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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war wie ein Sonnenstrahl in der Finsternis. Rose Cargill hatte zwischen den beiden Gestalten hindurch auf die offen stehende Tür geschaut. Sie wusste nicht, was sie jenseits dieser Tür erwartete, schlimmer konnte es kaum werden, deshalb beschäftigte sie sich gedanklich bereits mit einem Fluchtversuch.
    Es fiel ihr wahnsinnig schwer, noch länger zu warten, aber sie musste den günstigsten Moment abpassen. Noch war der Winkel zu schlecht, sie würde nicht optimal an den beiden vorbeikommen.
    Der grünhäutige Teufel verzog sein Gesicht und grinste. Noch zwei Schritte, dann konnte er zufassen.
    Jetzt noch einen! Sie schauderte zusammen. Sie tat nichts, sie betete innerlich und zitterte mit den Worten um die Wette.
    Er fasste zu.
    Die erste Berührung des Teuflischen. Eine grüne Pranke legte sich auf ihre Schulter. Haut so hart wie Horn drückte durch das Leder ihrer Jacke. Plötzlich dachte sie daran, dass sie ihr Taschentuch fortgeworfen hatte, als man sie weggeschafft hatte. Sie hoffte nur, dass es jemand fand.
    Er zog sie zu sich heran. Rose spürte etwas von dieser für sie widerlichen Kraft der Pranke.
    Dann überwand sie die Schwelle. Sie schlug zu. Ihre flache rechte Hand drosch sie gegen den hässlichen Schädel der Teufelsgestalt.
    Der Kopf kippte nach links weg, als würde er auf einer Drahtspirale sinken, die Pranke machte die Bewegung mit und rutschte von ihrer Schulter.
    Rose war frei. Und sie stürmte vor.
    Das andere Wesen konnte nicht so schnell reagieren. Rose, einmal Mut gefasst, ging sogar noch weiter. Sie sprang noch einmal über ihren eigenen Schatten.
    Kurz bevor sie den Kerzenträger erreichte, drehte sie ab und rammte ihn mit ihrer Schulter. Das Wesen wankte, fiel nicht, aber es gab ihr den Platz, um die Tür zu erreichen.
    Jetzt weg, nur weg!
    Sie stürmte hindurch. Der Schwung war zu groß. Er brachte sie bis zur gegenüberliegenden Wand, gegen die sie prallte. Zum Glück nicht mit dem Gesicht, dafür prellte sie sich hart den rechten Ellbogen. Aber was machte das schon in einer Lage wie der ihren? Da konnte sie einfach auf nichts Rücksicht nehmen.
    Nach links oder rechts?
    Wenn sie sich recht erinnerte, waren die Trittgeräusche von der linken Seite her an ihre Ohren gedrungen. Deshalb warf Rose ihren Körper in die Richtung und stürmte los.
    Sie duckte sich, als liefe neben ihr jemand her, der immer wieder eine Peitsche schwang. Sie stürmte in die graue Finsternis hinein, und es war ihr egal, was sich ihr in den Weg stellte und wo sie schließlich landete.
    Die Finsternis blieb nicht.
    Rose konnte es kaum fassen, als sie vor sich den grauen Schimmer sah. Er drang von der rechten Seite her in das Dunkel und fand seinen Weg durch rechteckige Lücken in der Wand, durch Fenster eben, die sich wie die Stufen einer Treppe unterschiedlich hoch verteilten.
    Und eine Treppe war ebenfalls vorhanden. Sie konnte die Steinstufen im grauen Licht erkennen. Sie waren uralt, ausgetreten, beschmiert und rutschig. Wer hier hoch wollte, ging das Risiko ein, sehr schnell wieder zu fallen.
    Rose blieb keine andere Chance. Sie musste den Weg nehmen, und der wiederum führte sie an den verschiedenen Fenstern vorbei.
    Manche relativ groß, andere wieder klein, aber alle Öffnungen waren in den Fels eines Berges hineingeschlagen worden.
    Die Fotografin schaute sich nicht um. Das hätte sie zu viel Zeit gekostet, und so etwas konnte sie sich nicht leisten. Für ihr Leben waren jetzt Sekunden entscheidend.
    So hetzte sie weiter, versuchte auch, mal zwei oder drei Stufen auf einmal zu nehmen, was ihr nicht immer gelang, da die Gefangenschaft zu stark an ihren Kräften gezehrt hatte.
    Nur aufgeben wollte sie nicht.
    Sie stürzte die Wendeltreppe hoch. Rose keuchte und hustete. Sie merkte auch, dass ihre Beine immer schwerer wurden. Einige Male schon war sie gestolpert, und jetzt auch wieder, aber diesmal konnte sie sich nicht mehr halten.
    Wie ein schwerer Sack fiel sie um, schlug auf der Treppe auf, schluchzte vor Schmerzen, während Licht ihren Körper überflutete.
    Rose wusste nicht, ob sie verfolgt wurden und wie nahe die Verfolger schon waren. Sie hörte nur ihren eigenen Atem und spürte auch das Hämmern im Kopf.
    Hochraffen, weiterlaufen. Das erste schaffte sie, das zweite nicht.
    Eigentlich hätte sie der widerliche Gestank warnen müssen, doch die Frau war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Sie hetzte weiter und prallte gegen ein weiches Hindernis, das auf einer Stufe stand und die Breite

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