusion. „Bin ich noch immer auf dem Barrenschiff?" fragte ich Patria. Als sie nickte, war mir alles klar. Ich sagte: „Sie haben auf irgendeine Weise mein Bewußtsein erforscht, Erinnerungen daraus entnommen und für mich diese Illusion erschaffen. Wie Sie das gemacht haben, interessiert mich im Augenblick nicht. Ich will nur wissen, warum. Und wer sind Sie?"
Patria kam zu mir und setzte sich neben mich aufs Bett. Sie legte mir eine Hand auf die Schulter, daß mir eine wohlige Gänsehaut über den Rücken rieselte. „Kannst du es dir nicht denken, Galto?" hauchte sie. „Ich bin eine einsame Frau, die sich nach etwas Liebe sehnt. Wie lange mußte ich auf diesen Augenblick warten ... Ich weiß, daß du der Mann bist, der mich glücklich machen wird ..."
Ich sprang mit einem Entsetzensschrei auf und wich bis an die Wand zurück. „Das ist verrückt!" sagte ich. „Sie können doch keine Frau sein. Nicht einmal ein Mensch. Es geht einfach nicht an, daß Sie sich mir in der Gestalt von Patria zeigen und verlangen, daß ich mich damit abfinden muß. Warum zeigen Sie sich mir nicht in Ihrer wahren Gestalt?"
„Mein Aussehen ist bedeutungslos", sagte Patria. „Ich zeige mich dir, wie ich mich fühle - als einsame, unglückliche Frau, die deiner Liebe bedarf."
Galto, du bist übergeschnappt, sagte ich mir. Du bist ein Opfer deines Sexwahns geworden.
Und in diesem Augenblick gelobte ich, falls ich je zu meinen Willys und Posbis zurückkehren würde, sie darum zu bitten, den unkomplizierten und doch so folgenschweren Eingriff an mir vorzunehmen.
*
Fragen über Fragen drängten sich mir auf.
War ich noch auf dem Sonnenbarren? Umlief das Raumschiff noch den Roten Riesen, oder war es bereits in die Tiefen des Mahlstroms gestartet? Wieviel Zeit war vergangen? Wie hatte Atlan auf mein Verschwinden reagiert, warum unternahm er nichts - oder wie würde er reagieren?
Atlan war ein Mann, der den Finger immer am Drücker hatte. Ihm war es zuzutrauen, daß er den Sonnenbarren einfach atomisierte, wenn ich kein Lebenszeichen mehr von mir gab. „Das Essen kommt!" meldete Patria. Und dann fuhr sie einen altmodischen Servierwagen herein, der mit allen möglichen Leckereien überladen war. Mir lief bei diesem Anblick das Wasser im Munde zusammen. Doch rechtzeitig erinnerte ich mich daran, daß alles nur Illusion war.
Aber der Hunger nagte in meinen Eingeweiden, und wenigstens war es eine perfekte Illusion.
Ich kostete. Schmeckte nicht übel. Ich kostete ein zweites Mal... Und als ich mit dem Kosten fertig war, war nichts mehr von den Speisen übrig. Mein Magen war zum Zerreißen gespannt, und wenn Patria mir das Sättegefühl nur einsuggerierte, so war ich ihr dennoch dankbar. Ich fühlte mich sauwohl. Aber leider nur so lange, bis ich mir meiner Lage wieder bewußt zu werden begann.
Was war außerhalb der Scheinwelt, die mir Patria, selbst nur ein Scheinwesen, einsuggerierte ?Ich betrachtete
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