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0772 - Das Gericht der Toten

0772 - Das Gericht der Toten

Titel: 0772 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Treppe fast vollständig einnahm.
    Weich, nachgiebig, aber so hart wie eine Säule, an der sie nicht vorbeikam.
    Sie legte den Kopf nach hinten und riss gleichzeitig die Augen weit auf. Das Entsetzen griff nach ihr wie eine Zange. Im Bruchteil einer Sekunde hatte Rose erkannt, gegen wen oder was sie da gelaufen war. Das war keine Wand gewesen, keine Säule, sondern eines dieser Wesen, das sie als Erstes gesehen hatte. Es hatte mitten in der Nacht neben ihrem Wagen gesessen und an dem verdammten Reifen geknabbert.
    Jetzt war es wieder da. Und es griff zu.
    Pfotenähnliche Pranken wischten auf sie nieder. Befreien konnte sich Rose nicht. Es gelang ihr nur noch, einen Schrei auszustoßen.
    Der wehte durch die Öffnung und zitterte in zahlreichen Echos in die klare Bergluft hinein…
    ***
    Was tun?
    Es gab nur eine Möglichkeit, die mich voranbrachte. Ich musste die Treppe bis zu ihrem Ende durchgehen. Einiges lag schon hinter mir, und ich hoffte, dass es zumindest die Hälfte gewesen war, denn eine Freude war es nicht gerade, die Stufen hochzusteigen. Sie waren unterschiedlich hoch und breit und in der Mitte ausgetreten.
    Dort hatten sich dann Feuchtigkeit und Schmutz angesammelt. Das waren wahre Stolperfallen.
    Ich kam mir trotz allem vor wie in einer künstlichen Welt auf einem fremden Planeten. Es mochte daran liegen, dass sich diffuses Dunkel und Helligkeit immer wieder abwechselten, denn in gewissen Abständen war die Felswand neben mir durch dicke Lücken unterbrochen. So konnte sich das Tageslicht ungehindert freie Bahn verschaffen und mir auch den Weg zeigen. Dann wiederum musste ich mich durch eine schwammige und irgendwo auch klamme Finsternis den Weg bahnen.
    Einige Male dachte ich an die seltsamen Mönche, die hier leben sollten. Zu Mönchen gehörte ein Kloster. Konnte es denn sein, dass ich mich in einem Kloster befand? Nicht in einem Kloster, das von Menschenhand errichtet worden war, sondern das die Natur in einer gewissen Laune einfach hatte entstehen lassen.
    Das war möglich, so etwas gab es. Schon im frühen Mittelalter und noch davor hatten sich ganze Heere in diesen natürlichen Behausungen aufgehalten.
    So etwas gab es in der Nähe von Dresden, im Elbsandstein-Gebirge. Warum also nicht auch hier?
    Mit diesem Gedanken stieg ich weiter und rechnete deshalb damit, dass die Treppe irgendwo münden würde. Möglicherweise auf einer Höhe, die mir einen guten Ausblick verschaffte.
    Vielleicht aber auch in einer Felsenhalle. Ich war gespannt.
    Den Frauenschrei hatte ich natürlich nicht vergessen. Leider hatte er sich nicht wiederholt. Wollte ich die Person lebend finden, war ich einzig und allein auf mein Glück angewiesen.
    Die Wendeltreppe führte links herum. Ich blieb stehen, ruhte mich etwas aus, schaute auch zurück und sah das unterschiedliche Spiel von Hell und Dunkel auf den Stufen.
    Über mir befand sich eine Steindecke. Hoch wie die eines Doms, als sollte dieser Berg auch in seinem Innern in die Unendlichkeit führen. Ich wischte mir den Schweiß aus dem Gesicht und ging weiter. Wenn ich so hoch musste, wie die Decke über mir lag, dann gute Nacht.
    Das stimmte nicht.
    Nachdem ich die Treppe überwunden hatte, gab es keine Stufen mehr. Dafür schaute ich auf einen schmalen Durchgang, der längst nicht die Breite einer Tür aufwies, für mich aber ideal war.
    Dahinter ballte sich die Finsternis zusammen. Durch keine Öffnung schien Licht.
    Für Helligkeit sorgte nur meine kleine Bleistiftleuchte. Ich schickte den Strahl in die Finsternis hinein, der sie regelrecht aufbohrte. Ich schwenkte die Hand, bekam mehr zu sehen und atmete auf, dass mich niemand in der Dunkelheit erwartete. Der Raum war menschen-und monsterleer, aber in ihm hing ein Geruch, der mich leicht würgen ließ.
    Den kannte ich – leider.
    Es war der typische Leichen-, Aas-oder Ghoulgeruch. Regelrecht klebrig hatte er sich zwischen den Wänden festgesetzt, die im Licht des Lampenstrahls feucht schimmerten.
    Keiner erwartete mich.
    Ich bewegte mich vor, schaute nach allen Seiten, ohne etwas erkennen zu können. Stille.
    Aber es ging weiter, denn ich entdeckte schräg vor mir einen nächsten Durchgang. Dicht dahinter führten wieder die Stufen einer Steintreppe hoch.
    Man machte es mir leicht, und ich sah keine Veranlassung, die Einladung nicht anzunehmen.
    Allerdings war diese Treppe schmaler. Manchmal schmiegte sie sich regelrecht an die sie begleitende Wand. Weit konnte es nicht mehr zu diesem unbestimmten Ziel sein. Das

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